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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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mächtigen Gipfel und die hohen, messerscharfen Kämme der Vogesen in dem gleißenden Sonnenlicht ganz deutlich sehen. Cardon tauchte, auf seinem Motorrad sitzend, neben Newmans Fenster auf.
    »Da ist etwas Verdächtiges vor uns«, erklärte Newman.
    »Da oben auf diesem Kamm«, sagte Jennie, beugte sich vor, streckte den Arm aus und zielte mit dem Zeigefinger wie mit einer Pistole. »Ich weiß, daß ich zumindest einen Mann gesehen habe.«
    »Warten Sie hier«, sagte Cardon. Butler erschien auf seinem Motorrad und hielt neben ihm an. »Wir sehen einmal nach.« Er warf einen Blick auf Paula. »Die Dynamitstangen, die wir eingesammelt haben, könnten sich als nützlich erweisen. Ich habe sie bei mir.« Er deutete auf die Satteltaschen, die an beiden Seiten seiner Maschine hingen. »Bis später…«
    »Er hat Handgranaten«, bemerkte Tweed.
    »Vielleicht hebt er sie für einen Regentag auf«, meinte Paula.
    Nach einer kurzen Besprechung jagten Cardon und Butler die steil ansteigende Straße hinauf. Newman griff nach einem Fernglas und richtete es auf den Kamm, auf den Jennie gezeigt hatte. Kein Mensch zu sehen. Vielleicht hatte Paula doch recht gehabt, als sie andeutete, Jennie könnte sich das nur eingebildet haben.
    Dem Plan zufolge, den sie in aller Eile besprochen hatten, spielten Butler und Cardon sehr unterschiedliche Rollen.
    Butler, der mit verminderter Geschwindigkeit auf der Straße weiterfuhr, fungierte als Köder. Hinter ihm hatte Cardon die Straße verlassen und fuhr nun mit Höchstgeschwindigkeit unterhalb des Kammes entlang, so daß er für etwaige Beobachter oben unsichtbar war. Bevor er den Espace verließ, hatte er eine der Dynamitstangen in seinen Schal eingewickelt und in den Gürtel gesteckt. Das Gelände war uneben und tückisch, der Schnee verdeckte Felsbrocken und Mulden, und er betete, daß die Vibrationen das Dynamit nicht zur Detonation brachten. Er hätte statt dessen eine Handgranate bereithalten sollen. Aber jetzt war es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen.
    Cardon hatte vor, von Norden her auf den Kamm zu fahren, wo er damit rechnen konnte, das ganze Terrain überblicken zu können. Er hoffte nur, daß er dort oben anlangte, bevor Butler den Teil der gewundenen Straße erreicht hatte, der unter dem Kamm verlief. Er biß die Zähne zusammen, als die Maschine unter ihm buckelte wie ein Wildpferd, aber er konnte sie halten. Dann sah er, daß er sich dem Ende des Kammes näherte. Und dann hinauf, hinauf, hinauf!
    Newman saß sehr aufrecht auf seinem Sitz und hielt das Fernglas vor die Augen. Butler näherte sich jetzt der Stelle, wo er am verletzlichsten war – falls Jennie tatsächlich jemanden auf dem Kamm gesehen hatte.
    Cardon war außer Sichtweite. Newman vermutete, daß er mit Höchstgeschwindigkeit über sehr rauhes Terrain fuhr. Er wünschte sich, bei ihnen zu sein, ihnen helfen zu können.
    Tweed hatte sich zu Ruhe und Gelassenheit gezwungen.
    Seine sämtlichen Instinkte verlangten, daß er Newman das Fernglas aus den Händen riß. Selbst sah, was vorging. Er spürte, wie Paula neben ihm ihre Stellung veränderte, und wußte, daß die Anspannung sämtlicher Insassen des Espace zunahm. Dann spürte er, wie sich Jennies behandschuhte Knöchel in seine Schultern bohrten. Als er sprach, klang seine Stimme ganz beiläufig.
    »Da oben geht wohl nicht viel vor, Bob?«
    »Ich weiß es nicht genau. Mir ist, als hätte ich etwas gesehen.«
    »Dann sagen Sie uns, was dieses Etwas war«, verlangte Tweed, immer noch mit bewußt gelassener Stimme.
    »Bewegung auf dem Kamm«, sagte Newman.
    »Können Sie sich ein bißchen genauer ausdrücken?«
    »Mir ist, als hätte ich zwei Männer gesehen, aber nur ganz flüchtig.«
    »Passen Sie weiter auf. Und sagen Sie Bescheid, wenn sich irgend etwas tut.«
    Eine Weile zuvor hatte Newman sein Fenster wieder geschlossen, und jetzt sorgte die Heizung für eine erträglichere Temperatur innerhalb des Espace. Die beiden Männer und die beiden Frauen saßen da wie Wachsfiguren und starrten unverwandt zu dem Kamm hinauf, der Tweed an ein prähistorisches Ungeheuer erinnerte. Aber die zunehmende Wärme vermochte die wachsende Spannung im Inneren des Fahrzeugs nicht zu mildern.
    »Harry Butter hat die Gefahrenzone jetzt fast erreicht«, bemerkte Paula leise.
    Sie hat recht, dachte Tweed grimmig. Butter näherte sich einer Stelle, an der das Gelände links neben der Straße steil in einen tiefen Abgrund abfiel. Und was noch schlimmer war – zu seiner Rechten

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