Todesspur
schnell hinauf, daß Paula und Newman Mühe hatten, mit ihm Schritt zu halten.
Newman steckte seinen Smith & Wesson griffbereit in den Gürtel.
»Was für eine fürchterliche Gegend«, bemerkte Paula, als sie ungefähr die halbe Strecke zu dem Haus zurückgelegt hatten. Der steile Hang machte einen trostlosen Eindruck. Zu ihrer Rechten war ein dichter Wald aus jämmerlichen Tannen.
Die Stämme waren verkümmert, im Winkel von der See weggebogen, ihre Äste wie verkrüppelte Arme zu merkwürdigen Formen gekrümmt. Jetzt, da sie sich in größerer Höhe befanden, wurden sie von einem zunehmenden, vom Meer her kommenden Wind gepeitscht. Kein Wunder, daß die Bäume so verkrüppelt waren. Auf der anderen Seite des Weges wuchsen struppiges Gras und zottiges, gleichfalls von den heftigen Winden verkrümmtes Gestrüpp.
»Was für eine prachtvolle Aussicht«, sagte Newman und blieb einen Augenblick stehen.
Der Atlantik war in Sicht gekommen. Während sie dastanden, hämmerte der inzwischen noch stärker gewordene Wind auf sie ein wie mit tausend Dreschflegeln. Große Brecher mit Schaumkronen donnerten in den äußeren Teil des Ästuars, brachen sich an der Basis des östlichen Vorgebirges, schleuderten riesige Gischtwolken himmelwärts. Andere Brecher rollten weiter in das Ästuar hinein.
Tweed wendete den Blick ab, schaute über das Ästuar hinweg auf die andere Seite. Die graue Masse der Gebäude von Padstow ragte auf wie eine gewaltige Festungsmauer.
Das Metropole lag ein ganzes Stück darüber, und er begriff, weshalb er die aus dem Haus oberhalb von ihnen kommenden Lichtsignale so deutlich hatte sehen können.
»Gehen wir weiter«, drängte er.
Der schmale Weg schlängelte sich in der Schlucht von einer Seite zur anderen, was das Gehen mühsam machte. Sie waren jetzt nicht mehr weit von dem hohen, schmalen Haus entfernt, das aus der Nähe betrachtet noch heruntergekommener wirkte. Drei Stufen führten zur Haustür hinauf, die in einem kleinen Vorbau lag. Kein Garten, kein Zaun – nichts trennte das Gebäude von der Wildnis. Dann sah Tweed, wie es mit einem Wagen erreicht werden konnte. Ein breiter Sandweg führte bergab, beschrieb eine Kurve, verschwand.
Butler erschien plötzlich von der Rückseite des Gebäudes her. Er steckte gerade die kleine Werkzeugtasche ein, die er immer bei sich hatte.
»Niemand hier«, berichtete er. »Keine Möbel drinnen, keine Teppiche auf den Böden.«
»Ich möchte gern selbst einen Blick ins Innere werfen«, erklärte Tweed.
»Dann kommen Sie mit«, sagte Butler. »Irgend jemand hat hinten ein Fenster offengelassen«, sagte er mit ausdrucksloser Miene.
Cardon erschien auf der Kuppe oberhalb des Hauses, wo er sich in einer strategisch günstigen Position befand, und winkte kurz. Hinter einem dichten Gestrüpp näher beim Haus kam Nield zum Vorschein.
»Sie haben Posten bezogen und passen auf«, bemerkte Newman, als sie Butler zur Rückseite des Hauses folgten.
Paula betrachtete das offene Schiebefenster. Der innere Riegel, der umgelegt worden war, wies Spuren eines Brecheisens auf. Sie wendete sich mit gespielter Strenge an Butler.
»Gewaltsames Eindringen in ein Haus? Das ist gesetzwidrig, Harry.«
»Jemand muß vor uns hiergewesen sein«, erwiderte Butler grinsend.
Tweed duckte sich und stieg über das Sims ein. Sekunden später war Butler, gefolgt von Paula, an seiner Seite. Er legte einen Finger auf die Lippen, flüsterte.
»Es
scheint
unbewohnt zu sein«, warnte er.
Paula betrachtete die alten Fußbodendielen, die Fensterbänke und die Kaminsimse mit dem geübten Auge einer Hausfrau. Überall lag dichter Staub. Bevor sie die schmale Diele betrat, blieb sie einen Moment stehen, während Tweed, gefolgt von Newman und Butler, bereits die Treppe emporeilte.
In der Diele war der Fußboden sauber und völlig staubfrei. Als sie langsam die Treppe hinaufstieg, runzelte sie die Stirn. Sämtliche Stufen waren ebenso sauber, und sie registrierte einen vertrauten Geruch. Angenehm, unverwechselbar.
Tweed hatte das vordere Schlafzimmer an der rechten Seite des Hauses betreten. Er holte Newmans Fernglas aus der Tasche seines Trenchcoats und stellte es scharf ein. Die Fenster seiner eigenen Suite im Metropole waren verblüffend deutlich zu sehen.
»Dies«, sagte er, »ist der Ort, von dem aus jemand gestern abend seine Signale ausgesendet hat.«
»Ist Ihnen der Fußboden aufgefallen?« fragte Paula, die hinter ihn getreten war.
»Nein, ich…«
»Männern entgeht so
Weitere Kostenlose Bücher