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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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unvergänglichen Dornen.
    Der Garten war nicht ganz so friedlich, wie er erwartet hatte. Neben dem Vogelgezwitscher sorgte der Verkehr auf der Ringstraße für eine stetige Geräuschkulisse. Die Quecksilberspuren, die der Schornstein des Krematoriums ausstieß, konkurrierten mit den Autoabgasen darum, wer die Umwelt mehr verschmutzte.
    Nachdem die Trauergemeinde in die Kapelle gegangen war, sah sich Cooper nach den Trägern von Hudson und Slack um. Sie hatten den Sarg hineingetragen und nutzten jetzt die Gelegenheit für eine Pause, bis der Gottesdienst vorüber war. Sie standen in ihren schwarzen Anzügen im Schutz einer Mauer bei ihren Fahrzeugen, rauchten und plauderten miteinander.
    Â»Mr. McGowan? Könnte ich Sie mal kurz sprechen?«
    Â»Das wird Melvyn nicht gefallen, dass Sie einfach so bei einer Bestattung aufkreuzen«, sagte McGowan und beobachtete Cooper mit einem schmalen Lächeln. »Könnte schlecht fürs Geschäft sein.«
    Er wackelte arrogant mit dem Kopf, während er sprach. Cooper hatte das schon öfter beobachtet, und zwar meistens bei Leuten, die Erfahrung mit der Polizei hatten und glaubten, ihre Rechte zu kennen.
    Â»Wo ist Vernon heute?«
    Â»Er hat sich krankgemeldet.«
    Â»Was hat er denn?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Hatte er erwähnt, dass er sich nicht wohlfühlt?«
    Â»Mir gegenüber nicht. Wenn ich’s mir recht überlege, ist er normalerweise nicht der Typ, der krank ist oder sich vor der Arbeit drückt. Auf seine Weise ist Vernon der zuverlässigste Bursche, den wir hier haben.«
    Â»Vielleicht hat er eine harte Nacht hinter sich«, sagte Cooper. »Ich nehme an, es ist nicht gerade das Beste, verkatert bei einer Bestattung aufzutauchen.«
    Â»Tja, keine Ahnung«, erwiderte McGowan. »Ein paar blasse Gesichter und gerötete Augen würden wahrscheinlich zum Anlass passen. Ein bisschen was Zombiehaftes, wenn Sie verstehen, was ich meine. Solange man nicht in den Leichenwagen kotzt.«
    Cooper lächelte höflich. Er hatte schon schlimmere Bemerkungen an Schauplätzen von Gewaltverbrechen gehört – der makabere Humor von Leuten, die dem Tod ins Gesicht lachten, weil sie ihm jeden Tag begegneten.
    Â»Aber Vernon trinkt sowieso nicht«, sagte McGowan.
    Ironischerweise war es etwas, das Vernon Slack gesagt hatte, was Cooper beunruhigte. Und das verwirrte ihn. Schließlich hatte Vernon ihm eigentlich gar nichts erzählt – zumindest nichts, was er nicht ohnehin schon gewusst hatte. Allerdings sah Vernon Melvyn Hudson und Christopher Lloyd und die anderen jeden Tag, wenn sie nicht auf der Hut waren. Vielleicht waren sie nicht allzu vorsichtig bei dem, was sie sagten, wenn Vernon in der Nähe war und den Kopf unter eine Motorhaube steckte. Vermutlich war Vernon derjenige, der hinter die Fassaden schauen konnte und die Wahrheit kannte.
    Cooper ging in Gedanken noch einmal seine Gespräche mit Vernon durch. Es waren nicht viele gewesen, und sie waren kurz gewesen. Schwierig und wenig hilfreich, um genau zu sein. Er schüttelte den Kopf. Es gab nichts, was ihm auffiel. Also ging es vielleicht nicht darum, was Vernon gesagt hatte, sondern darum, wie er es gesagt hatte. Doch wenn es ihm damals nicht aufgefallen war, würde er sich jetzt wohl kaum mehr daran erinnern.
    Â»Das ist auch nicht nötig, verstehen Sie?«, hatte Vernon gesagt. »Wir erledigen unsere Arbeit und kümmern uns um die Hinterbliebenen, und dann fahren wir wieder nach Hause. Alles andere regelt der Boss.«
    Coopers Schritt verlangsamte sich ein wenig, als die Erinnerung zurückkehrte. Er konnte Vernon es sagen hören, Wort für Wort, und doch hatte er es damals überhaupt nicht beachtet. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte es nichts zu bedeuten. Aber er konnte es zumindest erwähnen, wenn der passende Moment kam.
    Â 
    Â 
    Gavin Murfin ließ sich mit einem Seufzen auf seinen Stuhl fallen, warf eine Papiertüte in den Mülleimer und riss eine Kunststoff-Sandwichschachtel auf.
    Â»Diese Namen zu bekommen, das war wie Zähne ziehen«, sagte er.
    Fry sah auf. War das ein frühes Mittagessen oder ein spätes Frühstück? Bei Gavin war sie sich nie sicher.
    Â»Welche Namen?«, fragte sie.
    Â»Von den Leuten, die vor achtzehn Monaten bei Hudson und Slack gearbeitet haben.«
    Â»Die was haben?«
    Ãœber ihren Ton erschrocken, hielt Murfins Hand mit einem Sandwich auf

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