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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Yasmin bei der Notrufnummer vermisst gemeldet. Es gibt eine neue Strategie beim SAPS, die uns
davon abhalten soll, am Wochenende unsere Frauen und Freundinnen zu erschießen. Weil beim Familiendezernat eine Beschwerde gegen mich vorlag, wurde eine einstweilige Verfügung aktiviert.«
    Â»Einstweilige Verfügung?«, fragte Clare.
    Â»Ich hatte Yasmin wochenlang nicht gesehen. Und es war mein Wochenende. Ihre Mutter weigerte sich. Ich …« Er verstummte.
    Â»Was?«
    Â»Ich habe sie mir trotzdem geholt.«
    Â»Und jetzt heuern Sie mich an, damit Sie unschuldig aussehen.«
    Â»So einfach ist es nicht.«
    Â»Captain Faizal«, sagte Clare. »Die Dinge liegen fast immer ganz einfach. Wir sehnen uns nach komplexen Motiven, aber wissen Sie was? Meistens steckt gar nichts dahinter. Nur ein Impuls.«
    Â»Glauben Sie, ich wüsste das nicht?«, fragte Riedwaan. »Manchmal habe ich mich mit einer Waffe in der Hand gesehen, zwei schlaffe, blutige Leichen zu meinen Füßen, und die Waffe steckte in meinem Mund, kalt und sauber und süß wie eine Cola an einem heißen Nachmittag. Und dann bin ich jedes Mal aufgewacht.« Er blickte sie an, als sähe er ihr Gesicht zum ersten Mal. »Und beide lagen friedlich atmend in ihren Betten, Shazia und Yasmin. Lebendig. Director Ndlovu meinte, mich wieder auf Spur bringen zu können, indem sie mich zur Polizeipsychologin schickte. Die stellte mir einen Haufen Fragen zu meiner Familie, meinen Phantasien, meinen Vorstellungen von Liebe und Tod.«
    Â»Was haben Sie ihr erzählt?«
    Â»Ich habe sie gefragt, wie man Liebe und Tod auseinanderhält. Daraufhin hat sie mir einen zweiten Termin gegeben. Weil ich nicht aufgetaucht bin, hat irgendein schwedisches
Computerprogramm Alarm geschlagen, das die geistige Gesundheit, die Einstellung zum anderen Geschlecht und das Wohlverhalten gegenüber Autoritäten vermisst. Ich wurde als Mann mit Geheimnissen gebrandmarkt, den man im Auge behalten muss. Ein Mann, den, dem Befund nach, seine Liebe zur Gefahr gemacht hat. Oder war es der Tod? Ich weiß es nicht mehr.«
    Â»Und wenn ich Ihre Tochter für Sie finde?«, fragte Clare. »Was dann?«
    Â»Ich habe nicht gesagt, dass ich sie umbringen wollte.« Riedwaan atmete durch. »Ich erzähle Ihnen nur, was in meinem Kopf los ist, wenn ich schlafe. Ich erzähle Ihnen nur, was ich gesehen habe, als wir in das Haus in Goodwood kamen. Eine ganze Straße voller Polizisten. Eine Reihenhaussiedlung. Das Haus am Ende. Ein Mann, den ich gekannt hatte und der im Sondereinsatzkommando arbeitete. Eines Tages kam er nach Hause und erschoss seine Familie. Dann rief er uns an und wartete ab – mit der Dienstpistole im Mund. Er drückte ab, als wir die Tür sprengten – wir stürmten das Haus und fanden sie alle. Die Frau. Die beiden Söhne. Die kleine Tochter. Mit einer Kugel in der Stirn. Alle. Ich erzähle Ihnen nur, warum ich damals ausgezogen bin.«
    Riedwaan verstummte.
    Â»Okay.« Clare hob die Hände. »Lassen wir das vorerst dahingestellt sein. Sie haben überall gesucht, wo sie sein könnte? Bei der Oma, irgendwelchen Verwandten, Freundinnen, irgendwo versteckt in der Schule?«
    Â»Was habe ich wohl gemacht, während Sie im Ballett gesessen haben? Sie ist nirgendwo zu finden.« Riedwaan zog sein Handy aus der Tasche und schob es über den Tisch.
    Â»Sehen Sie nach. Keine einzige Nachricht, kein einziger entgangener Anruf. Bis auf …«

    Â»Bis auf?«, fragte Clare.
    Â»Bis auf einen, der kam, während ich an einem Tatort war. Er kam aus dem Fernsprecher in ihrer Ballettschule.«
    Â»Und wann war das?«
    Â»Siebzehn Uhr zweiunddreißig. Eigentlich geht der Unterricht bis um halb sieben. Heute haben sie früher Schluss gemacht, nur wussten das weder ich noch Shazia.«
    Â»Wer hat es denn gewusst?«
    Â»Ich habe bei ihrer Lehrerin nachgefragt. Eigentlich wussten es alle, so wie es aussieht.« Riedwaan zündete sich die nächste Zigarette an. »Außer Shazia und mir, weil sie nicht mit mir …« Er bremste sich. »Weil wir nicht mehr miteinander sprechen können, scheint uns dieses entscheidende Detail entgangen zu sein.«
    Er sah aus dem Fenster. Clare betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe und wünschte sich, sie würde noch rauchen.
    Â»Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Keine Spuren, keine

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