Todesspur
Schlag zu versetzen. Er schlug Champagner vor. Er trank nur selten, aber er wollte, daß sie in eine kooperative Stimmung geriet – vielleicht würde sie ihm dann mehr erzählen.
»Wunderbar«, sagte sie. »Mein Lieblingsgetränk. Sie leisten mir Gesellschaft?«
Er bestellte bei dem wartenden Barmann zwei Gläser Champagner. Dann ließ er seinen Blick durch die Bar wandern und sah Philip Cardon, der am anderen Ende der Theke saß und so tat, als läse er ein Taschenbuch. Sie paßten wirklich auf ihn auf.
Jennie schaute in die gleiche Richtung. Im gleichen Moment sah Cardon von seinem Taschenbuch auf. Sie winkte ihm zu, dann schüttelte sie den Kopf, als wollte sie sagen:
»Hat keinen Sinn. Ein anderer ist Ihnen zuvorgekommen.«
»Zum Wohl!« sagte Tweed, und sie stießen miteinander an und leerten ihre Gläser. Bevor er Paula verließ, hatte Tweed Unmengen von Mineralwasser getrunken, in der Hoffnung, daß es ihn nüchtern halten würde.
»Noch ein Glas?« fragte Tweed. »Sie leisten mir Gesellschaft?«
Sie lächelte anerkennend, weil er ihre eigenen Worte gebrauchte. Sie tranken den größten Teil der zweiten Runde, bevor Tweed ohne jede Vorwarnung seine Frage stellte.
»Wann haben Sie erfahren, daß Julius Amberg nach Tresilian Manor kommen wollte?«
»Überhaupt nicht.« Sie sah ihn an, mit unschuldig weit geöffneten Augen. »Wir sind erst ungefähr eine Stunde vor seinem Eintreffen in das Cottage in Five Lanes gefahren.«
»Und was glaubten Sie, weshalb Sie wegfahren mußten?«
»Der Squire sagte, es kämen ein paar Freunde, denen er das Haus von Zeit zu Zeit vermietete.«
»Haben Sie je mit einem seiner Dienstboten geredet, einem Mädchen namens Celia Yeo? Sie wurde tot am Fuße des High Tor aufgefunden – was nicht weit von Five Lanes entfernt ist. Jemand hat sie in den Abgrund hinuntergestoßen.«
»Wie grauenhaft.« Sie spielte mit dem Stiel ihres leeren Glases. »Tweed, Sie sind doch irgendeine Art von Ermittler.
Und ich habe allmählich das Gefühl,
daß
Sie mich zum Gegenstand Ihrer Ermittlungen machen wollen.« »Was ich zu ermitteln versuche«, sagte Tweed grimmig, »ist eine ganze Reihe von Morden …«
»Sie meinen die armen Leute in Tresilian Manor?«
»Innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden sind hier in Zürich drei weitere Leute ermordet worden – ein Mann und zwei Frauen.«
»Sie machen mir Angst, Tweed. Aber was habe ich mit alledem zu tun?«
»Wo ist Gaunt?« fragte er.
»Unterwegs nach Basel.«
»Mit dem Flugzeug?«
»Nein, er fährt mit seinem BMW.«
»Was will er in Basel?« wollte Tweed wissen.
»Irgendwelche Geschäfte erledigen. Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich habe nicht die geringste Ahnung von seinen Angelegenheiten.«
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte er ruhig.
»Ich soll mich nicht aufregen?« fuhr sie ihn an. »Wo Sie mich verhören, als hätte ich jemanden ermordet?«
»Es ist Gaunt, an dem ich interessiert bin, nicht Sie«, sagte er sanft. »Wie lange kennen Sie ihn schon? Springen Sie mir nicht gleich an die Kehle. Ich versuche lediglich herauszufinden, weshalb diese armen Leute sterben mußten.«
»Ich kenne Squire Gaunt erst seit ungefähr zwei Wochen.
Und ich glaube, ich sollte jetzt gehen.«
»Bleiben Sie noch eine kleine Weile – helfen Sie mir, herauszufinden, wer hinter diesen grauenhaften Morden steckt.«
Louis Sheen war verblüfft, daß ihn der Taxifahrer, nachdem er ihm die auf dem Blatt Papier stehende Adresse genannt hatte, in Richtung Flughafen fuhr. Der BMW mit dem Schweizer folgte ihnen getreulich, immer ein anderes Fahrzeug zwischen sich und dem Taxi lassend. Hinter ihm bediente sich Nortons Fahrer derselben Taktik.
Nach zehn Minuten bog das Taxi von der Hauptstraße ab und hielt vor einem modernen Wohnblock an. Sheen bezahlte und stieg aus. Norton beobachtete, wie er in das Gebäude ging, dann erteilte er seinem Fahrer eine neue Anweisung.
»Ungefähr hundert Meter von hier entfernt steht eine Telefonzelle. Ich muß einen Anruf erledigen. Setzen Sie mich dort ab, dann warten Sie auf mich. Passen Sie auf, daß Sie nur nach vorn schauen …«
Norton hatte gesehen, wie der BMW außer Sichtweite hinter einem großen, parkenden Lastwagen angehalten hatte.
Ihm war klar, daß der Schweizer von diesem Punkt aus den Eingang zu dem Wohnblock unter Beobachtung halten konnte. Als sein eigener Wagen hielt, sprang er heraus, eilte zu der Telefonzelle, warf Münzen ein, wählte die Nummer des Baur-en-Ville und verlangte nach
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