Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
späten Dinner.
    Â»Ich hatte eine Höllenwoche«, lehnte Clare ab. »Ich will nur noch nach Hause.«
    Â»Das war dein Abend.« Er umfasste ihren Arm. »Bestimmt wollen alle mit dir reden und dir gratulieren. Vergiss nicht, sie wollen etwas Fleisch für das Geld, das sie deiner Sache gespendet haben.«
    Â»Lass mich los, Giles.« Clare senkte die Stimme. »Du tust mir weh.«
    Â»Es würde sich für dich lohnen.« Er rückte noch näher an sie heran.
    Â»Die Schnittfassung für die morgige Folge ist inzwischen angenommen worden«, erklärte sie. »Und ich muss morgen in aller Frühe mit der nächsten Sendung anfangen. Ihr werdet leider auf mich verzichten müssen.«

    Sie ging ihren Mantel holen und sah aus dem Augenwinkel, wie Giles Reid auf die hübscheste Tänzerin zusteuerte. So englisch, so charmant – solange man sich nicht mit ihm anlegte. Eine Sekunde lang ließ sie den Kopf aufs Lenkrad sinken und sich von der Stille überspülen. Ihre Ohren summten nach der vielen Musik, den vielen Menschen, dem Gerede. Auf der Heimfahrt freute sie sich nur noch auf ihre frischen weißen Laken.
    Es war spät, und die Beach Road war leer. Sie sah Fritzi als Silhouette in ihrem Schlafzimmerfenster Ausschau halten. Nebelfetzen wehten landeinwärts, und das Nebelhorn ließ seinen klagenden Warnlaut aufheulen. Clare parkte auf der Straße, weil sie zu müde war, um erst noch auszusteigen und das Garagentor aufzuschließen.
    Erst als sie ausgestiegen war, löste sich der Mann aus dem Schatten der halbfertigen Mauer nebenan. Er hatte die Hände in die Taschen geschoben und die Jacke eng um seinen schlanken Körper geschlungen. Er wartete schon länger auf sie; zu seinen Füßen lagen mehrere Zigarettenstummel.
    Sie ballte die Faust um ihren Schlüsselbund und ließ den längsten Schlüssel als Waffe zwischen Mittel- und Ringfinger herausragen.
    Er war größer als sie – aber das war bei ihrer Größe von einem Meter sechzig auch keine Kunst. Außer ihnen war niemand auf der Promenade.
    Â»Dr. Hart?«
    Versuch Zeit zu gewinnen.
    Â»Ja.«
    Â»Ich wollte Ihnen keinen Schreck einjagen.«
    Er spürte ihren Argwohn und wollte ihr die Angst nehmen. Seine Hände hingen leer herab, trotzdem hatte er ihr den Weg versperrt.
    Â»Was wollen Sie?«

    Er reichte ihr einen Ausweis. Captain Riedwaan Faizal. Das Plastik strahlte noch seine Körperwärme aus. Das Foto mit dem schwarzen, nach oben stehenden Haar, dem vollen Mund und den Falten, die von dem Lachen in seinen Augen kündeten, wirkte irgendwie vertraut. Sie sah zu ihm auf. Jetzt war nichts von einem Lachen darin zu sehen.
    Â»Jetzt fällt es mir wieder ein.« Sie reichte ihm den Ausweis zurück. »Mein Vortrag. Über das Profiling von Sexualstraftätern.« Der Mann ganz hinten im Raum, mit dem leicht schief gelegten Kopf. Skeptisch. Der ihren Vortrag hinterfragt und sie mit seinen kritischen Kommentaren aus dem Konzept gebracht hatte. Der sich von ihrem Kostüm, der weißen Bluse, der Maske einer berufstätigen Frau in einer Männerdomäne nicht hatte blenden lassen.
    Â»Ich … ja. Letztes Jahr.« Seine Stimme stockte. »Vielleicht haben Sie es schon in den Nachrichten gehört. Das kleine Mädchen …«
    Auf der Heimfahrt gestern Abend, die Stimme der Nachrichtensprecherin. »Vermisst. Sechs Jahre alt. Schwarze Haare, zu einem Ballettknoten gebunden.« Dann hatte Clare das Radio ausgestellt, weil sie nicht an Chanel Adams denken wollte, deren Bild sie an die Tafel in ihrem Arbeitszimmer gepinnt hatte wie einen Schmetterling – zu all den anderen.
    Â»Meine Tochter.«
    Â»Was wollen sie von mir?« Nicht mehr ganz so argwöhnisch.
    Â»Sie werden mir helfen, sie zu finden, ja?« Seine Hand um ihr Handgelenk.
    Â»Das kann ich nicht.« Sie umklammerte die Schlüssel noch fester. »Damit machen Sie alles nur noch schlimmer. Die Polizei wird sie finden. Sie sind einer von ihnen.«
    Clare stand mit dem Rücken zur Wand. Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk. Seine andere Hand lag neben
ihrem Gesicht auf der Mauer, seine Füße hatte er links und rechts neben ihre gestellt, sodass ihre Knie zwischen seinen gefangen waren. Sie spürte die Hitze, die von ihm, von seinem Arm neben ihrem Gesicht ausstrahlte. Ihre Alternativen: ihm schnell und fest ein Knie ins

Weitere Kostenlose Bücher