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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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ein Stück Blue Stilton hatte. Vermutlich sollte er ihn besser wegwerfen, da er ihn jetzt ohnehin nicht mehr essen würde. Er würde ihn nur an eine Mischung aus Bobby McGowans Armen und Buttergärung erinnern.
    Als seine Gedanken abschweiften, griff Cooper zu einem Buch, das ihm ins Auge gefallen war.
    Â»Sammeln Sie antiquarische Bücher, Sir?«
    Â»Na ja, das ist wohl kaum antiquarisch. Dieses Buch hat keinen wirklichen Wert. Es behandelt einfach nur mein Interessensgebiet.«
    Â»Ich verstehe.«
    Cooper schlug die Titelseite des Buches auf. Welches Interessensgebiet genau? Er kannte den Namen des Autors – jeder kannte ihn, wenn auch nur vom Hörensagen. Doch ihm war noch nie jemand begegnet, der zugab, seine Bücher zu lesen, geschweige denn, eines davon im Haus zu haben. Er blätterte es vorsichtig durch und hatte das Gefühl, Gefahr zu laufen, verdorben zu werden, wenn er die Worte las. Außerdem rechnete er damit, Illustrationen darin zu finden – dunkle, schockierende Tuschezeichnungen zwischen den Kapiteln. Doch es gab keine.
    Â»Ja, der Marquis de Sade«, sagte Robertson und beobachtete ihn wieder mit jenem Lächeln. »Das ist allerdings keines von seinen, äh... berühmteren Werken, fürchte ich. Es ist nicht ganz leicht zu finden.«
    Â»Ich habe noch nie davon gehört«, gab Cooper zu und klappte den Umschlag wieder zu. Das Buch trug den Titel La Marquise de Gange .
    Â»Eines seiner letzten Werke«, sagte Robertson. »Es wurde ein Jahr vor de Sades Tod veröffentlicht. Der Marquis war damals dreiundsiebzig Jahre alt und bereits seit zehn Jahren in einer Irrenanstalt eingesperrt.«
    Cooper stellte das Buch ins Regal zurück.
    Â»Möchten Sie nicht wissen, inwiefern La Marquise de Gange im Zusammenhang mit meinen Interessen steht?«, erkundigte sich Robertson.
    Â»Muss ich Sie danach fragen? Ich bin sicher, Sie verraten es mir auch so.«
    Robertson lachte und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Â»Sezierung«, sagte er.
    Cooper spürte den Druck der Finger des Professors auf der Muskelschicht, die seine Armknochen umgab. Die Finger bewegten sich leicht, als wollten sie die Sehnen und Blutgefäße auseinanderdrücken und ihn tief in seinem Inneren berühren. Er hatte kurzzeitig den Eindruck, dass der Professor tatsächlich in ihn hineinsehen konnte und seinen Körper in- und auswendig kannte.
    Â»Das Sezieren wurde im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert unter europäischen Adeligen zu einer richtigen
    Modeerscheinung«, erklärte Robertson. »Einige dieser selbsternannten Wissenschaftler richteten sich zu Hause ihr eigenes Sezierungslabor ein, wie unsereins sich einen Billardtisch anschafft. Sie hatten großes Vergnügen daran, immer dann ihre Freunde für den Abend einzuladen, wenn die Grabräuber einen frischen Leichnam geliefert hatten. Können Sie sich das vorstellen?«
    Â»Nein«, erwiderte Cooper. Allerdings konnte er sich auch nicht vorstellen, einen Billardtisch in seine Wohnung in der Welbeck Street zu stellen. Vermutlich verfügte die Residenz eines edwardianischen Gentlemans über ein eigenes Billardzimmer, wenn nicht sogar über ein Sezierungslabor.
    Â»Und de Sade hat darüber geschrieben?«, fragte er und wich ein Stück nach hinten aus, um sich aus dem Griff des Professors zu befreien.
    Â»Ja, in La Marquise de Gange «, sagte Robertson. »Was für ein Thema für einen Dreiundsiebzigjährigen, hm? Andererseits hatte er offenbar keine Angst vor dem Tod.«
    Cooper folgte Robertson mit seinem Blick, als dieser vor dem Fenster seines Arbeitszimmers auf und ab ging, wobei seine massige Gestalt ein Wechselspiel von Licht und Schatten erzeugte, während er sprach.
    Â»Wir haben diese Woche den Infidels’ Cemetery, den ›Friedhof der Ungläubigen‹, besucht«, sagte Cooper.
    Â»Oh, tatsächlich?«
    Â»Sie haben noch nie davon gehört?«
    Â»Nein.«
    Cooper war überrascht angesichts von Robertsons Interessen. Doch vielleicht waren ihm die Gräber dort zu alt.
    Â»Er befindet sich in der Nähe von Monsal Head«, sagte Cooper. »Ein ganz gewöhnlicher alter Friedhof. Aber einer der Grabsteine trägt eine Inschrift, die ich noch nie gesehen habe. Ich glaube, sie war lateinisch. Vielleicht können Sie mir sagen, was sie bedeutet.«
    Â»Testen Sie mich«, sagte Robertson und strahlte vor Freude, wieder

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