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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gegangen war. Berger hatte zwei Wochen zuvor Kontakt mit ihm aufgenommen, nachdem er dessen Stellengesuch in einer Zeitung gelesen hatte. Ab kommenden Montag sollte Kenneth für zweihunderttausend Dollar plus Boni das Kapitalmarktteam von Bergers erfundener neuer Investmentfirma, Red Lion Investments, leiten.
    »Hier, ich habe Ihnen was mitgebracht.« Berger reichte ihm die Papiertüte. »Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man jemanden besucht, soll man mit dem Ellbogen klingeln.«
    »Hey, toll, vielen Dank. Das war aber nicht nötig.« Cavuto nahm die Tüte entgegen. »Was ist es denn?«
    »Frische Erdbeeren, Hüttenkäse und ein paar Kekse«, antwortete Berger.
    Cavuto spähte in die Tüte. »Selbstgemachte Kekse?«
    »Nein, nicht was Sie denken, Sie Schlingel. Die neuste Sorte aus dem Biomarkt.«
    »Echt?« Cavuto zuckte mit den Schultern. »Bitte, kommen Sie rein. Ich wasch mir nur kurz die Hände, dann koche ich uns einen Kaffee.«
    »Bemühen Sie sich nicht«, winkte Berger ab. »Ich wollte nur sichergehen, dass wir uns über Ihre Position einig sind. Ich hoffe, Sie haben kein besseres Angebot erhalten. Werden Sie am Montag da sein?«
    »Natürlich, Mr. Howard. Punkt neun Uhr«, versicherte ihm Cavuto mit übertriebenem Ernst.
    Berger lächelte, als ein drei- oder vierjähriges blondes Mädchen im Flur hinter Cavuto erschien.
    »Hey, wer ist denn das?«, rief Berger ihr zu. »Angela? Stimmt’s?«
    »Stimmt. Sie haben ein gutes Gedächtnis«, freute sich Cavuto. »Angela, komm mal her, Schatz.«
    Berger sank auf ein Knie hinab, als sie neben ihren Vater trat. Er betrachtete die seltsam aussehende Puppe in ihrem Arm. Es war der Affe Boots aus der Zeichentrickserie Dora.
    »Klopf, klopf«, sagte er zu ihr.
    »Wer ist da?«, fragte Angela mit misstrauischem Blick.
    »Niemand. Ich wohne in deinem Kopf«, antwortete Berger und erhob sich.
    Das Mädchen lachte. Er hatte schon immer gut mit Kindern gekonnt.
    »Möchten Sie nicht doch hereinkommen?«, bot Kenneth erneut an.
    »Nein, nein, ich muss weiter«, schlug Berger die Einladung ab. »Ich muss gleich rüber in den Zoo, wo meine Ex mit unserer Kleinen wartet. Bethany feiert dort ihren vierten Geburtstag, und …«
    Berger schnalzte mit den Fingern.
    »Wo sind nur meine Manieren geblieben? Warum kommen Sie nicht einfach mit? Einige Vizepräsidenten aus der Firma werden auch da sein. Dann lernen Sie sie schon vor Montag kennen.«
    »Echt? Klingt prima«, freute sich Cavuto. »Ich bin in fünf Minuten fertig.«
    Berger warf einen Blick auf seine schicke, weißgoldene Rolex und verzog sein Gesicht. »Oh, ich bin schon spät dran, und der Geburtstag beginnt mit einer geführten Tour für die Kinder. Meine Ex wird mir die Hölle heißmachen, wenn ich nicht pünktlich da bin und jede Millisekunde auf Video aufnehme.«
    Berger griff in seine Jackentasche und reichte Cavuto seine Visitenkarte von Red Lion Investment.
    »Machen wir es so«, schlug Berger vor. »Sie und Angela könnten die Tierführung auslassen und zum Kuchenessen kommen.«
    »Oh, Daddy! Tiere! Die Affen! Ich möchte die Affen sehen«, flehte Angela, den Tränen nahe, und zog ihren Vater am Hemd.
    »Das ist wieder typisch für mein vorlautes Mundwerk«, gab Berger scheinbar schuldbewusst zu, als das Mädchen tatsächlich zu weinen begann. Wieder schnalzte er mit den Fingern. »Jetzt habe ich aber ein schlechtes Gewissen, Ken. Wenn Sie möchten, können Angela und ich schon vorgehen, damit sie die Führung nicht verpasst. Bevor Sie nachkommen, rufen Sie uns an, und wir sagen Ihnen, bei welchen Tieren wir sind.«
    Dies war der alles entscheidende Moment für Berger. Sich auf den Chef verlassen oder der väterlichen Paranoia vertrauen. Berger vertraute auf die Tatsache, dass der arbeitslose Analyst in seiner Rolle als Papa, der zu Hause bleiben musste, nicht sehr geübt war und aus Unsicherheit seinem Instinkt nicht vertraute. Würde er Bergers Angebot allerdings ablehnen, würde Berger zu Plan B wechseln: den Papa mit Elektroschocker lahmlegen, das Mädchen mit Chloroform betäuben und verschwinden.
    »Wirklich?«, sagte Cavuto schließlich.
    Berger hielt den Atem an. Der Fisch war an der Angel. Jetzt musste er langsam die Kurbel drehen.
    »Hm, also, wenn ich noch mal darüber nachdenke«, sagte Berger und blickte wieder auf die Uhr, als er eine Stufe nach unten ging. Das Mädchen, das seinen Rückzug bemerkte, begann kräftig zu schluchzen.
    »Ist Ihnen das auch nicht zu lästig?«, vergewisserte sich

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