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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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erzählt hatte. Siebte die Fakten aus der Spreu von Emotionen.
Yasmin Faizal. Begabte Tänzerin. Stipendium für teure Ballettschule, sechs Jahre alt, am Dienstag sieben. Gewicht: 20 kg. Größe: 115 cm. Schuhgröße: 31. Augenfarbe: dunkelbraun. Haare: schwarz, lockig, ausgekämmt taillenlang. Ohren: Ohrlöcher mit Goldkreolen. Körperliche Merkmale: kleines Muttermal auf der linken Hüfte; Narbe am rechten Ellbogen nach Sturz vom Karussell.
Shazia (Mutter, Ehefrau in Trennung) kommt Yasmin um ca. 18.30 Uhr abholen. Die Ballettschule ist geschlossen. Shazia ruft Ehemann an. Keine Antwort. Ruft Freunde/ Verwandte an. Kein Lebenszeichen.
Shazia meldet Yasmin vermisst. Notruf. Fall wird aufgenommen.
Special Director Ndlovu wird benachrichtigt. Aktiviert einstweilige Verfügung gegen Faizal. Ndlovu erklärt ihn zum Hauptverdächtigen. Zwei Möglichkeiten: Suspendierung? Arrest?
Yasmin ist schon zweimal von zu Hause ausgerissen. Einmal wurde sie bei ihrer Großmutter gefunden.
Beim anderen Mal wollte sie nicht verraten, wo sie gewesen war, zeigte aber keine Anzeichen von körperlichen Schäden. Beide Vorfälle ereigneten sich nach einem Streit der Eltern.
Riedwaan Faizal (Vater) verpasst Anruf um 17.32 Uhr von Münztelefon in der Ballettschule. Keine Nachricht aufgesprochen.
Beide Eltern wussten nicht, dass die Ballettschule am Freitag
früher schließen sollte. Hat Yasmin vergessen, ihnen den Zettel zu geben? Pianist Henry Harries (Mister Henry) schließt später ab und geht. Sagt, er habe sie nicht gesehen.
Yasmins Vater fuhr um 16 Uhr an der Schule vorbei. Vor dem Unterricht.
Vom Fall abgezogen. Hauptverdächtiger.
    Clare fuhr mit der Hand über die Karte und erspürte mit den Fingern die roten Stecknadeln, die sie ins Papier gestochen hatte. Industriebrachen, Müllkippen, U-Bahnlinien, Nachtclub-Toiletten, Wohnhäuser, ein Büro, ein Friedhof. Jede mit dem Namen eines kleinen Mädchens und einem Datum versehen. Ihre Persephone-Karte. Kleine Mädchen, deren abgeschnittenes Leben auf ein kleines rotes Fähnchen auf einer Karte, auf ein paar Notizen in dem braunen Ordner auf Clares Schreibtisch reduziert worden war.
    Sie schlug ihn auf. Name, Geburtsdatum, Todesdatum mit Bleistift auf einem Blatt vermerkt. Ihre Notizen als Zusammenfassung des Beweismaterials, falls es welches gab, und der Zeugenaussagen, falls es welche gab. Der verschwommene Schnappschuss eines lächelnden Kindes auf seiner letzten Geburtstagsfeier, bevor es verschwunden war. Normalerweise blieb nicht mehr als das: das Foto und eine Mutter, die sich Tag für Tag zur Arbeit schleppte, die Trauer fest im Herzen verschlossen.
    Noor Khan, die an diesem Abend obduziert worden war, war von einem Mann, der ihrer Mutter ein Zimmer vermietet hatte, abgeschlachtet worden wie ein Lamm. Chanel Adams war zum Einkaufen gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Bernadette Jaantjies, sieben, war zuletzt von ihren Freundinnen gesehen worden, als sie Hand in Hand mit einem »Onkel« in Jeans und blauem Hemd davonspaziert war.

    Zwei Mädchen hatte sie mit Pearl de Wets Hilfe in einer Kaschemme in Maitland aufgespürt. Verkauft von ihrem eigenen Stiefvater, einem Gangster, um eine Drogenschuld zu begleichen. Yvette und Yvonne, sechs und neun Jahre alt. Morgens mussten sie die Toiletten putzen und abends ihre dünnen Körper verkaufen. Zu wenig Beweise, um den fetten Österreicher zu verurteilen, den sie mit den beiden erwischt hatte und der behauptete, in heißen Ländern würden die Mädchen früher reif. Es war ihm gelungen, die Anklage unter einem Haufen Geld zu begraben. Letztendlich hatte ihn der frustrierte Richter gezwungen, an einem Rehabilitationsprogramm für Sexualtäter in der New Beginning’s Clinic teilzunehmen. Der Mann hatte eingewilligt und war am nächsten Tag heimgeflogen.
    Dann war da die dreijährige Tiffany Cloete gewesen, die eben noch im Garten gespielt und im nächsten Moment eine Kugel in den Rücken bekommen hatte. Ob es ein absichtlicher Mord oder ein Querschläger aus einer Gang-Schießerei gewesen war, blieb ungeklärt. Lindiwe September, sechs, war dabei gesehen worden, wie sie mit einem Mann ins Taxi stieg, den kein Mensch in ihrer Straße kannte. Der Fahrer, der die beiden in der Stadt abgesetzt hatte, hatte ausgesagt, das Kind hätte geweint, aber der Mann hätte ihm erklärt, er würde sie zum Arzt bringen. Die

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