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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Teppiche, die Worte, die Amberg seinen Lippen entschlüpfen ließ.
    Sie stand auf, strich ihre Hose glatt, steckte die Hände zum Schutz vor der Kälte in die Taschen und wanderte hinter dem Podest herum.
    Am hinteren Ende der Halle führte eine breite Steintreppe zu einer Innenterrasse hinab. Durch ein großes Fenster hatte man eine grandiose Aussicht auf die schneebedeckten Hänge der Vogesen, die im Sonnenlicht glitzerten. Die Luft war so klar, daß sie in der Ferne ein anderes Gebirge sehen konnte. Den Schwarzwald auf der anderen Seite des Rheins.
    Dann schaute sie direkt nach unten und mußte tief Luft holen. Direkt hinter dem Fenster tat sich ein Abgrund mit einer steilen Felswand auf, an deren unterem Ende ein schwarzer See lag, tief im dunklen Scharten der Berge. Hinter ihr ging die Unterhaltung weiter.
    »Ich habe keine Ahnung, weshalb sie verschwunden sind«, erwiderte Amberg. »Es war Julius, der die Transaktion veranlaßt hat.«
    »Ich dachte, Sie wären Präsident der Bank«, warf Gaunt dem Schweizer vor.
    »Das stimmt. Aber für die alltäglichen Geschäftsvorgänge war Julius verantwortlich.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie keine Ahnung haben, was mit den beiden Gegenständen passiert ist, die der Bank zur sicheren Aufbewahrung anvertraut wurden?«
    »So ist es.«
    »Sprechen Sie diese Bemerkung auf ein Tonband, dann brauchen Sie es nur abzuspielen«, fuhr Gaunt ihn an.
    Als er mit grimmiger Miene aufstand, beschloß Jennie zu intervenieren. Auch Amberg war aufgestanden, klein, rundlich, wie üblich in einem schwarzen Anzug. Er drehte sich überrascht zu ihr um, als hätte er ihre Anwesenheit vergessen gehabt. Jennie wurde klar, wie intensiv er sich auf sein Duell mit Gaunt konzentriert hatte.
    »Wie in aller Welt halten Sie diesen riesigen Bau in Ordnung?« fragte sie. »Sie haben doch bestimmt irgendwelche Dienstboten?«
    »Ja. Aber sie wohnen nicht hier. Das wäre eine Invasion in meine Privatsphäre, die mir sehr viel wert ist. Die Leute aus dem nächsten Dorf tun alles, was getan werden muß.« Seine blauen Augen blinzelten. »Natürlich muß ich ihnen im Sommer mehr zahlen, aber das ist verständlich. Sie leben von ihren Weinbergen. Ich habe selbst einen Weinberg. Wenn Sie das nächste Mal zu Besuch kommen, können Sie meinen eigenen Wein kosten. Aber Ihr Freund scheint es eilig zu haben.« Jennie hatte, während er sprach, unverwandt in seine intelligenten blauen Augen geschaut. Die Verwandlung seiner Persönlichkeit verblüffte sie. Aber dann fiel ihr eine mögliche Erklärung ein. Er war ein Mann, der der Gesellschaft von Frauen den Vorzug gab – und Gaunt war auf ihn losgeprescht wie ein wildgewordener Bulle. Sie warf einen Blick auf den Squire. Er stand da wie aus Stein gehauen, wütend, daß er aus dem Bankier nichts hatte herausholen können.
    Amberg begleitete sie in die Diele. Als sie hinausging, streckte ihr Amberg die Hand entgegen und schüttelte die ihre.
    »Vergessen Sie nicht die Einladung zur Weinprobe …«
    Dann sah er Gaunt an, und seine Miene änderte sich unvermittelt. Sie erinnerte sie an das Verhalten, das der Schweizer während der Unterhaltung an den Tag gelegt hatte. Der reinste Eisblock.
    »Leben Sie wohl, Mr. Gaunt.«
    »Es war mir kein Vergnügen«, dröhnte Gaunt mit höchster Lautstärke.

34. Kapitel
    »Probleme. Hier kommen sie«, sagte Marler zu sich selbst.
    Er fuhr auf der Autobahn in Richtung Colmar. Es war später Nachmittag, aber noch hell. Beiderseits der Straße dehnten sich gepflügte Felder, als er die Polizeisirene hörte und in seinem Rückspiegel den herankommenden Streifenwagen sah. Er verlangsamte und hielt an.
    Als er das Fenster öffnete, strömte eiskalte Luft herein. Er summte die Melodie von
La Jeune Fille aux Chevaux de Lin,
als der Streifenwagen ein paar Meter vor ihm anhielt. Bevor er aus Straßburg abgefahren war, hatte er den Beifahrersitz so weit wie möglich zurückgeschoben und den Geigenkasten so hingestellt, daß seine Basis auf dem Boden stand und der obere Teil schräg am Sitz lehnte. Auf dem Sitz lagen mehrere Notenblätter.
    Ein uniformierter Polizist mit schmalem Gesicht stieg aus dem Streifenwagen, während sein Kollege am Steuer sitzen blieb. Er kam auf Marler zu. Die Klappe seines Pistolenholsters war geöffnet.
    »Ihre Papiere bitte!«
    Marler hielt Paß und Führerschein bereit und reichte ihm die Dokumente. Der
flic
betrachtete den Paß eingehend, dann gab er ihn Marler zurück und warf einen Blick in den

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