Todestanz
Geschlecht zu rammen oder den Schlüssel in sein Auge zu stoÃen.
»Warum lassen Sie mich nicht los?« Manchmal gab es noch einen dritten Weg. »Dann können wir darüber reden.«
Er gab sie frei. »Entschuldigung.«
»Warum ich?« Clare lockerte den Griff um ihren Schlüssel nicht. »Und warum mitten in der Nacht?«
»Rita Mkhize hat mir Ihre Nummer gegeben.«
»Das beantwortet meine Frage nicht. Warum sucht die Polizei nicht nach ihr, und warum helfen Sie nicht dabei mit?«
»Die glauben, ich hätte sie entführt.«
»Haben Sie?«
»Wäre ich dann hier?«
»Das wäre durchaus möglich«, sagte Clare.
»Möchten Sie mir nicht helfen?«, fragte er. »Bitte.«
Clares Nein blieb ihr in der Kehle stecken. Und mit ihm der gesunde Menschenverstand.
»Wie heiÃt sie denn?«, fragte sie.
»Yasmin«, sagte er. »Yasmin Faizal.«
»Möchten Sie mir erzählen, was passiert ist?« Clare richtete sich auf. »Das Roma by Night hat noch geöffnet.«
Riedwaan war schon unterwegs. Die Bewegung half ihm, seine Angst in Schach zu halten, die sich wie ein Pitbull in seiner Magengrube verbissen hatte und ihn bei lebendigem Leib aufzufressen drohte.
Dreizehn
Clare setzte sich an den Tisch, der am weitesten vom Eingang entfernt war. Riedwaan zog ein Foto aus der Brusttasche und legte es auf die Tischplatte. Es lag zwischen ihnen, mit geknickten Ecken und in der Mitte gebogen, wo es sich an seine Brust geschmiegt hatte. Ein kleines Mädchen mit einem schwarzen Pferdeschwanz in einem rosa Balletttrikot. Goldkreolen in den Ohren und ein funkelndes Lachen in den dunklen Augen. Clare sah Riedwaan an. Der gleiche volle, perfekt geformte Mund.
»Das ist sie?«, fragte Clare. Die Frage war unnötig, ein Rettungsseil, das über das Meer des Verlusts ausgeworfen wurde. Riedwaan sah aus dem Fenster auf die bunten Lichtergirlanden über der Promenade. Viele Birnen durchgebrannt.
»Das ist sie«, wiederholte er. »Werden Sie sie für mich finden?«
»Das ist mal was Neues«, meinte Clare, »dass mich ein Bulle um Hilfe bittet.«
»Ich kenne Ihre Arbeit.« Riedwaan zog eine Zigarette aus dem Päckchen und klopfte den Tabak fest. Rundum Nichtraucher-Schilder. »Sie haben Verbindungen, die ich nicht habe. Die Fälle, an denen ich gearbeitet habe ⦠Ich brauche jemanden, der sich in die Haut dieser Gangster versetzen und sie finden kann.«
»Sie glauben, sie ist â¦Â«
»Noch am Leben?« Riedwaan sprach es für sie aus. »Wenn nicht, würde ich es wissen. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, benutzen Leichen statt E-Mails. Ein direkterer Weg, die Botschaft rüberzubringen, und weniger leicht zurückzuverfolgen.«
»Erklären Sie mir, warum man Sie für einen Verdächtigen hält«, sagte Clare.
» Den Verdächtigen.«
»Okay, den Verdächtigen. Warum sucht die Polizei nicht nach Ihrer Tochter? Sie haben dieses neue Kinder-Aufspürsystem. Warum setzen sie es nicht ein?«
»Neues Dezernat. Neue Firmenpolitik. Sie versuchen immer noch, uns alte Knochen auf Linie zu bringen.« Riedwaan zog das Feuerzeug aus der Tasche, zündete seine Zigarette an. »Geleitet von Special Director Ndlovu. Mit einem Abschluss in rondvok von der Universität Leningrad oder einem ähnlich faktenfreien Flecken. Sie hat mich und mein psychologisches Profil in die Finger bekommen. Wenn das passiert, ist man mit meinem Profil sofort am Arsch.«
»Warum hat die Frau Sie im Visier?«
»Schwer zu sagen, ob sie tatsächlich mich im Visier hat oder eigentlich Phiri und ich nur in der Zielrichtung stehe. Es gibt da irgendeine uralte Exil-Geschichte. Phiri verweigert sich dem reziproken Altruismus, der sich nach dem Kampf breitgemacht hat.«
»Reziproker Altruismus?«, fragte Clare.
»Ich habe dir vor zwanzig Jahren einen Gefallen getan. Jetzt ist es Zeit, ihn zurückzuzahlen. Krumme Verträge, Augen zudrücken, Schmiergelder. Phiri ist durch und durch aufrecht. Ist bei einer ganzen Reihe von Vorgesetzten angeeckt, weil er dasselbe von ihnen erwartet hat.«
Die Kellnerin brachte den Kaffee, ohne Riedwaan auf seine Zigarette anzusprechen, schlappte davon und zündete sich ebenfalls eine an.
»Ãberzeugen Sie mich, dass Sie Ihre Tochter nicht entführt haben.« Clare rührte die Milch unter.
»Meine Frau hat
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