Todesspur
Aber an diesem Morgen war er frisch rasiert und trug einen eleganten blauen Anzug mit einem blütenweißen Hemd und eine Krawatte. Ms. Hamilton, dachte Sara. Auf sie wollte er einen guten Eindruck machen.
»Ich überlasse Sie Ihrem Gespräch«, sagte sie.
Sobald er allein war, schob March seinen Stuhl zurück, legte die Füße auf den Schreibtisch und schlug die Knöchel übereinander. Dann griff er nach dem in einer Schublade versteckten Telefon.
»Sind Sie das?« bellte er.
»Hier Norton. Ich brauche Verstärkung …«
»Sie ist an Bord des United Flugs 918 nach London. Im Augenblick über dem Atlantik. Das ist der gesamte Rest von Unit One, den wir hier in Reserve gehalten hatten. Marvin Mencken hat das Kommando.«
»Dieser Barrakuda …«
»Er ist der Beste …« – March erinnerte sich an Saras Warnung – »… nach Ihnen natürlich. Und wo stehen wir bei diesem verdammten Problem? Wo steckt Joel Dyson? Wo steckt
Spezial Agent…«
– seine Stimme triefte vor Sarkasmus – »… Barton Ives? Reden Sie.«
»In Zürich.«
»Sie haben die Kerle aufgespürt? Donnerwetter. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Und sie liegen jetzt zwei Meter unter der Erde?«
»Noch nicht…«
»Machen Sie mir nichts vor, Norton. Drehen Sie Däumchen dort drüben? Wie zum Teufel stehen die Dinge?«
»Wir wissen, daß beide Männer in Zürich sind. Sie wurden gesehen, sind aber wieder verschwunden. Vorübergehend …«
»Vorübergehend ist zu lange. Was ist mit diesem CIA-Halunken – Cord Dillon?«
»Den haben wir bisher noch nicht gefunden, aber wir suchen weiter. Eine Operation wie diese läßt sich nicht über Nacht durchführen.«
»Ich will, daß alle drei ein für allemal beseitigt werden.
Es geht um Ihren Kopf, Norton. Da ist immer noch Mencken …«
March knallte den Hörer auf die Gabel, schob einen dikken Finger unter seine Krawatte und lockerte sie. Als er aufgestanden war und zur Tür gehen wollte, läutete das Telefon abermals.
»Ja?«
»Hier Norton. Wir wurden unterbrochen. Ich erledige das auf meine Art. Ich werde Mencken und seine Leute in Heathrow in Empfang nehmen. Dann fliege ich nach Zürich und kümmere mich persönlich um diese Angelegenheit. Wie viele Männer sind an Bord dieser Maschine? Ich muß es genau wissen.« Eine kurze Pause. »Mr. President?«
»Vierzig. Damit sollten Sie in der Lage sein, sämtliche Einwohner der Schweiz zu überprüfen.«
»Ich sagte es schon – ich erledige das auf meine Art …«
Die Leitung war tot. March starrte das Telefon an. Norton hatte den Mut, einfach aufzulegen. Er erinnerte sich an das, was Sara gesagt hatte. Norton ist der Beste. Vielleicht war er es tatsächlich. Er überprüfte sein Aussehen im Spiegel, dann ging er zur Tür und öffnete sie mit seinem berühmten strahlenden Lächeln. Die elegante Blondine, die sich auf einem Sessel niedergelassen hatte, erwiderte das Lächeln und kam herein. Er machte hinter ihr die Tür zu und schloß sie ab. Dann ergriff er ihren Arm, führte sie zur Couch, drehte sie um und legte sie sanft hin.
»Du hast entschieden zuviel an, Gwen. Fangen wir mit diesen Knöpfen an …«
Der Swissair Flug SR 803 war planmäßig um 13.50 Uhr nach Zürich gestartet. Tweed und seine Leute saßen in der ersten Klasse, die sie für sich allein hatten. Einer der Vorteile des Fliegens im Februar.
Die Maschine der Brymon Airways war auf ihrem Flug von Newquay Airport pünktlich um 12.14 gelandet. Tweed hatte die Tickets abgeholt und bezahlt und kurz mit Jim Corcoran gesprochen. Danach hatte er ein hartes Gespräch mit Chefinspektor Roy Buchanan in Scotland Yard.
»Wo stecken Sie?« hatte Buchanan ihn angefahren.
»Mein Aufenthaltsort ist unwichtig. Ich habe festgestellt, daß in der Presse kein einziger Bericht über das Massaker in Tresilian Manor erschienen ist. Acht Tote, und die Presse ist nicht interessiert? Ich vermute, die Medien haben eine Notiz erhalten. Welcher Vorwand wurde diesmal benutzt?
Eine Sache der nationalen Sicherheit?«
»Hier läuft eine große Antiterror-Operation, Tweed. Mehr werden Sie von mir nicht erfahren. Und es waren neun Tote.
Ein Mädchen, das in Tresilian Manor gearbeitet hatte, wurde am Fuße des High Tor gefunden. Ein anonymer Anrufer hat mich informiert. Aber davon wissen Sie natürlich nichts.«
Buchanans Stimme triefte vor Sarkasmus. Tweed sorgte dafür, daß er beim Thema blieb.
»Eine große Antiterror-Operation? Das haben Sie tatsächlich geschluckt? Also hat man sich auch an Sie
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