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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Amberg wich zurück. Grauer Nebel umhüllte Norton, und vor seinen Augen verschwamm alles. Er steckte schnell die Luger ein – er konnte nicht mehr deutlich sehen –, hielt den Atem an und tastete mit der linken nach einem Taschentuch. Kurz bevor er es benutzen konnte, hatte das Tränengas seine Augen erreicht. Amberg hatte das ganzes Gesicht mit seinem Taschentuch abgedeckt.
    Norton, der, wenn auch verschwommen, immer noch sehen konnte, machte kehrt und eilte zur Tür zurück. Er nahm das Taschentuch ab, drückte die Klinke herunter und öffnete die schwere Tür. Dann taumelte er hinaus auf die Vortreppe, ergriff den schwarzen, runden Eisenknauf, zog die Tür zu und holte tief Luft.
    Sein Sehvermögen besserte sich, als die kalte Luft seine Augen erreichte. Er hatte nur eine kleine Menge abbekommen, vor allem ins linke Auge. Das Streichholzheftchen hatte verhindert, daß das Tor ins Schloß gefallen war. Obwohl er es sehr eilig hatte, von hier zu verschwinden, nahm er sich doch die Zeit, das Heftchen wieder an sich zu nehmen – vielleicht mußte er, wenn er ins Chateau Noir zurückkehrte, wieder zu demselben Trick greifen.
    Er stand neben seinem Wagen, atmete in tiefen Zügen die Bergluft ein, dann setzte er sich ans Steuer, schloß leise die Tür und drehte den Zündschlüssel. Die Frau im Bristol hatte eine Alternativroute eingezeichnet, die D 417, die durch den Col de la Schlucht führte.
    Er wendete den Wagen, entschlossen, auch diese Route zu l erkunden; es war durchaus möglich, daß Tweed sie auf seiner Fahrt zum Chateau Noir benutzte. Sein linkes Auge tränte immer noch, als er vorsichtig bergab fuhr.
    Norton war wütend – in erster Linie auf sich selbst. Er hatte gegen seine eigene goldene Regel verstoßen – nie impulsiv handeln, immer die Verhältnisse genau erkunden und dann die Soldaten vorschicken. Er hatte der Versuchung i nachgegeben, einen Job von sich aus zu erledigen. Nie wieder …
    Was ihn am meisten ärgerte, war, daß er nicht die geringste Ahnung hatte, wie die Gestalt, die auf der Treppe gestanden hatte, aussah. Wer zum Teufel mochte das gewesen sein, diese Gestalt, die die Gasgranate abgefeuert hatte? Eines war sicherer würde zum Chateau Noir zurückkehren, und zwar mit Menckens gesamter Mannschaft. Während seiner kurzen Demütigung hatte Norton eine Menge gesehen. Da war ein Draht vermutlich unter Strom – dicht oberhalb der Mauer, die das steinerne Monstrum umgab.
    Außerdem hatte Norton einen mit Steinen gepflasterten Pfad gesehen, der am Chateau vorbei auf den gewaltigen Bergfried zuführte. Ein Mann mit einer Maschinenpistole auf diesem Ding konnte sämtliche Ein- und Ausgänge beherrschen.
    Eine Weile zuvor war er auf die D 417 abgebogen und befand sich nun wieder auf einer Hauptstraße. Er erreichte eine Stelle, an der ein großes Gebäude die Aufschrift LA SCHLUCHT 1139 trug. Er befand sich in einer Höhe von 1139 Metern. Er fuhr weiter, nun durch eine grauenhafte, endlose Spirale von Haarnadelkurven.
    An einer Stelle hielt er an und zeichnete den Punkt auf seiner Karte ein. Zu seiner Linken ragte eine Granitwand senkrecht neben der Straße auf. Zu seiner Rechten gähnte ein bodenloser Abgrund. Die Granitwand war mit stählernem Maschendraht überzogen, um zu verhindern, daß Geröll auf die Straße stürzte. Eine hervorragende Stelle für einen Hinterhalt.
    Er befand sich immer noch weit oberhalb der Schneegrenze, mußte aber nach wie vor die schwindelerregenden Haarnadelkurven durchfahren. Trotz des Risikos fuhr er ziemlich schnell das Licht wurde schwächer. Die Dämmerung senkte sich über die Vogesen herab.
    Er fuhr weiter, ohne irgendwelchen anderen Fahrzeugen zu begegnen, brachte die Schneegrenze hinter sich, gab noch mehr Gas. Als er in Colmar eintraf, war die Straßenbeleuchtung eingeschaltet. Er hielt vor dem Bahnhof an, ging hinein, um nach dem Weg in die Altstadt zu fragen, und sah einen großen Stadtplan von Colmar.
    Sobald er ein Zimmer in der Altstadt gefunden hatte, würde er als erstes im Bristol anrufen und nach Mr. Tweed verlangen. Er war sicher, daß er einen Volltreffer landen würde.
    Wenn Tweed an den Apparat kam – falls er es tat –, würde er den Hörer auflegen. Das sollte eigentlich an seinen Nerven zerren. Mr. Tweed wußte es nicht, aber sie würden ihn im Elsaß begraben.

31. Kapitel
    »Ich rechne damit, daß wir in den Vogesen den allergrößten Gefahren ausgesetzt sein werden«, prophezeite Tweed in seinem Zimmer im Hotel Drei

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