Todesstatte
Bescheid, wenn du irgendeinen Auftrag für mich hast.«
»Wo willst du hin?«
»Ich möchte mich noch mal mit Vernon Slack unterhalten. Er hat vor irgendwas Angst, und ich will rausfinden, wovor. Und danach knöpfe ich mir vielleicht noch Billy McGowan vor.«
»McGowan? Aber auf keinen Fall allein. Hast du mich verstanden?«
»Okay.«
»Und, Ben â was ist mit dem Hund?«
»Ich habe mit jemanden von der Wilderer-Aufsicht gesprochen. Dem örtlichen Geheimdienst zufolge operieren nachts oft Wilderer in Teilen des Alder-Hall-Anwesens, aber es hat nie irgendwelche Beschwerden von Besitzern gegeben.«
Fry lächelte. »Wie komisch. Wollen wir wetten, dass Mr. Casey ein bisschen was nebenbei verdient, indem er ihnen den Zugang ermöglicht?«
»Und Provision von den Wildererbanden kassiert? Kann durchaus sein.«
»Das würde auch erklären, warum er das Anwesen nicht verkaufen möchte.«
»Vielleicht könnte uns dieser ehemalige Mitarbeiter so einiges erzählen.«
»Maurice Goodwin, ja.«
»Die Sache ist die«, sagte Cooper, »ich vermute, dass es Wilderer waren, die den Hund von Tom Jarvis erschossen haben. Sie könnten ihn mit einem Fuchs oder einem kleinen Hirsch verwechselt haben. Aber Jarvis will das anscheinend nicht wahrhaben. Er glaubt, dass es jemand absichtlich getan hat. Ich vermute sogar, dass er einen oder zwei Namen im Kopf hat, aber er rückt nicht damit raus.«
»Du musst dir irgendwas einfallen lassen, wie du ihn zum Sprechen bringst, Ben.«
»Ich werde es versuchen.«
»Ãbrigens«, sagte Fry, »David Mead hat angerufen. Erinnerst du dich noch an den wandernden Feuerwehrmann?«
»Natürlich.«
»Tja, Mr. Mead hat gute Arbeit für uns geleistet. Er hat die Leute ausfindig gemacht, die Gegenstände in das Petrus-Zwei-Versteck gelegt haben â alle, bis auf einen. Es gibt nur einen Gegenstand auf der Liste, für den niemand verantwortlich sein will.«
Cooper musterte ihr Gesicht und entdeckte die Frustration, die sie zu verbergen versuchte.
»Nur einen?«, sagte er. »Lass mich raten â der fluoreszierende Skelett-Schlüsselanhänger? Das klassische Symbol für den Tod, eine clevere Mahnung von unserem Anrufer?«
»Nein«, erwiderte Fry, »den Schlüsselanhänger hat ein zwölfjähriges Mädchen aus Hathersage dagelassen, das dort jeden Sonntag mit seiner GroÃmutter spazieren geht. Sie hat ihn als Souvenir in Whitby gekauft.«
»Im Dracula-Museum?«
»Vermutlich.« Fry seufzte. »Der einzige unidentifizierte Gegenstand aus dem Petrus-Zwei-Versteck ist das verdammte Beatrix-Potter-Buch.«
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Cooper saà da und beobachtete seine Scheibenwischer, während er darauf wartete, dass der Leichenzug an ihm vorbeizog. Dann wendete er seinen Toyota. Er rollte auf die Fahrbahn und fädelte vor einem Lieferwagen ein, wobei er die Hand in einer beschwichtigenden Geste hob, als der Fahrer ihn wütend anstarrte. Bald hatte er das letzte Fahrzeug mit Trauergästen eingeholt und blieb dicht hinter ihm, während sich der Leichenzug durch die regennassen StraÃen schlängelte. Die Limousinen waren so markant, dass er sie bereits auf sich zufahren sah, als er noch mehr als dreihundert Meter von Hudson und Slack entfernt war. In dieser Gegend hatte man kaum eine Chance, in einem Mercedes mit Sonderkennzeichen unbemerkt zu bleiben, auch ohne eichenfurnierten Sarg im Gepäck.
Als Cooper beim Krematorium ankam, stand Melvyn Hudson bereits auf der überdachten Wagenauffahrt und unterhielt sich mit Christopher Lloyd. Hudson schien den Toyota zu erkennen. Er verlor das Interesse an dem, was Lloyd sagte, und beobachtete, wie Cooper hinter den Autos der Trauergäste parkte.
Cooper ging allerdings nicht sofort auf Hudson zu. Sollte er doch ein paar Minuten schmoren. Das war eine gute Taktik, und er hatte vor, sie voll auszuschöpfen. Deshalb schlenderte er über den Parkplatz, vorbei an den Blumengestecken und den Metallpfosten mit den Namensschildern des heutigen Tages. Vieler der Menschen, die hier eingeäschert worden waren, wurde mit Rosenbüschen im so genannten »Garten der Erinnerung« gedacht, die dort in langen, abgerundeten Beeten angepflanzt waren. Cooper erinnerte sich an Madeleine Chadwicks Vorliebe für Rosen. Der Triumph des Guten über das Böse. Die duftenden Blüten und die
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