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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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der Hauptstraße von Kaysersberg stand.
    Norton stand seit mehr als einer halben Stunde vor dem Eingang zu einem kleinen Lokal. Er hatte seine Pelzmütze so weit hochgeschoben, daß sie seine Ohren nicht mehr bedeckte. Seine Augen waren ausdrucklos und ohne eine Spur von Wärme, während er auf die Explosion wartete. Eine Weile zuvor hatte er die Brücke inspiziert. Es war eine beachtliche Bombe, die seine Männer in der eiskalten Nacht dort angebracht hatten, als kein Mensch unterwegs war.
    Er versteifte sich, als er hörte, wie ein Wagen sich näherte, wich tiefer in den Eingang des Lokals zurück. Der Kombi, mit Nield am Steuer, fuhr im Schrittempo an ihm vorbei und holperte über das Kopfsteinpflaster. Die Harley-Davidson, auf der Butler saß, tauchte auf, überholte Nield und verließ den Ort in Richtung Vogesen. Gleich darauf fuhr ebenso langsam der graue Espace an ihm vorbei, gleichfalls auf dem alten Pflaster holpernd. Er fuhr so nahe an Norton vorbei, daß dieser Tweed auf einem der vorderen Sitze deutlich erkennen konnte.
    Ein zweites Motorrad, gefahren von Philip Cardon, bildete die Nachhut des Konvois. Norton wartete, bis das Motorengeräusch nicht mehr zu hören war und die Stille des verschneiten Morgens wieder über dem Ort lag. Er holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und nahm Verbindung mit Mencken auf, der sich hoch oben in den Bergen befand.
    »Hier Norton. Die Konkurrenz verläßt jetzt Kaysersberg.
    Ihr Direktor sitzt in einem grauen Espace, der von einem anderen Mann gefahren wird. Außerdem sitzen zwei Frauen darin. Er wird von einem Kombi und zwei Motorradfahrern eskortiert. Also aktivieren Sie jetzt Phase Zwei. Und zwar sofort. Verstanden?«
    »Verstanden. Wird erledigt«, bestätigte Menckens schneidende Stimme.
    Norton schob die Antenne wieder in den Apparat und ging durch eine Nebenstraße dorthin, wo er seinen gemieteten blauen Renault geparkt hatte. Das nächste Stadium war die Fahrt zum Chateau Noir. Lange bevor er es erreichte, würde Tweed eliminiert sein. Norton verschwendete keinen Gedanken darauf, weshalb die Bombe nicht detoniert war.
    Ein defekter Zünder? Es spielte keine Rolle. Norton war ein überaus geduldiger Mann.

40. Kapitel
    »Es wird noch weitere Hinterhalte geben«, warnte Tweed, als sie Kaysersberg hinter sich gelassen hatten und die Straße in Serpentinen aufwärts führte.
    »Wie sind Sie darauf gekommen, daß die Brücke eine Gefahr darstellen könnte?«
    »Ein sechster Sinn. Umgekehrtes Denken, wenn Sie wollen.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Jennie.
    »In Anbetracht der Strecke zwischen Colmar und dem Chateau Noir würde jeder Durchschnittsmensch vermuten, daß die wirkliche Gefahr an einem abgelegenen Ort hoch oben in den Vogesen lauert …«
    »Aber Sie sind kein Durchschnittsmensch«, bemerkte Jennie und stützte ihre Arme auf die Rückenlehne von Tweeds Sitz.
    So ist’s richtig, meine Liebe, dachte Paula, trag die Schmeichelei so dick auf wie möglich.
    »Umgekehrtes Denken«, erklärte Tweed, ohne auf die Unterbrechung zu reagieren, »ist so etwas ähnliches wie der Blick durch das falsche Ende eines Fernrohrs. Man dreht alles um und versucht, aus früheren Erfahrungen zu lernen. Wir verfügen über Erfahrungen, die beweisen, wie skrupellos Norton den Tod von Unschuldigen in Kauf nimmt. Der Angriff in der Bahnhofstraße – wo der zweite Killer eine Maschinenpistole hatte und im Begriff war, sie zu benutzen. Das war in einer belebten Straße, und wenn er zum Schießen gekommen wäre, hätte es bestimmt eine Menge Tote und Verletzte gegeben. Also hätte sich Norton keinen Deut darum geschert, wenn beim Sprengen einer Brücke etliche Einheimische ums Leben gekommen wären.«
    »Das wird also eine gefährliche Fahrt werden«, meinte Jennie. »Wir haben Sie gewarnt. Aber Sie wollten ja unbedingt mitfahren«, fauchte Paula.
    »Oh, ich habe keine Angst.« Jennie schien Paulas Vorwurf überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Da oben auf dem Felsen ist ein Mann, der uns beobachtet«, fuhr sie fort. »Ich habe gesehen, wie etwas aufblitzte, vielleicht die Linse eines Fernglases.«
    »Sind Sie sicher, daß das keine Einbildung war?« fragte Paula.
    »Überprüfen Sie es«, wies Tweed Newman an. »Vielleicht hat Jennie wirklich etwas gesehen …«
    Trotz seiner Schneereifen ruckte der Espace in den gefrorenen Fahrspuren hin und her. Newman hielt neben einem Steilhang an und öffnete sein Fenster. Eiskalte Luft strömte in das Fahrzeug. Jetzt konnte Paula die

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