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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ist passiert, Hank?«
    »Ich fasse es einfach nicht«, stöhnte er und biss sich auf die Lippen. »Dieses arme Schwein, der Vater, ist seit einem Jahr arbeitslos. Dieser Kerl hat ihn geködert, hat gesagt, er würde ihn einstellen. Wie aus dem Nichts taucht er heute plötzlich auf und lädt ihn und seine Tochter zum Geburtstag seiner eigenen Tochter ein. Cavuto denkt: neue Arbeit, neuer Chef – da muss ich doch unbedingt hin.«
    Der dickärschige Koch schenkte schließlich drei Fingerbreit Grey Goose ein, den Schaller in einem Zug kippte.
    »Der Vater braucht ein paar Minuten, um sich fertig zu machen«, fuhr Schaller fort und hob einen Finger. »Deswegen sagt der Kerl, er nimmt das Mädchen schon mal mit, sonst käme er zu spät. Cavuto könne in zehn Minuten nachkommen und vorher anrufen, um zu fragen, wo sie sind. Er ließ sie gehen, Mike. Er gab ihm seine Tochter mit. Sie gingen Hand in Hand fort. Aber als Cavuto fertig ist mit Duschen und die Nummer anruft, passiert nichts. Er rennt zum Zoo, aber dort findet keine Party statt.« Eine Träne lief an Schallers Nase herab. »Stell dir das vor, Mike. Niemand da!«
    »Nimm’s nicht so schwer, Kumpel«, beruhigte ich ihn.
    »Vier Jahre alt, Mike. Das Mädchen war doch noch so unschuldig. Wie wird dieser Kerl damit leben können?«
    »Du musst dich beruhigen, Hank«, versuchte ich es erneut.
    »Beruhigen?« Schaller schnippte die Träne von seiner Wange. »Ich weiß, wie die Geschichte endet, und du auch. Ich beruhige mich erst, wenn dieses Ungeheuer von Würmern zerfressen wird. Ich schnappe ihn mir, bevor er einen Polizeiwagen von innen sieht, geschweige denn ein Gerichtsgebäude.«
    Hank raste aus dem Restaurant. Ich wollte noch einen Moment bleiben, um das zu verdauen, was ich gerade gehört hatte. Hank hatte recht. Unser Schuldiger wirkte wie ein Ungeheuer, das einem schleimigen Morast entstiegen war, die Personifizierung des Unmenschlichen und Bösen. Hanks unwillkürliche Reaktion war völlig normal. Was tut man, wenn ein widerlicher Käfer am Arm hochkrabbelt? Man schnippt ihn auf den Boden und zermalmt ihn mit dem Fuß. Man tut alles, um ihn aus seinem Leben zu verbannen.
    »Ist das alles, Officer?«, fragte der Koch sarkastisch.
    »Nein.« Ich rückte einen Hocker zurecht und wählte die Nummer meiner Chefin. »Jetzt brauche ich auch einen Wodka. Aber zack, zack.«

42
    Ich leerte mein Glas und erledigte noch ein paar Anrufe, bevor ich zum Haus der Cavutos zurückging. Da ich wusste, dass die kleine Angela zu Fuß fortgeschafft worden war, setzte ich Leute darauf an, mit den großen Taxiunternehmen und den Betreibern von Bus und U-Bahnen Kontakt für den Fall aufzunehmen, dass jemand etwas gesehen hatte.
    Bei den Cavutos war die Spurensicherung bereits am Werk. Ich blieb vor der Veranda stehen und sprach mich mit ihnen ab. Aus irgendeinem Grund hatte der Entführer dem Vater eine Tüte mit Keksen, Erdbeeren und einem komisch aussehenden, cremigen Käse mitgebracht. Ich hoffte, wir könnten ein paar Fingerabdrücke darauf finden. Wenn dieser Spinner so leichtsinnig war, sich dem Vater in seiner ganzen Pracht zu zeigen, könnte er auch so nachlässig sein und einen Fehler begehen.
    Ich hatte gerade den Phantombildzeichner zu Detective Schaller hineingeschickt, als Emily Parker anrief.
    »Hallo, Mike. Ich habe grünes Licht. Mein Chef hat gerade mitgeteilt, dass ich in die Spezialeinheit aufgenommen werde.«
    »Besser könnten die Nachrichten nicht sein«, freute ich mich. »Der Fall hat nämlich schon wieder eine andere Wendung genommen.«
    »Und zwar?«, wollte sie wissen.
    »Ein vierjähriges Mädchen aus Brooklyn wurde gerade entführt. Ich bin mir noch nicht sicher, wie eine Entführung zu den anderen beiden nachgeahmten Verbrechen passt, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass unser Täter genau auf solche komischen Sachen steht.«
    »Könnte sich wieder um ein Jahrhundertverbrechen handeln. Vielleicht die Lindbergh-Entführung?«, überlegte Emily. »Ich werde recherchieren und alles mitbringen, was ich finden kann. Ich komme mit dem Zug. Kannst du mich morgen früh an der Penn Station abholen?«
    Ich dachte an Mary Catherine und daran, wie ich die ganze Angelegenheit deichseln könnte. Ich kam mir vor wie ein Fünftklässler, der im Rechnen vor einer Textaufgabe sitzt: Eine potenzielle Geliebte wartet auf dich am Strand, während eine andere in Washington in den Zug steigt und mit hundertfünfzig Stundenkilometern auf dich zurast. Wie lange wird es

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