Todesstoß / Thriller
Augenblick ist er derjenige, der einem Verdächtigen am nächsten kommt. Noah, Sie besorgen mir die Liste von Eves Probanden. Morgen früh um acht Uhr treffen wir uns alle wieder hier.«
Montag, 22. Februar, 23.15 Uhr
»Du kannst ruhig nach Hause gehen, das weißt du, nicht wahr?«, sagte Eve zu Callie, die die Schlüssel gebracht hatte, kurz nachdem Noah Webster gegangen war. »Schließlich ist David längst vom Kiosk an der Ecke zurück.«
»Ja, schon klar.« Callie sah zu, wie David Sahne in die Sauce rührte. »Aber ich hoffe, dass er nach dem Kochen noch etwas tut, das ihn ordentlich zum Schwitzen bringt.«
Eve seufzte. Überall reagierten die Frauen gleich auf David Hunter. Wahrscheinlich hätte sie das auch getan, wenn sie ihm unter anderen Umständen begegnet wäre. Doch für sie war David vor allem immer ein Freund gewesen, dem sie in einer Welt, die ihr Angst machte, vertrauen konnte.
»Lass ihn. Ich habe Hunger.«
»Okay. Und warum hat er zwei Prepaid-Handys besorgt?«
»Er wollte sowieso noch mal los, weil ihm Sahne fehlte. Meine war geronnen.«
»Mach dich nicht über mich lustig. Ich habe dir einen Anwalt besorgt. Du kannst mir wenigstens einen Hinweis geben, was hier vor sich geht.«
»Es war sehr lieb von dir, dass du mir Matt geschickt hat, und er hat es großartig gemacht, aber ich will dich gar nicht erst in Schwierigkeiten bringen. Je weniger du weißt, umso besser, bitte glaub mir. Geh nach Haus, ja?
Bitte.
«
»Was du sagst, beruhigt mich überhaupt nicht, und nein, ich gehe nicht nach Hause. Ich will wenigstens helfen können.«
»Du bist doch nicht schuld daran, Cal. Du solltest gar nicht in diese Sache hineingezogen werden.«
»Du bist aber auch nicht schuld daran. Du hast diese Frauen nicht dazu gezwungen, dieses Spiel zu spielen.«
Eve dachte an Christy Lewis, die noch nie von Rollenspielen gehört hatte, bis sie auf die Anzeige gestoßen war, in der nach Probanden für eine Studie gesucht wurde. »Doch, Cal, gweissermaßen schon.«
»Wer hat dir eigentlich beigebracht, das Leid der ganzen Welt auf deine Schultern zu laden?«
»Ich weiß es«, sagte David aus der Küche. »Und sie kann nicht anders, Callie. Sie ist von einer der besten dieses Fachs konditioniert worden.«
»Danke«, sagte Eve gerührt, und er lächelte, doch sein Blick war traurig.
»Callie hat aber recht, Evie. Du bist nicht schuld an dieser Geschichte. Überlass sie der Polizei.«
»Ja, tue ich ja. Grundsätzlich.« Sie schaltete den Bildschirm auf den Ninth Circle um. »Aber er könnte jetzt dort sein und sein nächstes Opfer anvisieren. Ich kann doch nicht einfach dastehen und zusehen. Ich muss etwas unternehmen.«
David schüttelte hilflos den Kopf. »Herrgott, du klingst wie Dana.«
»Danke«, sagte sie wieder, und er seufzte schwer.
»
Das
war nicht als Kompliment gemeint«, sagte er. »Also – was tust du, obwohl du es garantiert nicht tun solltest?«
»Ich lese die Blogs der Leute bei ShadowCo. Man erfährt eine Menge von meckernden Angestellten.«
»Und was willst du von meckernden Angestellten erfahren?«, fragte Callie.
»Ich will einen Kontakt in der Firma. Damit ich mich reinhacken kann.«
Callie nickte. »Genau das habe ich von dir erwartet. Kann ich zugucken?«
Eve lachte. »Klar. Wenn ich Glück habe, ist der Marketing-Typ, der sich beschwert, dass sein Chef ihn wie einen Sklaven behandelt, noch online.«
»Um diese Zeit?«, fragte David.
»Es ist auch nicht anders als bei Juristen, schätze ich«, sagte Callie. »Überall gibt es Leute, die bis Mitternacht im Büro sind.«
»Außerdem sitzt die Firma in Seattle«, fügte Eve hinzu. »Schau an. Der Kerl, von dem ich gesprochen habe, hat am Ende seiner Tirade über den Millionenbonus für ShadowCos Geschäftsführer seine Telefonnummer und den Namen hinterlassen.«
»Weiß der denn nicht, dass jeder mitlesen kann, sobald der Kommentar gepostet ist? Vollidiot.«
»Tja, der Vollidiot heißt Clayton Johnson.« Eve nahm das neue Handy und wählte.
Das Telefon klingelte sechsmal. Dann: »Johnson.« Die Stimme klang genervt, barsch. Perfekt.
»Mr. Johnson«, sagte Eve. »Mein Name ist Gillian Townsend von Attenborough IT Services. Wir sind Vertragspartner Ihrer Firma.«
»Und?«, blaffte Johnson. »Ich habe leider keine Zeit zu –«
Eve unterbrach, bevor er auflegen konnte. »Wir sind für die Wartung des Servers zuständig, und ich sehe, dass Sie noch eingeloggt sind. In wenigen Minuten müssen wir den Server
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