Todesstoß / Thriller
nach unten, als sie seinen Namen rief. Er schaute auf, und sie sah von oben durch das Geländer herab. Ihre Augen wirkten besorgt. »Ich bin nicht mit David zusammen. Es ändert nichts, aber ich möchte nicht, dass Sie denken, ich hätte gelogen.«
Er nickte knapp. »Ich melde mich. Verriegeln Sie die Tür.«
Montag, 22. Februar, 22.20 Uhr
David war an ihrem Festnetztelefon, als sie zurückkehrte. »Ein Polizist hat sie nach Hause gebracht.« Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ethan ist dran.«
Sie zog eine Grimasse. »O nein. Ich habe vergessen, ihn zurückzurufen.«
»Allerdings.« Er reichte ihr den Hörer. »Er will dich sprechen.«
»Sag mal, kannst du dir eigentlich vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe?« Ethan wisperte, was bedeutete, dass er Dana noch immer nichts gesagt hatte. Wenigstens das.
»Tut mir leid, Ethan. Ich bin gerade bei der Polizei fertig geworden und habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Kann ich dich gleich zurückrufen? Ich muss dich ohnehin noch fragen, wie ich ein bestimmtes System hacken kann.«
Ethan seufzte resigniert. »Dann ruf mich auf dem Handy an, nicht auf dem Festnetz. Die Kinder sind schon im Bett.«
David knöpfte gerade sein Hemd zu, als sie auflegte. Er sah sie prüfend an. »Ich mache dir etwas zu essen, während du mir erklärst, was zum Teufel hier überhaupt los ist.«
Der Anblick Davids in der Küche brachte Erinnerungen zurück. »Früher hast du auch für mich gekocht.«
Er verharrte, ohne sich umzusehen, dann setzte er seine Suche im Kühlschrank fort. »Während wir auf Dana warteten, die sich am Busbahnhof herumtrieb.«
Dana, Eves Vormund, hatte oft mitten in der Nacht zu Tode verängstigte Frauen vom Busbahnhof abgeholt und damit den Zorn gewalttätiger Ehemänner herausgefordert, vor denen die Frauen geflohen waren. David hatte sich permanent Sorgen um Dana gemacht, doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, sie zu unterstützen. Was immer im Frauenhaus zu tun gewesen war, David hatte sich darum gekümmert.
Er hatte Dana geliebt. Liebte sie wohl immer noch. Aber soweit Eve wusste, hatte er niemals ein Wort gesagt. Und dann war Ethan auf der Bildfläche erschienen, und Dana hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Es dürfte David nicht leicht fallen, Danas stetig wachsendem Familienglück zuzusehen.
Er legte Paprika und Zwiebeln auf ein Brett. »Wo sind deine Messer?«
»Da oben auf dem Regal in der abschließbaren Kiste. Der Schlüssel klebt am Boden.«
Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Hast du noch diese Träume?«
Sie zuckte mit den Schultern. Jetzt wollte sie nicht darüber sprechen. »Ab und an. Woher wusstest du, dass du Ethan anrufen musstest?«
»Ich war außer mir vor Sorge um dich. Irgendwann kam mir die Idee, die Wahlwiederholung zu drücken, und wer anderes sollte schon drangehen als Ethan, der ebenfalls in Panik war. Du saßt in einem Polizeiwagen, und eine Frau war gestorben.«
»Ich hätte ihn anrufen müssen.«
»Ja, hättest du unbedingt. Aber vermutlich warst du beschäftigt.«
Eve sah David ein Weilchen zu. Er schnibbelte das Gemüse schneller als ein Küchenchef. »Warum bist du wirklich hier?«
»Dana ist früher auch immer auf dem Dach herumspaziert, und das hat mich wahnsinnig gemacht. Ich wollte nicht, dass du dasselbe tust und dir dabei noch den Hals brichst. Übrigens habe ich die Eimer ausgeleert. Sie waren bereits am Überlaufen.«
»Danke. Dass du alles hast stehen und liegen lassen, um mir zur Hilfe zu kommen. Aber ein Anruf hätte genügt. Wahrscheinlich wäre ich nicht aufs Dach gestiegen.«
»Ich hatte ein paar Tage Zeit. Wollte mal wieder raus. Ich fange morgen an zu flicken.«
Ihr Blick fiel auf den Kalender an ihrem Kühlschrank. Der Donnerstag war rot eingekringelt. »Danas Babyparty ist am Donnerstagabend«, sagte sie ruhig. »Im Haus deiner Mutter.«
Seine breiten Schultern schienen nach vorn zu fallen, und sie erkannte, dass sie recht gehabt hatte. Davids und Danas Familien standen sich sehr nahe. Große Feste und besondere Anlässe wurden immer zusammen gefeiert. Soweit Eve es beurteilen konnte, hatte Dana nie etwas von Davids Gefühlen für sie geahnt. Es musste die Hölle für ihn gewesen sein.
»Also«, wechselte sie das Thema. »Was weißt du über ein Spiel namens Shadowland?«
Er gab die Gemüsestückchen in einen Topf. »Manchmal möchtest du an einem Ort sein, wo niemand deinen Namen kennt.« Er wandte sich um und schenkte ihr ein Grinsen, das es
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