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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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angeblich nicht kannte, dem aber das Gelände der Spinnerei vertraut ist. Wiederum nur eine Straße weiter, in der Rue Boulanger, leben diese militanten Motorradweiber. Die kannten das Opfer angeblich auch nicht, sind aber ganz eindeutig für die Sprayeraktionen verantwortlich. All das spielt sich in einem Radius von nicht einmal dreihundert Metern ab.«
    LaBréa nickte. Dieser Gedanke war ihm ebenfalls schon gekommen. Doch wo lag der Zusammenhang? Gab es überhaupt einen, oder war das nicht eher Wunschdenken?
    Wenig später überquerten sie den Hof der Spinnerei. Nichts erinnerte mehr an den Einsatz der Polizei am Morgen. Die vielen Fußspuren, die LaBréa und seine Kollegen hinterlassen hatten, waren wieder zugeschneit. Am Eingang zur Maschinenhalle, einer schweren Eisentür ohne Schloss, hatten die Beamten der Spurensicherung vor dem Verlassen des Geländes ein Polizeisiegel angebracht. Jetzt sahen LaBréa und Franck, dass es aufgebrochen worden war. Die eiserne Tür stand einen Spalt offen.

    Sie tauschten einen kurzen Blick. Beide zogen ihre Waffen und entsicherten sie. Vorsichtig öffnete Franck die Tür.
    Die Waffe im Anschlag betraten sie die Halle. Im Halbdunkel des riesigen Raumes wirkten die alten Maschinen gespenstisch.
    Die beiden Männer lauschten. Kein Laut war zu hören. Dennoch hatte LaBréa das untrügliche Gefühl, dass sich hier jemand aufhielt. Die dicht an dicht stehenden Maschinen boten einem Eindringling genügend Deckung und Schutz. Mit einer Kopfbewegung deutete LaBréa nach rechts. Vorsichtig bewegte Franck sich in diese Richtung, während LaBréa sich nach links begab, in Richtung des Zugangs zu den oberen Räumen.
    Plötzlich war von rechts hinten ein klapperndes Geräusch zu hören, als sei ein Schraubenzieher oder Ähnliches auf den Steinfußboden gefallen. Blitzartig ging Franck hinter einem alten Container in Deckung. »Polizei! Kommen Sie heraus, und nehmen Sie die Hände hoch!«, rief er in die Weite des Raumes.
    Ein Scharren war zu hören, dann das Geräusch sich rasch entfernender Schritte.
    Franck verließ seine Deckung. »Halt! Bleiben Sie stehen!« Die Schritte wurden leiser.
    Aufgrund der Untersuchung des Gebäudes am Morgen wusste LaBréa, dass die Halle keinen zweiten Ausgang hatte. Es gab nur die Eingangstür und die Treppe in das obere Stockwerk. Deshalb lenkte er
seine Schritte jetzt zu diesem Treppenaufgang, um dem Eindringling den Weg abzuschneiden.
    Franck rannte plötzlich los. Nach wenigen Sekunden hörte man einen kurzen Aufschrei, dann rief Franck seinem Chef zu: »Ich habe ihn!« Mit raschen Schritten ging LaBréa in Francks Richtung. Der Hauptmann zog den Eindringling hinter einer leeren Öltonne hervor, und LaBréa stellte verblüfft fest, dass es sich um einen Jungen handelte. Er war schwarz, konnte kaum älter als dreizehn, vierzehn sein und wirkte verängstigt. Seine Baseballjacke mit der aufgenähten Nummer vierundzwanzig hatte Löcher und große Schmutzflecken. Die dunkle Trainingshose des Jungen war einige Nummern zu klein und bedeckte knapp die Waden.
    »Lassen Sie ihn los, Franck«, sagte LaBréa.
    »Aber nur, wenn du nicht wegläufst!«, fuhr Franck den Jungen an und stieß ihn leicht zurück. Der Junge blickte die beiden Männer mit großen Augen an und schniefte vernehmlich.
    »Wie heißt du?«, fragte LaBréa.
    Der Junge überlegte kurz, entschied sich dann aber zu antworten.
    »Ben.« Erneut schniefte er. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Nase.
    »Und wie alt bist du?«
    »Zwölf.« Er war jünger, als LaBréa vermutet hatte.
    »Und was hast du hier zu suchen, Ben?«
    »Nichts.« Der Junge wich LaBréas Blick aus.

    »Was heißt nichts?«, schaltete Franck sich ein. »Du hast doch das Polizeisiegel an der Tür aufgebrochen. Oder bist du das nicht gewesen?«
    Keine Antwort.
    »Also warst du es«, stellte Franck fest. »Das muss doch einen Grund gehabt haben.« Erneut packte Franck den Jungen. »Zeig mal, was du in deinen Taschen hast.« Obwohl der Junge sich sträubte, gelang es Franck, den Inhalt seiner Jackentaschen zu untersuchen.
    »Na bitte!«, sagte er, als er zwei kleine Päckchen hervorzog. »Was ist das? Marihuana?« Er betrachtete die Päckchen genau und roch daran. »Sieht ganz so aus. Nimmst du das Zeug selbst oder verkaufst du es?«
    Der Junge schwieg hartnäckig.
    LaBréa beugte sich zu dem Jungen. Er war nicht besonders groß, und LaBréa sah seine kindlichen, ängstlichen Züge. »Wolltest du die Päckchen dem Mann

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