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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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…«
    Â»Es ist zu spät, deine Tat zu bereuen, Riedwaan. Falls du das überhaupt tust.«
    Â»Wenn wir sie finden wollen«, setzte er wieder an, »müssen wir miteinander reden.«

    Â»Bring sie zurück, unterschreib die Papiere, dann können wir reden.«
    Â»Shazia, bitte hör mich an. Ich habe dich geliebt. Ich liebe sie immer noch. Sie ist nicht bei mir. Ich würde ihr nie im Leben etwas antun. Sie ist weg, ja, aber sie ist nicht bei mir. Diesmal nicht.«
    Â»Bring sie mir zurück, Riedwaan«, zischte sie. »Du warst dort. Der Wachmann hat dich gesehen.«
    Â»Bitte versuch mir zuzuhören. Ich bin an der Ballettschule vorbeigefahren. Ich habe sie gesehen. Und dann habe ich sie reingeschickt, damit sie ihre Stunde zu Ende bringt.« Riedwaan versuchte sich um ihren Zorn herum vorzutasten. »Bitte hör mir zu. Ich weiß nicht, wo sie ist. Je länger du mir die Schuld zuschiebst, desto schlechter stehen meine Chancen, sie zu finden. Für Ndlovu ist Yasmin nur eine Schachfigur in ihrem ganz eigenen Spiel.«
    Â»Du siehst immerzu überall Verschwörungen, Riedwaan. Du spielst nur zu gern irgendwelche Spielchen.«
    Â»Ich spiele nicht, Shazia.«
    Â»Du wirst die Papiere unterschreiben, damit wir nach Kanada können?«
    Â»Ich werde alles unterschreiben, worum du mich bittest, wenn es uns hilft, sie zu finden«, sagte Riedwaan.
    Â»Und warum hast du sie nicht früher unterschrieben? Warum musstest du es so weit treiben? Warum musst du immer so was tun? Du bist schuld, dass es dazu gekommen ist; du mit deiner Arbeit, du mit deinem Stolz, du mit deiner feigen Flucht vor dem, was du deiner Familie angetan hast.«
    Â»Lass mich heimkommen«, flehte Riedwaan. »Lass uns das gemeinsam durchstehen.«
    Â»Erst wenn du meine Tochter zurückgebracht hast.«
    Klicken.
    Riedwaan zündete sich eine Zigarette an. Der Rauch
brannte tief in seiner Kehle und ließ die Stadt unter ihm, diesen Teppich aus Lichtern und Geheimnissen, verschwimmen. Seine Tochter war dort versteckt, irgendwo. Weil er das Handy noch in der Hand hielt, scrollte Riedwaan durch die Anrufliste dieses turbulenten Tages, bis er den entgangenen Anruf von der unbekannten Nummer erreichte.
    Siebzehn Uhr zweiunddreißig. Er wählte die Nummer noch einmal. In der Ballettschule begann ein Telefon zu läuten.
    Er rief seine Mailbox an und hörte die dazugehörende Nachricht ab. Keine Worte; nichts. Nur Schweigen.
    Riedwaan fuhr die kleine, von windzerzausten Bäumen gesäumte Straße hinter dem Wohnblock ab. Direkt vor ihm ragten die Disa Towers auf, drei zylindrische Hochhäuser im Schatten des mächtigen Devil’s Peak. Die Lichter in Nummer 512 strahlten wie ein Leuchtfeuer. Dort sollte Yasmin unter ihrer Decke schlafen. Dort war einst sein Heim gewesen. Er drehte dem Licht den Rücken zu und scheuchte auf seinem Weg durch den Park, der die drei freudlosen Blocks umgab, einen Ziegenmelker auf.
    Keine zehn Minuten später hatte er die Tür zu dem Block, in dem er früher gewohnt hatte, geöffnet. Der Schlüssel zum Keller lag immer noch in dem alten Versteck unter dem Stein bei der Kiefer. Yasmin hatte sich schon einmal im Keller versteckt, nachdem sie aus der Wohnung geschlichen war, weil ihre Mutter so getobt und ihr Vater so verbittert geschwiegen hatte. Beim ersten Mal hatte er erst nach einer halben Stunde gemerkt, dass sie verschwunden war. Stundenlang hatte er nach ihr gesucht, bis er sie schließlich hier unten in einem Regalfach schlafend gefunden hatte. Riedwaan tastete das Fach ab, auf dem sie damals gelegen hatte. Nichts als die Strandkricketschläger vom letzten Sommer und eine ausgeblichene Picknickdecke.

    Er zog sich zu dem Fach hoch. Über ihm hingen ein paar seidig schwarze Haare, die sich im Holz des Regals verfangen hatten. Vorsichtig löste er die Haare seiner Tochter ab und breitete sie auf der Decke aus, drei schwarze Striche auf bleicher Wolle.
    So also fühlte es sich an, wenn einem das Herz brach.

Zwölf
    Â»Komm mit uns, Schätzchen.« Giles Reid hatte die Hand auf Clares Ellbogen gelegt. Er hatte wieder mal zu viel getrunken. Der Champagner war aus, und die Party löste sich allmählich auf. Die Gäste schlenderten über die Long Street davon: die jüngeren Tänzerinnen, um in einen der Clubs zu verschwinden; die Kritiker, älteren Tänzerinnen und Singlemänner zu einem

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