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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sich mit jemandem zu treffen, dessen Identität ein ebensolches Geheimnis war wie seine eigene. Er hoffte, daß dies ein Rendezvous war, bei dem er nicht zu erscheinen brauchte.
    Und außerdem würden Tweed und sein Team vor Anbruch der Dunkelheit eliminiert sein. Bei einem Anruf bei Mencken in Colmar hatte er den Weg über Kaysersberg und die N 415 als Route Zwei kodiert. Die südlichere Strecke in die Berge – die D 417 – hatte er als Route Eins bezeichnet.
    Und auf ihr würde Tweed ums Leben kommen.

41. Kapitel
    Paula betrachtete voller Staunen die eiszeitliche Welt, in der sie sich jetzt in dieser großen Höhe befanden. Über ihnen ragten schneebedeckte Gipfel auf. Newman lenkte den Espace immer höher und höher hinauf. Von überhängenden Klippen hingen lange Eiszapfen herab. Sie waren jetzt dem Gipfel so nahe, daß er die Sonne verdeckte und sie in kaltem, bedrohlichem Schatten die Nebenstraße entlangfuhren, auf die Newman abgebogen war.
    Sie zitterte innerlich, als sie zu der über ihnen schwebenden Masse aus Schnee und Eis hinaufschaute. Sie hatte das Gefühl, das alles könnte jeden Moment herabstürzen und sie für immer unter sich begraben.
    »Ich glaube nicht, daß die Sonne jemals bis hierher vordringt«, bemerkte Tweed gelassen.
    »Das ist irgendwie unheimlich«, erwiderte Jennie.
    »Das ist noch gar nichts«, scherzte Newman. »Sehen Sie, was da vor uns liegt. Meine Damen und Herren, auf unserem Ausflug in die Vogesen haben wir jetzt den Lac Noir erreicht, den berüchtigten Schwarzen See.«
    »Dann sollten wir aussteigen und uns die Beine vertreten«, schlug Tweed vor. »Wir sind nicht mehr weit vom Chateau entfernt und wollen frisch dort ankommen.«
    »Oh, mein Gott! Was für ein Horror«, rief Paula, als sie nach Tweed ausgestiegen war.
    Newman hatte den Motor abgestellt, und eine bedrückende Stille senkte sich auf sie herab. Der Espace hatte dicht an einer niedrigen Steinmauer angehalten. Hinter ihr erstreckte sich das Wasser des Lac Noir – Wasser, das kohlschwarz war und so unbewegt wie eine Teergrube. Und was noch schlimmer war, der kleine See endete an einer schwarzen Granitwand, die ihnen gegenüberlag – einer Wand, die fast senkrecht in die düsteren Schatten aufragte. Paula ließ ihren Blick langsam an der Wand hochwandern, und ihr schwindelte, als sie den gespenstischen Umriß auf dem Gipfel sah, eine dem Mittelalter nachempfundene Burg, die hoch über ihnen direkt am Abgrund stand. Es war die intensive Stille ebenso wie die arktische Kälte, die ihr Denken lahmte, als sie zu dem monströsen Bauwerk emporschaute, einem Phantasiegebilde, das vor wer weiß wie langer Zeit von einem verrückten Amerikaner erschaffen worden war. In einigen Zimmern des Chateaus brannte Licht, was auf dieser düsteren Schattenseite wohl unerläßlich war.
    »Ein bißchen trostlos hier«, bemerkte Tweed.
    »Ziemlich furchterregend«, erwiderte Jennie, die nach den anderen ausgestiegen war.
    »Das ist wohl übertrieben«, sagte Tweed, der spürte, wie die Atmosphäre sich auf die Moral der anderen auswirkte.
    »Bob, ich möchte so schnell wie möglich zum Chateau kommen und mit Amberg sprechen …«
    Die Fahrt auf der schmalen Straße oberhalb des südlichen Ende des Sees war ein Alptraum. Newman hatte die Scheinwerfer eingeschaltet und umrundete eine Haarnadelkurve nach der anderen, wo immer wieder die Gefahr bestand, daß sie in den jetzt tief unter ihnen liegenden See abstürzten.
    »Ein schöner Ausflug in die Vogesen«, bemerkte Paula bissig.
    »Zumindest ist es ein einzigartiges Erlebnis«, entgegnete Jennie, während sie aus dem Fenster in die Tiefe hinunterschaute.
    »Auch eine Art, es zu sehen«, fauchte Paula.
    »Eine positive Art, es zu sehen«, korrigierte Jennie sie.
    »Versuchen Sie, ein Wortgefecht vom Zaun zu brechen?«
    fragte Paula, drehte sich auf ihrem Sitz um und funkelte Jennie an.
    »Weshalb sollte ich das tun?« fauchte Jennie mit gleichfalls funkelnden Augen zurück. »Schließlich bin ich nicht ganz unnütz. Für den Fall, daß Sie es schon wieder vergessen haben sollten – ich war es, die diese Männer auf dem Kamm entdeckt hat. Wenn ich Tweed nicht gewarnt hätte, könnte Butler jetzt tot sein.« »Okay. Sie waren eine Hilfe, eine große Hilfe Sie haben etwas gesehen, das mir entgangen ist.«
    Paula war verblüfft. Jennie konnte ein Teufelsweib sein, sie hatte Paula angesehen, als würde sie sie am liebsten erwürgen. Tweed dachte nicht daran, sich jetzt, wo sich der Moment

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