Todesspur
dem Präsidenten telefonierte, nannte er ihm die Telefonnummer seiner jeweiligen Unterkunft. Der Präsident hatte keine Ahnung, zu welcher Stadt die Vorwahl gehörte – das stellte Sara fest, nachdem das Gespräch beendet war.
Norton, dessen graues Haar jetzt schon recht lang war, saß in der Wohnung in Basel, die er sich angeeignet hatte.
Normalerweise wurde sie von einem zur Botschaft in Bern gehörenden Diplomaten bewohnt. Anderson, dem Botschafter, hatte es gar nicht gefallen, als Norton ihn anwies, den gegenwärtigen Bewohner hinauszuwerfen, aber ihm war nichts anderes übriggeblieben, als der Mann mit dem grauen Haar und den halbmondförmigen Brillengläsern ihm den vom Präsidenten persönlich ausgestellten Ausweis unter die Nase gehalten hatte.
Anderson hatte ihm auch mitgeteilt, daß er seinen Schreibtisch räumte und nach Hause führe. Ein Mann namens Gallagher sollte seinen Posten übernehmen. Norton hatte insgeheim gelächelt. Anderson, ein Diplomat der alten Schule, mußte Marchs Mißfallen erregt haben. Das Telefon läutete.
»Hier Mencken. Wir wissen jetzt, wo Amberg ist. Im Chateau Noir in Frankreich. In der Nähe einer Stadt namens Colmar. Das Chateau liegt irgendwo in den Vogesen.«
»Verlegen Sie die gesamte Truppe nach Colmar. Quartieren Sie sich im Hotel Bristol ein. Von hier aus ist es nur eine kurze Fahrt. Ich werde dort sein. Was ist mit dem Kurier mit dem Geld?«
»Sitzt in einem abgeschlossenen Zimmer. Sie wissen, in welchem Hotel. Ich habe den Schlüssel.« »Nehmen Sie ihn mit – und das Geld. Wer immer das hat was ich haben will, wird versuchen, einen neuen Übergabeort zu vereinbaren. Machen Sie sich auf die Socken …«
Norton begann, seine Sachen in den einen Koffer zu stecken, mit dem er zu reisen pflegte. Klein genug, daß er ihn als Handgepäck in ein Flugzeug mitnehmen konnte. Das ersparte ihm das Herumhängen an Gepäckausgaben. Das Telefon läutete abermals.
»Ja, wer ist dort?«
»Der Mann, der Ihnen zehn Tage Zeit zum Aufräumen gegeben hat«, bellte March. »Ich weiß jetzt, daß Sie in Basel sind. Wie ist die Lage? Es gab drei mögliche Orte in der Umgebung von Zürich, wo das Geld gegen den Film und das Tonband eingetauscht werden sollten.«
»Es war eine Finte. Ich habe alle drei Orte überwachen lassen. Niemand ist aufgekreuzt. Jemand spielt den Gerissenen. Benutzt Kidnapper-Techniken. Beordert einen an einen.
Ort – in diesem Fall sogar drei –, und dann taucht niemand auf. Reiner Nervenkrieg. Dann bekommt man wieder einen Anruf, neuer Treffpunkt. Ich bin gerade unterwegs zum Hotel Bristol in Colmar in Frankreich. Sie bekommen die Telefonnummer, sowie ich dort eingetroffen bin. Wir werden unseren Auftrag erfüllen. Alle vier Personen werden eliminiert, und außerdem werden wir uns Ihren Film und das Tonband verschaffen…«
»Norton, Sie können sich nicht vorstellen, wie ermutigend ich das finde, was Sie eben gesagt haben«, erwiderte March mit bösartigem Sarkasmus. »Und wie wollen Sie Ihre Arbeit diesmal erledigen – vor dem 13. März?«
Zweiter Teil
Auf Leben und Tod
30. Kapitel
Norton traf als erster in Colmar ein. Angetan mit einem schwarzen Astrachanmantel und einer Pelzmütze, sah er aus wie ein russischer Professor, als er über seine halbmondförmigen Brillengläser hinweg die Frau an der Rezeption des Hotels Bristol musterte.
Was hatte der Neuankömmling an sich, das bewirkte, daß die Frau hinter dem Tresen innerlich schauderte? Er stand reglos da, und die Augen hinter den Gläsern, die auf sie gerichtet waren, sahen aus, als wären sie tot und keines menschlichen Ausdrucks fähig.
»Ich brauche ein Doppelzimmer für fünf Tage«, teilte Norton ihr mit. »Aber ich habe auch anderswo geschäftliche Dinge zu erledigen, es kann also sein, daß ich nicht jede Nacht hier bin. Ich zahle für die fünf Tage im voraus …«
Er trug sich unter dem Namen Ben Thalmann ein, bezahlte mit französischen Francs und holte dann eine MichelinKarte der Vogesen hervor, die er in Basel gekauft hatte. Er hatte die Stadt nur zwanzig Minuten nach seinem Gespräch mit Präsident March verlassen.
»Ich muß ins Chateau Noir, das einem Schweizer gehört, der Amberg heißt. Können Sie mir zeigen, wie ich fahren muß, um zu diesem Chateau zu kommen?«
»Dann müssen Sie sich beeilen, Sir«, erwiderte sie in ihrem ausgezeichneten Englisch. »Es wird bald dunkel, und in den Bergen liegt noch Schnee. Die Straßen sind vereist.«
»Zeigen Sie es mir
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