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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aber sauber. Während sein Gastgeber herumwieselte, schaute Marler sich in dem Zimmer um.
    Die Wände waren gesäumt mit großen alten Holztruhen und Schränken. Als Grandjean einen der Schränke öffnete, konnte er sehen, daß er bis auf die letzte Ecke vollgepackt war. Der Himmel helfe jedem Polizisten, der diese Wohnung durchsuchen wollte. Die Beleuchtung kam von einem großen, ovalen Fenster in dem schrägen Dach. Der einzige halbwegs moderne Gegenstand in der Wohnung war der große Kühlschrank, aus dem Grandjean die Flasche Riesling geholt hatte. Das Zimmer kam Marler vor wie die Höhle eines Eremiten.
    Grandjean kam mit einer schwarzen Baskenmütze zurück, unter seinen anderen Arm hatte er eine Ledermappe geklemmt. Er gab Marler die Mütze.
    »Sie sind Engländer. Ganz offensichtlich – selbst abgesehen von den Sachen, die Sie tragen.«
    Was stimmte. Auf dem Kontinent wurde Marler immer für das gehalten, was sich die Leute unter einem typischen Engländer vorstellen, einen Angehörigen der müßiggängerischen Oberschicht. Seine gedehnte Sprechweise verstärkte diesen Eindruck. Damit hatte er schon mehr als einen Gegner hinters Licht geführt.
    Unter dem typisch britischen Mantel, den er auf einen Stuhl gelegt hatte, trug er ein Jackett im Hahnentrittmuster, eine warme, graue Hose und eine blaue Krawatte. Er betrachtete die Baskenmütze.
    »Warum das?«
    »Mit diesem Geigenkasten geben Sie sich als Musiker aus.
    Bei einem Engländer, der so gekleidet ist wie Sie, läßt die Baskenmütze ein künstlerisches Temperament vermuten.«
    »Gott behüte!«
    »Setzen Sie sie auf. Und in dieser Mappe sind ein paar Notenblätter. Legen Sie ein oder zwei davon auf den Sitz neben sich. Das wird den Eindruck, daß Sie ein Musiker sind, noch verstärken.«
    Marler durchblätterte die Noten. Bei einem Blatt hielt er inne –
La Jeune Fille aux Chevaux de Lin.
Das Mädchen mit dem flachsblonden Haar. Unwillkürlich begann er, die Melodie vor sich hinzusummen. Grandjean vollführte einen kleinen Freudentanz.
    »Ausgezeichnet, mein Freund. Sie haben sich in die Rolle hineinversetzt…«
    Grandjean packte die zwölf Handgranaten und die Tränengaspatronen in den Geigenkasten, nachdem er jedes Stück in dickes Seidenpapier eingewickelt hatte. Dann verfuhr er ebenso mit der Tränengaspistole, der Luger und der Munition. Danach stellte er einen Kasten auf den Tisch, den er unter den mit einem unsichtbaren Scharnier versehenen Dielenbrettern hervorgeholt hatte. Darin lag das auseinandergenommene Armalite-Gewehr.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, setze ich es zusammen«, meinte Marler.
    Grandjean beobachtete beifällig, mit welcher Geschwindigkeit Marler die einzelnen Teile zusammenfügte. Er setzte das vergrößernde Nachtsichtgerät auf, schaute hindurch auf das Dachfenster, drückte auf den Abzug der ungeladenen Waffe.
    »Fühlt sich gut an.«
    Ebenso schnell nahm er es wieder auseinander, und Grandjean wickelte auch die Teile in Seidenpapier ein. Er verstaute sie in dem Geigenkasten, packte die Munition dazu. Dann nahm er ein großes Stück schwarzen Samt und breitete es über den Inhalt des Kastens. Aus einer anderen tiefen Schublade holte er einen langen, dünnen Gegenstand, der in einem Seidenfutteral steckte. Er deutete auf das herausragende Ende, bevor er ihn auf den Samt legte.
    »Noch mehr Tarnung. Der Bogen für Ihre imaginäre Geige.«
    Er schloß den Kasten und klappte den Verschluß herunter. Marler hob ihn an und testete sein Gewicht, während der Bucklige strahlte. Marler setzte die Baskenmütze auf. »Perfekt«, schwärmte Grandjean. »Ich habe das Seidenpapier benutzt, damit nicht die Gefahr besteht, daß etwas klappert.«
    »Da wir gerade von Gefahr reden – weshalb sagten Sie, ich könnte möglicherweise von der Polizei angehalten werden? Aber lassen Sie uns zuerst abrechnen.«
    Marler unternahm keinen Versuch, um den Preis zu feilschen. Er holte einen Packen Tausend-Franc-Scheine aus der Tasche und zählte den geforderten Betrag auf den Tisch. Erst dann erläuterte Grandjean seine Andeutung.
    »Ja, es kann durchaus sein, daß Sie von der Polizei angehalten werden. Ich erfahre im allgemeinen, was vor sich geht. Paris hat eine Nachricht erhalten, daß eine Gruppe von Terroristen in das Land eingereist ist.«
    »Von wo?« fragte Marler scharf.
    »Aus der Schweiz.«
    »Ich verstehe. Ich werde vorsichtig sein.«
    Sie gaben sich die Hand, und er dankte dem Buckligen für seine Dienste. Nachdem Grandjean die Tür

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