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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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dauern, bis der Haussegen schiefhängt? Ich war mir nicht sicher. Aber ich wusste, dass ich nicht schlauer war als ein Fünftklässler.
    »Mike? Bist du noch dran?«, fragte Emily.
    »Ja, klar. Natürlich hole ich dich morgen ab. Wann kommt dein Zug an?«

43
    Zur allabendlichen Hauptverkehrszeit in New York kroch ich auf dem Weg in mein Büro Stoßstange an Stoßstange im Schneckentempo über die Brooklyn Bridge. Ich hatte für meinen urlaubsräuberischen Arbeitsplatz, den One Police Plaza, keinen guten Gedanken übrig. Das Betonplattengebäude war schon potthässlich gewesen, noch bevor es nach dem 11. September mit Wachhütten und Pflanztrögen als Bombenbarrieren umstellt worden war. Weil der Verkehr aus dem Finanzviertel wegen der Sicherheitsmaßnahmen umgeleitet wurde, waren einige Geschäftsleute aus Chinatown auf die Barrikaden gegangen und hatten vorgeschlagen, die Zentrale zu verlegen. Ich drückte die Daumen für Hawaii, hatte bisher jedoch noch von keiner Entscheidung gehört.
    Beim Verlassen der Brücke auf die Avenue of the Finest erblickte ich die vielen in zweiter Reihe geparkten Fahrzeuge der Nachrichtensender. Da alle Nachrichtenheinis und Kameraleute unruhig auf dem Bürgersteig daneben umherwuselten, gönnte ich mir was Gutes und fuhr weiter.
    Ein paar Blocks weiter südlich hielt ich an der Ecke St. James Place und Madison Street vor einem mit Graffiti bekritzelten Laden, um mir einen Kaffee, etwas Gebäck und eine Post zu besorgen, über deren Titelgeschichte die raffinierte Überschrift »Wer wird der Nächste sein?« prangte.
    Doch welche Ironie! Als ich hinauskam, saß Gary Aronson auf meiner Motorhaube. Als Polizeireporter der New York Post war er wahrscheinlich für diese Überschrift verantwortlich. Wie die meisten Reporter, die über Verbrechen berichteten, war er skrupellos. Für seine Angewohnheit, unter Absperrbändern hindurchzuschlüpfen, machte er Farbenblindheit und Leseschwäche verantwortlich.
    Statt also zu meinem Wagen zu gehen, bog ich scharf nach links ab und betrat Jerry’s Old School, einen Friseur, den ich manchmal als Treffpunkt für vertrauliche Informanten nutzte.
    Und stolperte beinahe über Cathy Calvin, die Polizeireporterin der New York Times, die neben der Tür unter einem Plakat für den Rapper Uncle Murda in ihr Telefon vertieft war.
    Ich blickte zu dem muskulösen Besitzer hinüber, Jerry, der einem chinesischen Jungen die Haare bleichte. »Ist denn gar nichts mehr heilig?«, fragte ich ihn, als ich gleich wieder kehrtmachte.
    Calvin hatte ihr Telefon gegen ein Diktiergerät ausgetauscht, als sie mich auf dem Bürgersteig einholte.
    »Wir haben es mit einer Bombenserie, einem doppelten Mord, der sehr nach Sams Sohn aussieht, und jetzt einem vermissten Mädchen zu tun. Gerüchten zufolge hängen alle drei Verbrechen zusammen. Was geht hier vor, Detective?«
    Als hätte ich noch Zeit, im Medienzirkus aufzutreten! Ich wollte sie mit einem »Habe ich Sie nicht aus meiner Adresskartei gestrichen?« abwimmeln und legte einen Zahn zu.
    Calvin ließ sich nicht unterkriegen. »Das galt nur für den letzten Fall.«
    »Endlich«, frohlockte Aronson und zog ebenfalls sein Diktiergerät aus der Tasche, als er von meiner Motorhaube rutschte.
    »Der gehört mir, Gary«, warnte Calvin und scheuchte ihn fort.
    Der Post -Reporter trat zur Seite und machte für Calvin das »Ruf mich an«-Zeichen. Alle Polizeireporter steckten wie Diebe unter einer Decke und waren genauso umsichtig, wenn die Polizei im Spiel war. Sie hatten sogar einen eigenen Raum in der ersten Etage der Zentrale, die sogenannte Hütte, wo sie sich immer neue Möglichkeiten ausdachten, um Ermittlungen und Polizisten aufzuhalten.
    »Nein, tue ich nicht, Gary«, widersprach ich und öffnete die Wagentür. »Wenn Sie Infos wollen, sprechen Sie mit dem zwölften Stock, Cathy. Dort erfahren Sie bestimmt bereitwillig alles, was Sie wissen müssen.«
    Im zwölften Stock war unsere Pressestelle untergebracht. Wegen der Nachrichtensperre in dem mehr als heißen Fall verlangte der unter Druck stehende Chief bestimmte lebenswichtige Körperteile von mir zum Frühstück, wie ich zuletzt gehört hatte.
    Calvin verdrehte die Augen. »Kommen Sie schon, Mike. Ich bringe Nachrichten, keine Propaganda.«
    »Fox News behauptet da aber etwas anderes«, schoss ich zurück, bevor ich mich in meinen Wagen rettete.

44
    Ich startete gerade den Motor, um meine Flucht anzutreten, als die Beifahrertür aufgerissen wurde und Calvin ins Auto

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