Todestanz
hatte ich mit Phiri untersucht. Bis die Sache gewissen Leuten ein bisschen zu heikel wurde.«
»Hast du mit den Polizisten gesprochen, die damals die Verhaftungen vorgenommen haben?«
»Allerdings«, sagte Riedwaan. »Alles waren uniformierte Polizisten alter Schule, die sonst nur auf Anzeigen wegen Ruhestörung reagieren, also waren es keine groà angelegten Einsätze. Ich habe sie überprüft. Es waren reine Zufallsfunde, sie waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie gingen rein, die Sache kam ihnen komisch vor, also haben sie die Anwesenden durchsucht. Damals gab es eine Order, alle verdächtigen Substanzen in Louis van Zyls Labor zu bringen, um sie analysieren zu lassen â er arbeitet an einem Verfahren, mit dem sich feststellen lässt, welche Probe wo hergestellt wurde, damit man den Dealern irgendwann mehr als nur ein paar Gramm nachweisen kann.«
Riedwaan schob die Labornotizen Clare zu, die es aber bald aufgab, Van Zyls Gekrakel entziffern zu wollen.
»Also, was ist passiert?«
»In sämtlichen Fällen wurde von Valkov und Cohn, einer teuren Anwaltskanzlei im Stadtzentrum, Einspruch wegen illegaler Durchsuchung und Festnahme erhoben. Offenbar gehörten die Grundstücke alle demselben Besitzer.«
»Und der wäre?«
»Eine Strohfirma«, sagte Riedwaan. »Schwer zurückzuverfolgen. Jedenfalls bekamen die Polizisten eins auf die Finger, und die Fälle wurden zu den Akten gelegt.«
»Interessant. Und wer holte die Ermittlungsakten damals aus dem Labor ab?«
»Die Abholungen werden in ein zerfleddertes Buch eingetragen, das der Wachmann am Eingang führt. Ich habe die Seiten kopieren lassen, auf denen eingetragen wurde, wer die Akten und die Drogen angefordert hat. Die dort hingekritzelten Namen sind völlig unleserlich.« Er deutete auf die kopierten Spalten. »Und die Handynummern sind alle um eine Ziffer zu kurz. Wer diese Unterlagen auch abgeholt hat, wollte später nicht ausfindig gemacht werden können.«
»War es immer dieselbe Person?«, fragte Clare.
»Der Handschrift nach zu urteilen ja.«
»Und der Wachmann kann sich nicht erinnern?«
»Da drin geht es zu wie auf dem Bahnhof. AuÃerdem ist das keine besonders sinnige Frage. Ein Wachmann oder ein Polizist kann mehr als ein ganzes Monatsgehalt verdienen, wenn er eine Akte verschwinden lässt«, sagte Riedwaan. »So was kommt ständig vor.«
»Du hast gesagt, Van Zyl hätte herausgefunden, woher das Heroin kommt?«
»Alles aus Afghanistan. Rein wie frisch gefallener Schnee.«
»Und woher kommt es normalerweise?«
»Von überallher. Früher haben vor allem die Nigerianer damit gedealt, und die haben es mit allem Möglichen verschnitten. Hier ist das anders.«
Er holte eine Münze aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
»Eine Kopeke.« Clare prüfte die Münze.
»Ja, die zweite, die ich gefunden habe. 1989. Ende der UdSSR, das Jahr, in dem die Russen endgültig aus Afghanistan abzogen«, erläuterte Riedwaan. »Haufenweise Veteranen auf den StraÃen eines Landes, das sich in der Kernschmelze befindet. Ein bisschen wie bei uns ein paar Jahre später. Erst haben wir diese beschlagnahmten Drogen, dann zwei SchieÃereien, bei denen jeweils eine Kopeke zurückgelassen wird.«
»Die Afghanen«, sagte Clare. »Das ist mehr als nur ein Markenzeichen, meinst du nicht auch?«
»Die alten Gangs beschränken sich nicht mehr auf Erpressungen, sondern halten inzwischen ganze Gemeinden in Geiselhaft, indem sie erst den Kindern Drogen verkaufen und danach diese Kinder verkaufen, damit die ihre Drogen bezahlen. Die Gangs auf den Flats und in den Gefängnissen festigen sich, gründen überall Ableger und erpressen Gelder, wo es nur geht, womit sie die kleineren Gangs aus dem Markt drängen. Sie schaffen Monopole. Entweder erobern sie ihr neues Territorium mit Gewalt, oder sie zahlen einfach dafür. Leichter, schneller, und man bringt damit weniger städtische Behörden in peinliche Situationen.«
»Und wie passen die städtischen Behörden ins Bild?«
»Wenn du planst, die Kontrolle über das nächtliche Wirtschaftsleben einer Stadt zu übernehmen, muss die Stadt mitmachen. Flughäfen, Häfen, Gerichte und Stadträte müssen Genehmigungen erteilen. Du brauchst sie alle â aber zum Glück sind sie billig zu
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