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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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öffentlichen Ärgernisses…«
    Der Amerikaner fluchte, schlug seinen Kragen hoch und machte sich auf den Weg zu seinem Hotel. Andere Amerikaner, gleichfalls von der Polizei zur Rede gestellt, trabten durch den Nieselregen davon, der die Straße aussehen ließ wie einen Streifen aus nassem Leder. Minuten später war alles wieder ruhig. Im Restaurant saß Paula Ives gegenüber. Sie fand, daß er mit seinen eisblauen Knopfaugen und seinem kurz geschnittenen braunen Haar noch mehr wie ein Teddybär aussah als zuvor. Er sah von seiner Speisekarte auf und lächelte. Es war ein sehr freundliches Lächeln. Weshalb also fühlte sie sich so unwohl?
    Tweed saß neben ihr und gegenüber von Newman. Sie hatten einen Tisch an der Wand, und niemand saß in ihrer Nähe. Tweed hielt die Speisekarte in der Hand bis er sich an Ives wendete.
    »Ich habe ein Gerücht gehört, daß Sie, während Sie sich in Memphis aufhielten, mit der Untersuchung einer Serie; von Morden in verschiedenen Staaten betraut waren.«
    Ives zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. Paula beobachtete ihn und hatte das Gefühl, daß er nicht sicher war, ob er gefährliche Informationen preisgeben sollte.
    »Ach ja«, sagte Ives, »das war einer meiner Mißerfolge.
    Ich habe Monate über diesem Fall verbracht und bin einfach nicht weitergekommen. Serientäter sind extrem schwer zu fassen. Foley, mein damaliger Boß, hat mich dann auf Calloway und die Unterschlagungen angesetzt…«
    »Was nicht einer Ihrer Mißerfolge war«, bemerkte Tweed, »obwohl Sie später von dem Fall abgezogen wurden.«
    Er bestellte dasselbe, wofür sich auch Paula entschieden hatte,
filet defera
mit Salzkartoffeln, einem gemischtem Salat und Mineralwasser. Ives entschied sich für Hummer, die Spezialität des Lokals, und Newman blieb bei seiner Leibspeise,
emince de veau
mit Rösti. Er trank Weißwein, während Ives eine halbe Flasche Beaujolais bestellt hatte. Als der Kellner gegangen war, stellte Tweed Ives weitere Fragen.
    »Weshalb wollte Calloway Sie umbringen lassen, obwohl Sie doch keine Beweise hatten und kein Zeuge mehr am Leben war, der vor einem amerikanischen Gericht gegen ihn hätte aussagen können?«
    »Calloway«, erwiderte Ives prompt, »hat es sowohl im Geschäft als auch in der Politik weit gebracht. Und zwar nur, weil er keine Risiken eingeht und keine losen Enden herumhängen läßt. Ich bin ein loses Ende.« Paula spürte, daß Ives angespannt war. Wann immer ein neuer Gast das Lokal betrat, warf er schnell einen Blick über die Schulter. Newman war ungewöhnlich schweigsam. Nur Tweed machte einen völlig entspannten Eindruck, als er den Blick langsam durch das Restaurant schweifen ließ.
    Der Speisesaal war rechteckig, von der Bar durch Milchglasscheiben getrennt, in deren Oberfläche Paare in historischen Kostümen eingraviert waren. Die vorherrschende Farbe des Raums war rot. Die Decke war in große karminrote Paneele unterteilt, die Wände waren mit gleichfarbigem Samt bespannt. Die kleinen Tischlampen, die die Hauptbeleuchtung lieferten, hatten karminrote Schirme, und die Tischdecken waren rosa.
    Paula fand, daß das ein ziemlich gewagtes Dekor war; es konnte leicht anrüchig wirken. Dennoch hatte das Restaurant eine warme, intime Atmosphäre. Sie fühlte sich völlig entspannt – abgesehen von der von Barton Ives ausgehenden Aura der Nervosität. Sie glaubte, ihn jetzt zu verstehen – vermutlich hatte sich Ives seit Verlassen der Vereinigten Staaten keine Sekunde entspannen können. Und jetzt fiel es ihm schwer, sich der angenehmen und sicheren Umgebung anzupassen. Andere Tische waren besetzt, aber es war nicht laut im Lokal. Nur gedämpftes Geplauder und gelegentlich ein fröhliches Kichern.
    »Ich wüßte zu gern, wer diese Männer waren, die da draußen im Regen standen«, sagte Ives plötzlich.
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, teilte Tweed ihm mit.
    »Wie ich gehört habe, sind sie alle verschwunden. Von der Polizei vertrieben.«
    »Von der Polizei?«
    »Das jedenfalls habe ich an der Rezeption gehört.«
    »Was glauben Sie – ob diese Männer wußten, daß ich hier bin?«
    »Das bezweifle ich«, versicherte ihm Tweed. »Ich vermute, sie hielten nach mir Ausschau. Ach, übrigens, haben Sie sich hier unter Ihrem eigenen Namen angemeldet?«
    »Mußte ich ja schließlich«, fuhr Ives auf. »Ich sagte es bereits ich habe keine falschen Papiere.« »Ich überprüfe nur Details«, erklärte Tweed ihm gelassen.
    »Unser Job ist es, Sie zu beschützen.

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