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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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würde, wie Moritz Kwist mit dem Mercedes es getan hatte, und das wollte ich nicht. Plötzlich war mir etwas eingefallen. Wenn er von seinem Festnetztelefon aus antwortete, wer fuhr dann mit seinem Auto durch die Gegend?
    „Dann entschuldigen Sie bitte“, sagte ich. „Äh … da wäre noch etwas. Das klingt vielleicht komisch, aber kann es sein, dass Sie Ihr Auto heute Abend an jemanden ausgeliehen haben?“
    „ Was soll der Blödsinn?! Wer einen Wagen für fast eine Million kauft, verleiht den doch nicht, ist doch logisch!“
    Im Hörer machte es Klick.
    „Was war das denn schon wieder?“, fragte Linus.
    „Ich glaube, dieser BMW war gestohlen“, sagte ich. „Schauen wir uns mal ein bisschen um.“
    Wir klapperten die Nebensträßchen ab und hielten Ausschau nach dem BMW. Vor Kalle Svenssons Werkstatt, wo auch Linus’ Vater sein Büro hatte, blieben wir stehen.
    „Hast du schon in Kalles Rechnungen und Belegen nachgeguckt?“, fragte ich.
    „Nein, aber morgen hab ich im Büro zu tun.“
    „Und hast du jetzt den Schlüssel dabei?“
    Er schüttelte den Kopf.
    Das war vielleicht auch besser so. Wir hatten genügend anderes vor. Und außerdem wollten wir ja noch zu Hedvig. Das war der eigentliche Grund, warum wir eine Haltestelle früher ausgestiegen waren.
    Wir gingen weiter ins Industriegebiet. Dort war es öde und menschenleer. Und dunkel. Weit und breit keine Straßenlampen. Aber ausirgendeinem Grund ließ ich meine Taschenlampe in der Tasche. Vielleicht, weil wir selbst zu sehen gewesen wären, wenn ich sie angemacht hätte.
    Diesmal waren wir nicht hinter irgendeinem beliebigen Auto her. Wir suchten einen Wagen, der wahrscheinlich gestohlen war, und die Typen, die ihn geklaut hatten, würden uns wohl kaum mit Saft und Kuchen willkommen heißen.
    Das Industriegebiet Stormalm besteht aus circa dreißig Anwesen und einem großen Schrottlager. Ich gehe ungern dorthin, aber diesmal hatten wir einen Anlass und außerdem waren wir zu zweit.
    Wir wanderten auf gut Glück zwischen den Gebäuden umher.
    Plötzlich nahm ich einen Geruch wahr, der nicht in die frische Abendluft passte. Zigarettenrauch. Wir standen vor einem breiten Kipptor, das ohne Weiteres eine Luxuskarosse verschlingen konnte. Eine oder mehrere. Das Gebäude war fast doppelt so groß wie Kalle Svenssons Autowerkstatt.
    Schwaches Licht drang durch die Torspalten heraus und gedämpfte Stimmen waren zu hören.
    „Dort könnte der Wagen sein“, flüsterte ich und deutete auf das Tor.
    Linus reagierte eigenartig auf meine Bemerkung. Er blieb jäh stehen und riss die Augen auf.
    „Was ist …?“, begann ich.
    Dann sah ich, was er anstarrte.
    Zwei große, muskulöse Typen in Lederjacken, mit großen Abzeichen auf der Brust, standen neben dem Kipptor im Hof. Die Glut ihrer Zigaretten leuchtete durch die Dunkelheit, Rauch schwebte über ihren rasierten Schädeln. Nicht unbedingt eine traumhafte Begegnung, außer möglicherweise in einem Albtraum.
    Ich blieb regungslos stehen und betete im Stillen, dass sie uns nicht entdecken würden.
    Wir wären vielleicht unbemerkt geblieben, wenn mein Handy uns nicht mit einer munteren Fanfare verraten hätte.
    „Verdammte Scheiße, was war das?“, fluchte einer der Männer.
    Plötzlich wurde die Dunkelheit erhellt. Ich bin nicht die Einzige, die mit einer Taschenlampe herumläuft. Der Lichtstrahl fand uns sofort. Linus’ Gesicht sah in dem blassen Lichtschein zu Tode erschrocken aus.
    „Was zum Henker habt ihr hier zu suchen, ihr Rotznasen?“, schrie der andere.
    Wir hatten keine große Lust, stehen zu bleiben und unser Anliegen zu erklären.
    „Lauf!“, zischte ich.
    Begleitet von den Trompetentönen aus meiner Tasche, spurteten wir davon. Mein Herz klopfte rasend schnell vor Angst, dass die beiden Muskelpakete uns einholen könnten.
    Erst an der Kreuzung traute ich mich anzuhalten. Linus keuchte so heftig, dass ich befürchtete, er würde ohnmächtig werden. Ich schaute in die Dunkelheit zurück. Niemand verfolgte uns.
    „Glaubst du, die hatten was mit …“, begann ich.
    Ich wurde von meinem Handy unterbrochen und drückte auf die Antworttaste.
    „Mein Auto ist gestohlen worden!“, schrie eine Stimme im Hörer, ohne Zeit für eine Namensnennung zu vergeuden.
    Das war auch nicht nötig. Das war natürlich Roy Gräs.
    „Wer bist du, verdammt noch mal ?“
    Obwohl die Frage unhöflich war, beantwortete ich sie brav.
    „Svea.“
    „Aha! Und?“
    „Ich hab angerufen, weil ich Ihr Auto vorhin auf

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