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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Astrachanmantel. Er drehte die Heizung voll auf. Sein Atem ließ seine halbmondförmigen Brillengläser beschlagen. Er nahm sie ab – sie waren lediglich eine Verkleidung. Fast nirgends waren menschliche Behausungen zu sehen – nur hier und dort ein weißgetünchtes, altes Haus mit einem steilen, schneeverkrusteten Ziegeldach.
    Er fuhr durch ein kleines Dorf, das Orbey hieß. Keine Menschenseele war zu sehen. Vermutlich saßen alle in ihren Häusern am warmen Ofen. Jetzt, da er von der N 415 abgebogen war und sich auf der Nebenstraße befand, zog er seine Karte noch häufiger zu Rate. Er fuhr auf der schmalen Straße weiter und sah plötzlich den Lac Noir vor sich. Er hielt unwillkürlich den Atem an.
    Früher, als er noch beim FBI war, hatte Norton mehrfach für das Außenministerium in Geheimmissionen in Europa gearbeitet – was nach den amerikanischen Gesetzen verboten und höchst illegal war. Norton kannte sich auf dem Kontinent aus, aber so etwas hatte er noch nie gesehen.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des einsamen, stillen Sees ragte eine hohe, senkrecht abfallende Granitwand auf.
    Oberhalb von ihr ragte eine Burg mit Türmchen und etlichen erleuchteten Fenstern in den Himmel. Er schaute auf zum Chateau Noir. Einem Impuls nachgebend, beschloß er, Mr. Amberg einen Besuch abzustatten.
    Norton fuhr eine steile, vielfach gewundene Straße hinauf, die die Frau im Bristol gleichfalls auf der Karte eingezeichnet hatte. Auf dem Gipfel angekommen, sah er, daß der höchste Punkt der Burg ein mächtiger Bergfried war.
    Die meisten Leute wären zutiefst beeindruckt gewesen von der Großartigkeit des Bauwerks. Für Norton war es nicht mehr als ein Beispiel für die gräßlichen Gebäude, die in mittelalterlichen Zeiten gebaut worden waren. Eine hohe Mauer umgab das Chateau, und Norton nahm sie rasch in Augenschein, bevor er seinen Wagen verließ und sich dem hohen, schmiedeeisernen Tor näherte, das in die Mauer eingelassen war.
    Er drückte auf den Knopf unter einer Sprechanlage im linken Torpfosten. Er würde sich beeilen müssen; er wollte aus dem Gebirge heraus sein, bevor sich die Dunkelheit auf diese fürchterlichen Straßen niedergesenkt hatte. Eine Stimme sagte etwas auf Deutsch.
    »Ich spreche nicht Deutsch«, erwiderte Norton, seinen amerikanischen Akzent verdrängend.
    »Dann nennen Sie bitte Ihren Namen«, sagte die Stimme auf Englisch.
    »Tweed. Tweed …«
    »Bitte treten Sie ein.«
    Ein Summer ertönte. Norton stieß gegen beide Torflügel.
    Der linke schwang auf. Er zog ein Streichholzheftchen aus der Tasche und steckte es ins Schloß. Er vermutete, daß das Tor von einer Steueranlage im Chateau aus automatisch geöffnet und wieder geschlossen werden konnte. Das war ein Trick, dessen er sich schon öfters bedient hatte. Und richtig – als er über den gepflasterten Hof ging und einen Blick zurückwarf, schwang das Tor wieder zu.
    Während er die breite Steintreppe emporeilte, die zur Haustür hinaufführte, zog er die Luger aus seinem Schulterholster und hielt sie an seiner Seite. Die große Holztür ging nach innen auf, ein kleiner, untersetzter Mann mit straff zurückgekämmtem schwarzem Haar stand dahinter. Er trug einen schwarzen Anzug, und seine durchdringenden blauen Augen verrieten zuerst Überraschung und dann Bestürzung.
    »Sie sind nicht Tweed.«
    Er wollte die Tür zuschlagen, als Norton ihm die Luger zeigte. Er verfiel in seine normale Stimme.
    »Mr. Amberg? Lügen Sie mich nicht an. Mein Finger ist ziemlich nervös.«
    »Ja, aber …«
    »Lassen Sie uns drinnen reden. Sie könnten Sich erkälten.
    Sie haben zwei Dinge, die mich interessieren. Sie könnten Ihnen eine Menge Geld einbringen. Lassen Sie uns verhandeln.« Während er sprach, war Amberg zurückgewichen, und Norton folgte ihm, nach wie vor mit der Luger in der Hand.
    Er hatte einen flüchtigen Eindruck von einer riesigen, von Wandlampen nur schwach beleuchteten Halle.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden,
Mr. Tweed,«
    Norton war verblüfft von dem Nachdruck, den der Bankier auf den Namen gelegt hatte. Seine Worte widerhallten in dem riesigen Raum. Norton, der Amberg genau beobachtete, nahm vage zur Kenntnis, daß links von ihm eine breite Treppe in eine beträchtliche Höhe hinaufführte. Außerdem glaubte er, auf dieser Treppe die Silhouette eines Menschen zu sehen.
    Im nächsten Moment zog Amberg ein Taschentuch, als wollte er sich die Nase putzen. Es gab ein Klicken, und ein Gegenstand landete vor Nortons Füßen.

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