Todestanz
was da gespielt wird â und inwiefern es ihn betrifft.«
»Wenn Voëltjie Ahrend Yasmin entführt hätte, würde ich es wissen.« Riedwaans Hand strich über die Schwellung an seinem rechten Auge. »Wir kennen uns schon ewig. Aber warum sollte jemand sie entführen und dann keine Forderungen stellen?«
»Wenn ich dir das sagen könnte, könnte ich dir wahrscheinlich auch sagen, wo deine Tochter ist«, sagte Clare. »Beschränken wir uns also auf das, was wir bereits haben, okay?«
»Okay.« Riedwaan zog seine Zigaretten heraus. »Was hast du sonst noch?«
»Ich habe Rita angerufen«, berichtete Clare. »Sie hat den Kugelschreiber auf Fingerabdrücke untersuchen lassen, aber es kam nichts Brauchbares dabei heraus.«
»Sie konnten keine Abdrücke finden?«
»Sie haben ein paar abgenommen, aber die waren nicht gespeichert. Das könnte bedeuten, dass wir es mit einem neuen FuÃsoldaten zu tun haben, der ein Tattoo der Nummer trägt, obwohl er noch nie im Gefängnis war. Es ist ein Profi-Tattoo, keine Knastarbeit.«
»Du meinst, dass das Tattoo als Markenzeichen dienen soll?«
»So ungefähr«, sagte Clare. »Darüber ist die alte Garde bestimmt nicht begeistert.«
»Genauso wenig wie darüber, dass Graveyard de Wets Waffe benutzt wurde â bei dem provokanten Mord an den beiden Mädchen in Maitland.« Riedwaan zündete sich eine Zigarette an. »Was hat Pearl über die Aktenzeichen gesagt?«, fragte er. »Woher hatte sie die?«
»Pearl hat sie nicht bei mir abgeliefert«, sagte Clare.
»Nein?« Riedwaan sah sie an. »Wer will uns dann auf diese Spur locken?«
»Könnte Voëltjie irgendeinen Nutzen daraus ziehen, dass er Yasmin vorübergehend verschwinden lässt?«
Riedwaan schüttelte den Kopf.
»Hätte er sich ausrechnen können, dass man dich verdächtigen wird?«
»Beim letzten Mal gab es mächtig Ãrger.« Riedwaans Gesicht erstarrte. »Das weiÃt du doch. Ndlovu hat mir gehörig zugesetzt. Es war in allen Zeitungen zu lesen: âºPolizist entführt eigene Tochterâ¹. AuÃerdem zahlt Voëltjie genug für seine Augen und Ohren in unserer Truppe, um sich die fünf Rand für die Cape Times sparen zu können.«
» Lady in Red « schallte im Crescendo durch die Bar, weil immer mehr Trinker an der Bar mitsangen, wenn sie nicht gerade ihre Freundinnen abknutschten oder neues Bier bei dem Barmädchen bestellten.
»Wenn sie in der Gewalt von Voëltjie Ahrend und seinen 27ern wäre und sie die ersten fünf Minuten in seiner Gesellschaft überlebt hätte, dann würde ich das wissen. Und wenn ich es wissen würde, würde ich schon längst mit ihm verhandeln.«
»Was würdest du ihm denn anbieten?«, fragte Clare.
»Alles.« Mit leiser Stimme. »Einfach alles.«
»Diese Aktenzeichen«, sagte Clare. »Hast du darüber was rausgefunden?«
»Heroinrazzien.« Riedwaan zog an seiner Zigarette. »Sehr reiner Stoff und darum mit einem ziemlichen Marktwert.« Er breitete Clares Stadtplan aus und markierte die Stellen. »Hier, hier und hier. Sieh dir an, wie sie verteilt sind: Innenstadt, Seapoint und eine bewachte Wohnsiedlung für die Reichen. Der Kaviar- und Kokaingürtel von Kapstadt.«
»Und?«, fragte Clare nach. »Heroin ist teuer.«
»Heroin ist ein ganz neuer Markt«, erklärte ihr Riedwaan. »Für jeden das seine. Die neue Luxusdroge für die Kids mit reichen Eltern und jeder Menge Langeweile.« Er deutete auf die Cape Flats. »Und hier haben wir das tik- Land. Wo die Menschen zu arm sind, um sich die Fleischwurst für ein Sandwich zu kaufen, aber immer noch Geld für Drogen auftreiben können, die sie das vergessen lassen. Hier wie dort ist der Drogenhandel eine Lizenz zum Gelddrucken. Nur die Währung unterscheidet sich. Die reichen Kids zahlen mit dem Geld ihrer Eltern, bis es aufgebraucht ist. Und die armen Kids zahlen mit ihrem Körper, solange sie halbwegs gut aussehen  â oder andernfalls, indem sie alles tun, was ihre Dealer von ihnen verlangen.«
»Ahrend steckt hinter alldem?«
»Man könnte ihn als eine Art sozialer Brücke für die Regenbogennation bezeichnen: Seine Art von Verdorbenheit ist hier wie dort zu Hause. Van Rensburg und Delport wollten das nicht wahrhaben, aber genau das
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