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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nur dann Vorfahrt gehabt, wenn der Mann sie dir gelassen hätte«, erklärte sie.
    »Was hast du gesagt?« Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu.
    Er hatte kein Wort von dem gehört, was sie gesagt hatte.
    Jetzt wußte sie, daß sie recht gehabt hatte – er fuhr mit Autopilot. Der größte Teil seines Denkens war meilenweit entfernt. Wo?
    Sie ließ sich alles, was gesagt worden war, während sie im Chateau Noir waren, noch einmal durch den Kopf gehen.
    War es Frustration, was Gaunt zu schaffen machte? Frustration, weil der Film und das Band angeblich verschwunden waren?
    Dann wurde es ihr schlagartig klar.
Wußte
Gaunt, was der Film und das Tonband enthielten? Sie erinnerte sich an etwas, das Gaunt zu Beginn seines Gesprächs mit Amberg gesagt hatte. Als Julius in Tresilian Manor eingetroffen war, hatte Gaunt mit ihm gesprochen. Hatte Julius Gaunt erzählt, was er auf dem Film gesehen, auf dem Band gehört hatte? Es war möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.
    Als sie sich Colmar näherten, kam von den Feldern her plötzlich dichter Nebel auf und drang in die Stadt ein. Gaunt schaltete die Nebelscheinwerfer ein und fuhr im Schrittempo. In der Nähe des Hotels Bristol kamen sie durch eine Straße mit Geschäften. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Greg, könntest du mich hier absetzen? In den Geschäften brennt Licht, sie haben noch geöffnet. Ich möchte mir etwas in der Drogerie besorgen.«
    »Von mir aus.«
    Er fuhr an den Bordstein. Sie öffnete die Tür, schwang ihre langen Beine heraus. Als sie sich umdrehte, um die Tür zuzumachen, und ihn ansah, hatte sie den Eindruck, daß er sich ihrer Existenz wieder bewußt war.
    »Von hier zum Bristol sind es nur ein paar Schritte. Du weißt ja, wo du mich finden kannst. In der Bar natürlich …«
    Das Heck des BMW wurde Von dem Nebel verschluckt, der inzwischen noch dichter geworden war. Als Gaunt in den Rückspiegel schaute, sah er sie nur als undeutliche Silhouette am Bordstein. Im Bristol hatte Tweed beschlossen, daß sie ihr verspätetes Mittagessen in der Brasserie einnehmen würden. Nach ihrer Ankunft hatte er geraume Zeit damit verbracht, eine Karte der Vogesen zu studieren und die verschiedenen Routen zum Chateau Noir herauszufinden.
    Im Hotel gab es ein besseres Restaurant, in das man durch das Foyer gelangte. Der Kellner, der ihm, Paula und Newman entgegenkam, trug einen formellen schwarzen Anzug, und als er versuchte, sie zu einem Tisch zu geleiten, benahm er sich, als täte er ihnen einen Gefallen.
    »Ich suche die Brasserie«, teilte ihm Tweed auf Englisch mit.
    »Tatsächlich, Sir?« Der Tonfall des Kellners besagte, daß er den Status des Gastes falsch beurteilt hatte. »Durch diese Tür dort, dann links und noch einmal links.«
    »Hier ist es besser«, bemerkte Tweed. »Gemütlicher. In dem anderen Restaurant kann man eine Stunde auf den ersten Gang warten, und das Servieren vollzieht sich wie ein Staatsbegräbnis.«
    Paula war ganz seiner Meinung. Und im Gegensatz zum Restaurant, wo die Leute dagesessen hatten wie Wachspuppen, waren die paar Gäste hier vorwiegend Einheimische, die einen Aperitif tranken und eine Mahlzeit zu sich nahmen.
    Eine Kellnerin geleitete sie zu einem Tisch an einer der getäfelten Wände. Die Tischdecke hatte eine hübsche rosa Farbe. Die Fenster der Brasserie gingen auf den Bahnhof hinaus, von dem sie durch eine breite Straße getrennt war. Tweed hatte gut gewählt.
    »Ich glaube, ich werde ein Glas Wein trinken«, verkündete Tweed zu Paulas Überraschung, nachdem sie sich niedergelassen hatten. »Wir sind in einer Riesling-Gegend. Ein vorzüglicher Wein.«
    Die geschäftige Kellnerin trug eine weiße Bluse, einen schwarzen Rock und eine kurze weiße Schürze. Nachdem die anderen freudig zugestimmt hatten, bestellte Tweed eine Flasche Riesling. Als sie gebracht wurde, sahen sie, daß es ein 1989er Wein war. »Jetzt müssen Sie sagen, daß das ein guter Jahrgang ist«, zog Newman ihn auf.
    »Hoffen wir
es.
Ich habe keine Ahnung. Haben Sie schon einmal vom Chateau Noir gehört?« fragte er die Kellnerin auf Englisch.
    »Ja. Es liegt in den Bergen, oberhalb vom Lac Noir. Ein schlimmer Ort, Sir. Er bringt Unglück.«
    »Weshalb?«
    »Das Chateau Noir hat eine merkwürdige Geschichte, Sir.
    Es wurde vor vielen Jahren von einem amerikanischen Millionär gebaut. Aus Granit, nach den Plänen einer mittelalterlichen Festung. Hat viele Millionen Francs gekostet. Er hat Selbstmord begangen.«
    »Wer hat Selbstmord begangen?«

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