Todesspur
gegen den Wagen. Später verließen sie die A 39 und bogen abermals nach rechts ab, auf die nach Newquay führende A 3059. Wenig später machte Paula darauf aufmerksam, daß sie auf der rechten Seite auf eine abzweigende Nebenstraße achten müßten. Es war Tweed, der die Abzweigung zuerst bemerkte. »Hier rechts abbiegen«, rief er. »Und ein kurzes Stück weiter müssen wir abermals abbiegen …«
Paula erkannte, daß sie in eine sehr abgelegene Gegend geraten waren. Sie fuhren eine steile, vielfach gewundene Straße hinunter, und Tweed mahnte Newman, ganz langsam zufahren. Erst danach beantwortete er Paulas Frage.
»St. Mawgan liegt ganz in der Nähe von Newquay Airport. Ich habe uns für den Flug um 11.05 Uhr nach Heathrow angemeldet. Dort sollen wir um 12.15 Uhr landen. Bei einem meiner Besuche in der Telefonzelle habe ich den Flugplatz angerufen und Plätze unter unseren eigenen Namen gebucht.«
»War das klug?« fragte Paula.
»Es war Absicht. Ich hinterlasse eine Spur, der der Gegner folgen kann. Ich will ihn ins Freie locken, wo ich ihn sehen, ihn identifizieren – und mit ihm abrechnen kann«, erklärte Tweed grimmig.
In St. Mawgan war es neun Uhr abends. In Washington war es vier Uhr nachmittags. Jeb Calloway, der Vizepräsident, wanderte langsam in seinem Büro herum, während seine rechte Hand darauf wartete, daß er sprach.
»Ich stehe insgeheim mit jemandem in Europa in Verbindung, weil ich herausfinden will, was zum Teufel da vorgeht, Sam«, sagte Calloway schließlich. »Das Problem war, jemanden zu finden, dem ich voll und ganz vertrauen kann, aber ich glaube, ich habe einen solchen Mann gefunden.«
Calloway, fünfundvierzig Jahre alt, war einsachtzig groß und schwer gebaut, glatt rasiert und blond. Seine Kleidung war makellos – ein blauer Straßenanzug von Brooks Brothers. Er hatte ein kraftvolles Gesicht mit einer langen Nase, grauen Augen, einem entschlossenem Mund und einem wohlgeformten Kinn.
»Das könnte gefährlich sein, Sir«, meinte Sam. »Sie haben diesen Mann ohne Wissen des Präsidenten in einer geheimen Mission nach Europa geschickt?«
»Er war bereits dort. Er hat mit mir Kontakt aufgenommen. Außerdem hatte ich eine Unterhaltung mit einem Mann aus den oberen Rängen des Establishments. Auch er ist an mich herangetreten. Er macht sich ebensoviel Sorgen , wie ich wegen der sich ständig verschlimmernden Weltkrise.
Und March ist sie völlig egal.«
»Ist das nicht ein möglicherweise katastrophaler Schritt?«
beharrte Sam. »Wenn Brad March dahinterkommt, wird er Ihnen alle Türen verschließen.«
Calloway lächelte verschmitzt – ein Lächeln, das ihn sehr populär gemacht hatte. Es war das Lächeln eines integren und tatkräftigen Mannes. Er schwenkte eine große Hand, dann fuhr er fort.
»Mir sind ohnehin bereits alle Türen verschlossen. March sagt mir nichts, was irgendwie von Bedeutung ist. Und ich habe flüstern hören, daß er eine geheime paramilitärische Streitmacht aufstellt, seine eigene Prätorianergarde – als wäre er Nero persönlich.«
»Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Das würde March nie tun – es wäre gegen die Verfassung.«
»Brad nimmt nicht sonderlich viel Rücksicht auf die Verfassung – wenn er etwas unternehmen kann, das ihm hilft, seine Macht zu vergrößern.«
»Mit wem stehen Sie in Europa in Verbindung?« fragte Sam.
Sam war ein kleiner, untersetzter Mann, achtundfünfzig Jahre alt. Er hatte schon mehr als einem Präsidenten gedient und kannte die Fallgruben des Washingtoner Spiels um die Macht. Calloway nannte einen Namen. Sam schaute zweifelnd drein.
»Mit dem möchte ich nicht Poker spielen. Ich habe gehört, daß er über Nacht nach Europa flüchten mußte. Irgendeine mysteriöse Untersuchung, die sein neuer Boss in Memphis angestellt hat. Dieser Mann bedeutet Ärger.«
»Ich bleibe trotzdem mit ihm in Verbindung. Er ist ein ganz seltener Typ, Sam – ein ehrlicher Mann.«
The Falcon Inn in St. Mawgan war ein kleines Gebäude aus altem, grauem Stein. Es stand am Rande der Straße, direkt am unteren Ende des steilen Abhangs. Newman fuhr langsam daran vorbei und lenkte den Mercedes in eine schmale Gasse, die an der Seitenfront des Hotels entlangführte.
»Der Parkplatz liegt hinter dem Falcon Inn«, erklärte er Paula.
Seine Scheinwerfer glitten über einen kleinen Dorfladen, schwangen dann nach rechts auf einen noch schmaleren, von Mauern gesäumten Weg.
»Eine ziemlich einsame Gegend«, bemerkte Paula.
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