Todesstoß / Thriller
»Dieser Irre wollte uns töten, sobald ihr hier seid.«
Eve war schon auf den Beinen. »Ich gehe.« Ihr Herzschlag war erstaunlich gleichmäßig, als kurz in der Küche anhielt, um sich ein Messer zu holen. Brock lag gefesselt und geknebelt im Schlafzimmer auf dem Boden, doch seine Augen waren offen und sprühten vor Zorn. Sie zog ihm den Knebel aus dem Mund.
»Alle okay?«, fragte er sofort.
»Ja. Du auch?« Sie verzog das Gesicht. »Autsch. Die Beule an deinem Kopf sieht gar nicht gut aus.«
Er schnaubte frustriert. »Was wird es kosten, dieses Bild aus deiner Erinnerung zu löschen?«
Eve musste lachen, während sie an den Stricken herumsäbelte. »Wir können verhandeln, okay?«
Mittwoch, 24. Februar, 23.20 Uhr
N oah stieß erleichtert den Atem aus, als Eve mit Brock zurückkam, der unverletzt zu sein schien. »Du solltest verdammt froh sein, dass hier niemand etwas abgekriegt hat, du mieser Scheißkerl«, sagte Noah zu Dell.
»Ich hätte sie alle kalt gemacht«, zischte Farmer. »Alle nacheinander.«
Noah riss sich zusammen, aber es fiel ihm verdammt schwer. Er hatte Farmer seine Rechte erklärt, aber der Mann hatte die ganze Zeit nur gebrüllt. Als Brock nun an Noahs Seite eilte, um ihm zu helfen, den strampelnden Farmer an den Füßen zusammenzubinden, fing der Kerl wieder an zu brüllen.
Währenddessen löste Eve Trinas Fesseln und half ihr aufs Sofa.
»Braucht ihr einen Krankenwagen?«, fragte Noah.
Brock und Trina untersuchten einander auf Verletzungen. »Sieht nicht so aus«, sagte Brock schließlich. »Ich denke, ein paar Eisbeutel reichen. Eve hat mir mitgeteilt, dass ich eine fiese Beule am Schädel habe.« Er tat überrascht. »Wäre ich von allein nie drauf gekommen.«
Nun, da alles vorbei war, warf Noah Eve einen Blick zu, und sein Herz stolperte. Mit einem großen Küchenmesser in der Hand stand sie da. Noah erhob sich. Er tippte ihr unters Kinn und sah, dass sich dort ein blauer Fleck bildete. »Er hat dich geschlagen«, presste er wütend hervor.
»Mir geht’s gut, wirklich.«
Er hätte sie so gern in die Arme gezogen, aber da Brock und Trina sie neugierig beobachteten, trat er einen Schritt zurück. »Ich rufe Abbott an. Ihr drei seht zu, dass ihr euch Eis auf die Wunden legt.«
Brock half Trina auf die Füße. »Ich nehme einen Bourbon zum Eis.«
»Sorry«, sagte Eve grinsend. »Bin heute nicht im Dienst.« Gemeinsam verließen die drei den Raum in Richtung Küche.
Sie war eine erstaunliche Frau, dachte Noah. Oft hielt sie sich zurück und beobachtete nur, aber wenn man sie mitten ins Geschehen hineinstieß, dann … glänzte sie.
Eine Ablenkung? Vielleicht. Aber eine willkommene. Er blickte auf Farmer herab. Da dieser Dreckskerl nun in Gewahrsam war, brauchte sie kein sicheres Haus mehr. Die Gefahr war vorüber.
Er konnte sie nach Hause bringen.
Zu mir nach Hause.
Er musste schlucken, als er daran dachte, dass er dort weitermachen konnte, wie sie vorhin hatten aufhören müssen. Aber noch hatten andere Dinge Priorität.
Noah nahm sein Handy aus der Tasche. Das Adrenalin in seinem Blut ebbte bereits ab. Abbott hatte ihm eben mitgeteilt, dass Donner weg war. Noah hätte sofort zu Donners Haus kommen sollen, wo die CSU ebenfalls eintreffen würde.
»Bruce, ich bin’s«, sagte er, als Abbott den Anruf annahm.
»Wo bleiben Sie?«, fragte Abbott beißend. »Und was ist das für ein Geschrei im Hintergrund?«
»Ich bin bei meinem Cousin, und das Geschrei kommt von Farmer. Ich wollte Eve bei Brock unterbringen, doch Farmer war bereits hier und wartete auf uns. Um es kurz zu machen: Der Mann liegt gefesselt am Boden und brüllt.«
»Mein Gott.« Die Bissigkeit war aus Abbotts Stimme verschwunden. »Sind alle unverletzt?«
»Brock hat eine Beule am Schädel. Trina, Eve und ich haben ein paar blaue Flecken. Farmer lebt, wie man unschwer hört.« In diesem Moment traten zwei uniformierte Polizisten ein. »Die Verstärkung ist gerade eingetroffen.«
»Gut. Es wird mich freuen, den Kerl im Knast zu sehen. Ich sage Olivia Bescheid.«
»Und was ist mit Donner?«
»Noch immer keine Spur«, sagte Abbott, aber Noahs Aufmerksamkeit wurde von Farmer abgelenkt, der nun lachte.
»Moment mal«, sagte Noah ins Telefon, dann hockte er sich neben Farmer. »Was ist denn so lustig?«
»Du«, sagte Farmer. »Weil ihr nach Donner sucht. Dabei hätte der Kerl dich heute fast erwischt.«
»Wovon redest du?«
Farmer grinste höhnisch. »Das wirst du noch sehen. Oder vielleicht auch nicht,
Weitere Kostenlose Bücher