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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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einer hohen Pinienhecke verborgen, ein paar Kilometer nordöstlich von Fallsburgs Hauptstraße entfernt. Sobald ich den Stacheldraht und die blassen Betonmauern, die sich als Terrassengebäude einen Hügel hinaufzogen, entdeckt hatte, begann der Kaffee, in meinem Magen ein zweites Mal zu brodeln. Sullivan war ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem viele der gewalttätigsten Verbrecher von New York einsaßen. Ich wusste, warum ich einige von ihnen hierherverfrachtet hatte.
    Unter dem steinernen Auge des Wachturms auf der Südseite öffnete sich summend das Tor zum Verwaltungsbereich, wo ich widerwillig meine Dienstwaffe abgab und mich ins Besucherbuch eintrug. Anschließend wurde ich zu Doug Gaffney geführt, dem Gefängnisdirektor, mit dem ich am Tag zuvor dieses Treffen vereinbart hatte.
    Mit Polohemd und Khaki-Hose bekleidet und mit seinem Glatzkopf erinnerte mich Gaffney eher an einen Football-Trainer mittleren Alters als an einen Gefängnisdirektor. Bücher über Angstmanagement und Drogenmissbrauch standen auf dem Regal hinter seinem Schreibtisch, daneben ein dicker Ordner mit der Aufschrift »Lebensbewältigung«.
    »Danke, dass Sie mir dieses Gespräch ermöglichen, Doug«, sagte ich, nachdem wir Hände geschüttelt und uns gesetzt hatten.
    Seine Sekretärin schloss die Tür hinter sich. »Sie arbeiten an diesem Bomben-Fall?«, fragte er.
    »Ja, aber das ist vertraulich, ebenso wie mein Besuch«, erklärte ich und richtete mich auf meinem Klappstuhl auf. »Die Presse löchert uns schon. Ich würde ihre Auflage nicht gerne weiter in die Höhe schnellen lassen als nötig. Was habe ich von Berkowitz zu erwarten?«
    »Keine Sorge. Wir müssen ihm keine Hockey-Maske aufsetzen.« Gaffney grinste leicht. »In den sechs fahren, in denen ich hier bin, war er stets ein vorbildlicher Insasse. Er leitet sogar eine Gebetsgruppe und führt die blinden Insassen in ihre Zellen zurück.«
    »Ich habe von seiner religiösen Bekehrung gehört. Glauben Sie daran?«, wollte ich wissen.
    »Ich begrenze meinen Glauben auf Dinge außerhalb dieser Mauern, Mike, aber wer weiß?« Er nahm ein Funkgerät aus dem Ladegerät hinter sich. »Wenn Sie so weit sind, bringe ich Sie rüber.«

38
    Berkowitz wartete in einem hellen, luftigen, aber abgesicherten Besucherraum in einem Zellenblock gegenüber dem asphaltierten Hof hinter Gaffneys Büro.
    Mich überraschte vor allem, dass er nichts Bedrohliches hatte. Er war klein, irgendwas über fünfzig Jahre alt und hatte einen dicken Bauch und weißes Haar. Damit erinnerte er mich an den Sänger Paul Simon. Er war rasiert, sein Haar frisch geschnitten. Selbst in seiner grünen Gefängniskleidung wirkte er äußerst ordentlich, als hätte er sie in die Reinigung gegeben. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit dem schlampigen, wild dreinblickenden jungen Mann auf den Titelseiten aller Zeitungen, nachdem er 1977 geschnappt worden war.
    Er lächelte sogar und blickte mir von der anderen Seite des PVC-Tisches her in die Augen.
    »Hallo, David, mein Name ist Detective Michael Bennett vom NYPD«, stellte ich mich ebenso lächelnd vor. »Danke, dass Sie sich zu diesem Gespräch bereit erklärt haben.«
    Er zog eine kleine Bibel aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch vor sich. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Ich bin hier, weil ich hoffe, Sie können mir einen kleinen Einblick in einen Fall verschaffen, an dem ich gerade arbeite«, begann ich.
    Berkowitz kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf leicht zur Seite. »Das muss schon ein wichtiger Fall sein, wenn Sie extra aus New York hierherkommen.«
    »Das ist er, David. Scheinbar begeht jemand Verbrechen, die denen ähneln, in die Sie in den Siebzigerjahren verwickelt waren.«
    Nur widerwillig verwendete ich den Ausdruck »verwickelt waren« statt »in ekelhafter und feiger Weise begangen haben«, weil ich seine Kooperationsbereitschaft brauchte.
    »Ein Mädchen aus Co-op City wurde mit einem Messer angestochen, und ein Pärchen wurde mit einer Waffe Kaliber .44 auf einem Liebespfad erschossen«, fuhr ich fort. »Wir haben sogar einen Brief von jemandem erhalten, der behauptet, Sie zu sein.«
    Berkowitz blickte mich mit großen Augen an. Er wirkte ehrlich erschüttert. »Das ist schrecklich«, sagte er.
    »Kennen Sie jemanden, der diese Verbrechen begangen haben könnte?«
    »Niemanden«, antwortete er, ohne zu zögern.
    »Kommen Sie, David. Sie haben in der Vergangenheit erwähnt, dass andere Menschen in Ihren Fall verwickelt waren. Und zwar

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