Todesspur
bewegt sich sehr schnell. Ihre erste Aufgabe besteht darin, diesen Sprengstoff zu holen …«
»Was ich ohnehin vorhatte.«
»Dieses Kreuz, wenn Sie mir noch zuhören, bezeichnet einen Steilhang an der Straße. Er sieht ziemlich instabil aus, und an der anderen Straßenseite ist ein tiefer Abgrund. Vielleicht könnten Sie eine Lawine auslösen, wenn sie …«
»Okay. Das gefällt mir.«
»An dieser Stelle – gleichfalls oberhalb der Schneegrenze könnten Sie sie ins Kreuzfeuer nehmen. Sie machen sich ja gar keine Notizen.«
»Doch, das tue ich.« Mencken tippte sich an die Stirn.
»Hier oben. Ich habe einen Verstand, der funktioniert. Noch etwas?«
Norton musterte Mencken durch den Vorhang hindurch.
Auch er konnte den anderen nur verschwommen erkennen, und die getönten Gläser der Brille, die er aufgesetzt hatte, verstärkten den Effekt. Menckens Gesicht wirkte mit dem harten Kinn und den vorstehenden Wangenknochen ausgesprochen skelettartig. Ein Mann, der nicht zögern würde, eine Exekution durchzuführen. Was Norton nur recht sein konnte. Trotzdem traute er dem Mann nicht, In den schiefer-grauen Augen, die durch den Vorhang starrten, entdeckte er einen arroganten Ehrgeiz. Du würdest dir nicht die geringste Chance entgehen lassen, das Kommando zu übernehmen, dachte er. Und deshalb galt es, Marvin Mencken mit aller Härte entgegenzutreten.
Mehrere Minuten lang listete er weitere durch Kreuze markierte Stellen in den Vogesen auf. Schließlich schob er die Karte unter dem Vorhang durch, mit Händen, die in seidengefütterten Handschuhen steckten. Mencken fand den Gebrauch von Handschuhen interessant. Er deutete darauf hin, daß Nortons Fingerabdrücke in den Vereinigten Staaten registriert waren – vielleicht unter einem anderen Namen.
War er früher bei der CIA oder beim FBI gewesen? Oder vorbestraft?
Er ergriff die Karte und steckte sie in die Tasche. Er hatte die Nase voll von Norton, der ihm alles erklärte, als wäre er ein blutiger Neuling in diesem Geschäft. Hinzu kam, daß im Wesen dieses Mannes etwas Herablassendes lag. Aber Norton war noch nicht fertig.
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Es sind nicht nur Tweed und seine Leute, die wir beseitigen müssen. Ich bin ganz sicher, daß Joel Dyson in dieser Gegend auftauchen wird …«
»Weil
mein
Mann ihn vor der Zürcher Kreditbank in Basel entdeckt und zum Reden gebracht hat…«
»Um ihn dann lebend entkommen zu lassen«, schnarrte Norton. »Kein großer Erfolg, Mencken. Und unterbrechen Sie mich nicht noch einmal, sondern konzentrieren Sie sich auf das, was ich sage. Joel Dyson muß beseitigt werden. Und was ebenso wichtig ist – auch dieser Special Agent Barton Ives. Sie alle müssen vom Angesicht der Erde verschwinden.«
Mencken beugte sich vor, bis seine Nase den Vorhang berührte.
»Ich werde sie alle erledigen. Verlassen Sie sich darauf.«
»Vergessen Sie nicht, daß sie auf zwei Routen zum Chateau Noir fahren können«, erinnerte ihn Norton.
»Ich werde sie alle erledigen«, wiederholte Mencken.
33. Kapitel
Bevor Marler Basel verließ, hatte er Tweed gesagt, daß er sich selbst einen Wagen mieten und allein nach Colmar fahren würde. Das war typisch für ihn.
»Es kann sein, daß ich erst am späten Abend im Hotel Bristol eintreffe«, hatte er erklärt, Tweed, der wußte, daß Marler am liebsten selbständig arbeitete, hatte sofort seine Zustimmung gegeben. Schließlich hatte er Marler über alles informiert, was passiert war. Er hatte mit dem Massaker in Tresilian Manor angefangen und mit seiner letzten Unterhaltung mit Jennie Blade aufgehört.
»Wir sehen uns dann im Bristol«, hatte Marler munter gesagt.
Er hatte einen Audi gemietet und war nach Mülhausen gefahren. Doch anstatt die Fahrt auf der Autobahn in Richtung Colmar fortzusetzen, war er nach Westen abgebogen und auf den Elsässer Belchen im südlichen Teil der Vogesen zugefahren. Dort gab es einen Flugplatz für Segelflugzeuge, und er hatte sich in seinem fließenden Französisch eine Weile mit dem Verwalter unterhalten.
Marler war, nach ausgiebigem Training in England, ein Experte im Umgang mit Segelflugzeugen. Er hatte eines untersucht und war in das enge Cockpit geklettert. Der Verwalter lehnte sich gegen die Maschine, während Marler um den Preis feilschte. Er wollte das Flugzeug für mehrere Tage mieten.
»Sie haben meine Lizenz gesehen, aber Unfälle passieren nunmal. Was würde es kosten, wenn ich Bruch mache?«
»Eine schöne Stange Geld.«
»Wieviel?«
Der
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