Todesstoß / Thriller
vorzustellen, wie sie auf seine SMS reagiert hatte. Fürchtete sie sich?
Das hoffte er sehr oder doch wenigstens, dass sie sehr wütend war. Wer wütend war, passte nicht richtig auf. Es war viel leichter, sie von der Straße zu drängen und sie zu überwältigen, wenn sie wütend war.
Schon bald würde auch sie verschwunden sein. Ihre Freunde im Polizeipräsidium würden verbissen nach ihr suchen. Nur würden sie nichts finden. Denn er hinterließ keine Spuren.
Mittwoch, 24. Februar, 15.00 Uhr
Noah wartete vor Axel Girards Haus, als Jack hinter seinem Wagen parkte und dann zu ihm kam. »Na, hast du ein neues Telefon?«
Jack hielt ihm ein glänzendes, funkelnagelneues Handy entgegen. »Dafür musste ich das Mittagessen ausfallen lassen.«
»Ich war im Bistro«, sagte Noah, »weil ich dachte, dass unser Reporterverschnitt vielleicht vorbeischauen würde.«
»Und? Ist er vorbeigekommen?«
»Nein. Aber ich habe noch ein Sandwich zum Mitnehmen bestellt, weil ich mir gedacht habe, dass du vielleicht nicht zum Essen kommst.«
Jack begegnete seinem Blick zum ersten Mal an diesem Tag. »Danke. Nett von dir. Auf das hier freue ich mich übrigens nicht.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Haus.
»Nein, ich auch nicht, aber wir müssen die Verbindung einfach finden, denn er kann Rachel Ward nicht getötet haben. Jedenfalls dürfte Girard heute eher geneigt sein, mit uns zu sprechen.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Jack misstrauisch.
»Ich war gestern noch einmal in der Zelle bei ihm. Ich dachte, ich schulde ihm zumindest eine Erklärung dafür, dass ich ihn einfach aus dem Bett gezerrt habe. Ich habe ihm gesagt, dass man wieder seinen Wagen gesehen hat, und ihn gedrängt, darüber nachzudenken, wer ihm vielleicht schaden wollte. Ich hätte es dir längst sagen müssen, aber ständig kam etwas Neues dazwischen.«
Jack war verärgert, beherrschte sich aber. »Wahrscheinlich sollte ich dir danken, dass du es mir trotzdem noch gesagt hast.«
Noah seufzte. »Jack.«
»Vergiss es. Wir haben nur noch eine Stunde, bevor der Sohn von Geraldine Millhouse landet.«
Millhouses Chef hatte ihnen widerstrebend die Reisedaten seines Angestellten verraten, und zum Glück war Larry Millhouse gerade dreißigtausend Fuß in der Luft, wo er weder Anrufe erhalten noch die Flucht ergreifen konnte.
Joan Girard war nicht glücklich über ihren Besuch. »Gehen Sie«, sagte sie angestrengt und schloss die Tür wieder.
Noah klopfte erneut. »Mrs. Girard, bitte sagen Sie Ihrem Mann, dass wir hier sind.«
»Nein!«, tönte es durch die geschlossene Tür. »Gehen Sie!«
Jack wandte sich zum Gehen, aber Noah schüttelte den Kopf. »Axel Girard wird an die Tür kommen.«
Und eine Minute später öffnete sie sich tatsächlich. Axel Girard wirkte hohlwangig und übernächtigt. »Kommen Sie rein.«
Mrs. Girard stand im Flur. Sie hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt, und in ihren Augen stand blanker Zorn. Aber sie schwieg.
»Gehen wir ins Wohnzimmer«, sagte Girard.
»Haben Sie Ihrer Frau erzählt, was ich Ihnen gestern noch gesagt habe?«, fragte Noah. »Von dem neusten Opfer?«
Axel nickte. »Ja.«
»Mein Mann hat das alles nicht getan«, zischte Joan. »Aber Sie haben ihn mitten in der Nacht aus dem Haus geschleift. Unsere Kinder mussten alles mit ansehen.«
»Das tut mir wirklich leid«, sagte Noah, »aber wir haben fünf toten Frauen. In zwei Fällen sind wir während der Ermittlung auf Autos gestoßen, die auf Sie beide registriert sind. Ich glaube auch nicht, dass er schuldig ist, Ma’am, aber eine Verbindung besteht. Falls Sie etwas wissen, dann müssen Sie uns helfen, oder es kommt vielleicht zu einem weiteren Mord.«
»Wir wissen aber von niemandem, der uns so sehr hasst«, sagte Axel verzweifelt. »Ich hatte mal Streit mit Mrs. Rickman, weil ihr Hund in unseren Garten gepinkelt hat, aber das war alles.«
»Haben Sie Kontakt zu der Marshall University?«, fragte Noah.
»Ich habe ein paar Seminare dort besucht«, sagte Joan, »aber das ist ewig her. Wieso?«
»Und Sie?«, wandte sich Noah an Axel.
»Ich bin an der Marshall schon vorbeigefahren, war aber nie auf dem Campus. Warum wollen Sie das wissen?«
»Wir müssen über heute Abend sprechen«, sagte Noah, ohne auf die Frage einzugehen.
Axels Augen verengten sich. »Wieso? Was ist mit heute Abend?«
»Wir möchten die Überwachung Ihres Hauses über Nacht fortsetzen«, sagte Noah, und als Joan protestieren wollte, fuhr er fort: »Ein
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