Todesstoß / Thriller
»Aber Sie haben nur veröffentlicht, dass es sich um einen Selbstmord handelte, und das auch nur im Lokalteil.«
»Kurt ist der Lokalredakteur, und wir beide waren der Meinung, dass wir ohne offizielle Bestätigung der Polizei nichts anderes drucken könnten. Am Montag hatte Captain Abbott dann erklärt, dass Martha Brisbane ermordet worden ist. Inzwischen hatte Kurt mir per E-Mail geschrieben, er hätte Beweise für zwei weitere Opfer, Samantha Altman und Christy Lewis. Die Polizei habe mit deren Eltern gesprochen und ihre Aussagen aufgenommen. Ich kenne Kurt seit vielen Jahren und vertraue ihm. Also habe ich die Story gedruckt.«
»Hat er sie Ihnen persönlich gebracht?«, fragte Olivia.
»Nein. Er hat sie mir als Dateianhang geschickt. Aber wie ich schon sagte – ich kenne ihn seit Jahren.«
»Haben Sie seit Sonntag mit ihm gesprochen?«
»Nein. Ich dachte, er recherchiert bei der Metropolitan Police, während diese dachte, er sei bei mir. Ich kann es nicht glauben. Mein Gott.« Er seufzte. »Ist er tot?«
»Wir ermitteln in der Sache«, war alles, was Olivia sagte. »Kennen Sie diesen Mann?« Sie zeigte ihm das Bild, das der Polizeizeichner nach Eves Angaben gemacht hatte.
Eves Handy vibrierte, aber sie ignorierte es, weil sie Rosens Antwort hören wollte.
»Ich glaube nicht«, sagte Rosen schließlich. »Tut mir leid.«
»Wenn er noch einmal Kontakt mit Ihnen aufnimmt«, sagte Olivia, »dann spielen Sie bitte mit und rufen mich sofort an.«
»Das mache ich.« Er erhob sich und sah Eve gequält an. »Wie ich gehört habe, hat dieser Mann Sie gestern angegriffen. Der Kurt Buckland, den ich kenne, könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Selbstverständlich werden in unserer Redaktion keine solchen Methoden angewandt.« »Danke, das weiß ich«, sagte Eve. »Ich hoffe, dass Buckland gesund und munter gefunden wird.«
Rosen nickte steif. »Wenn Sie wollen, setzten wir das Phantombild auf die Titelseite.«
»Lieber noch nicht«, wandte Olivia ein. »Wenn er weiß, dass wir hinter ihm her sind, flieht er vielleicht. Glaubt er aber, wir halten ihn noch immer für Buckland, könnte er unvorsichtig werden. Ich melde mich, wenn ich etwas Neues weiß.«
Als er fort war, betrachtete Eve prüfend Olivias Gesicht. »Buckland ist tot, oder?«
»Bei der Menge an Blut, die wir in seiner Wohnung gefunden haben? Sehr wahrscheinlich.«
Eve schauderte. »Gestern Abend im Sal’s fühlte ich mich noch sicher. Aber jetzt habe ich Angst.«
»Gut. Das solltest du auch. Du wirst nicht mehr allein durch die Gegend laufen oder fahren, ist das klar? Und es ist mir egal, wie lästig dir das ist!«
»Schon gut, ich hab’s ja verstanden. Konntet ihr auf der Karte oder dem Foto brauchbare Abdrücke finden?«
»Noch nicht. Ich habe Micki gebeten, jemand ins Sal’s zu schicken. Vielleicht finden wir dort etwas.«
»Kaum. Ich putze dort jeden Abend.« Eve erstarrte, als ihr Handy erneut vibrierte. Sie zog es aus der Tasche. »Noah.«
»Geh ran«, befahlt Olivia.
»Hey.« Eve verlieh ihrer Stimme einen fröhlichen Klang. »Alles okay?« Dann erstarrte ihr Inneres zu Eis, während sie zuhörte
. David.
»Wohin wird er gebracht?«
»Northwest General«, sagte Noah. »Ich habe mit den Sanitätern gesprochen. Er hat sich zum Glück nur ordentlich den Kopf angeschlagen und wahrscheinlich den Arm gebrochen. Aber, Eve – er fuhr deinen Wagen.«
Eve sog scharf die Luft ein.
Atme.
»Ich weiß. Ich bin mit Olivia auf dem Präsidium. Die Polizei glaubt, dass der echte Kurt Buckland tot ist. Man hat Blut in seiner Wohnung gefunden – viel Blut.« Ihre Stimme zitterte, und sie konnte das Beben nicht stoppen. »Noah, er hat Buckland umgebracht. Und eben hat er versucht, auch mich umzubringen.«
»Ich will mit Olivia sprechen«, sagte er gepresst.
Wortlos reichte Eve das Handy weiter. David war verletzt. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut, aber er war verletzt worden.
Weil er meinen Wagen gefahren ist. Ich hätte in dem Wagen sitzen sollen.
Sie hörte Olivia nur flüstern, weil ihr Blut so laut in ihren Ohren rauschte. »Ich hätte in dem Wagen sitzen sollen.«
Olivia drückte ihren Arm. »Ich weiß. Hol deinen Mantel. Ich fahre dich ins Krankenhaus.«
Mittwoch, 24. Februar, 15.45 Uhr
Seine Finger trommelten wütend auf das Lenkrad seines eigenen Wagens ein. Er hatte den SUV abgestellt. Der Scheinwerfer musste sofort repariert werden.
Er hatte es vermasselt. Im Wagen hatte gar nicht Eve Wilson gesessen, sondern
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