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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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misstrauisch. Er bezweifelte allerdings, ob die Kunden bei Arne Lorenzen tatsächlich in guten Händen gewesen waren.
    »Aber es hat in der letzen Zeit eine Menge Beschwerden gegeben«, wandte er daher ein.
    »Ach, wissen Sie«, Boltwig angelte auf seinem Schreibtisch nach einer Zigarettenschachtel, »so ist halt der Lauf der Dinge.« Er bot ihm eine Zigarette an, die Thamsen jedoch mit einem Kopfschütteln ablehnte. Wenn die Kurse boomten, erklärte er, während er nach dem Feuerzeug griff, wollten alle dabei sein. Aber wenn die Börse sich mal auf Talfahrt befand, dann fingen die Leute an zu stöhnen. Das sei schon immer so gewesen. »Außerdem haben alle Kunden ein Beratungsprofil unterschrieben. Ganz legal.«
    Thamsen tat, als nähme er diese Aussage erst einmal hin. Die Beratungsdokumente hatte er bereits gesehen, war sich aber dennoch nicht sicher, ob die Kunden überhaupt verstanden hatten, was sie unterzeichneten.
    »Und unter den Beratern? Gab es da keinen Neid? Ich meine, wenn Arne Lorenzen der Top-Performer war?«
    »Schon, aber das waren nur kleinere Reibereien.«
    »Inwiefern?«
    Boltwig zog kräftig an seiner Zigarette und blies den Rauch geräuschvoll in Thamsens Richtung.
    Auf der letzten Vollversammlung seien wie üblich die Ergebnisse präsentiert worden. Die Teilhaber würden diese Treffen häufig zum Erfahrungsaustausch nutzen und sich gegenseitig unterstützen, erklärte er. »Aber wenn Sie so genau fragen«, Boltwig fuhr sich mit der Hand übers Kinn, als überlege er, ob er ihm von dem Vorfall berichten sollte. »Ich will hier ja niemanden reinreißen, aber einer ist voll aus der Reihe getanzt.«
    Bereits als die Ergebnisse an die Wand geworfen wurden, habe sich die Miene des Betreffenden verdüstert. Boltwig wollte das genau beobachtet haben. Derjenige sei nicht unbedingt der Fleißigste, seine Provisionen fielen meist mager aus. Und als sie später bei einem Bier zusammensaßen, habe er Arne angefeindet. Nicht offensichtlich. Es seien eher kleinere Sticheleien gewesen. Aber seiner Ansicht nach durchaus ernst gemeint.
    »Und wer ist dieser Mitarbeiter?« Thamsens Erfahrung nach kam auch Neid als mögliches Mordmotiv in Betracht. Wenn Arne aufgrund seiner guten Verkaufergebnisse stets profitiert hatte, wunderte es ihn nicht, wenn das den Kollegen mächtig gegen den Strich gegangen war. Warum sollte das Verhältnis zu den Kollegen aus seiner nebenberuflichen Tätigkeit besser gewesen sein als das zu seinem Team in der Bank? Wobei er den Angestellten der Filiale keinen Mord zutraute. Sie hatten nicht in direkter Konkurrenz zu Arne gestanden. Aber hier in der Vermittlungsagentur? Das war sicherlich etwas anderes.
    Boltwig druckste ein wenig herum, aber Thamsen hielt das nur für allgemeines Gehabe. Wahrscheinlich war er froh, durch den verdächtigen Mitarbeiter von seinen eigenen Machenschaften, welche das merkwürdige Verhalten des Vermittlers auf jeden Fall vermuten ließ, ablenken zu können. Doch deswegen war der Polizeihauptkommissar nicht hier. Er wollte den Mörder von Arne Lorenzen finden und nicht irgendwelche krummen Geschäfte aufdecken.
    »Also?«, hakte er deswegen nach und seine Stimmlage machte mehr als deutlich, dass er kein weiteres zögerliches Verhalten duldete.
    Boltwig verstand sofort. »Mi… Mi… Mittner«, stotterte er plötzlich, »der Kollege heißt Lothar Mittner.«

     
    *

     
    Tom und Marlene frühstückten an diesem Samstagmorgen ausgiebig, nachdem sie lange im Bett gekuschelt hatten. Natürlich kamen sie dabei auch auf den Mordfall zu sprechen.
    »Aber ihr solltet euch da raushalten. Was habt ihr denn damit zu schaffen?«
    »Wir können uns ja mal umhören. Was ist denn dabei?« Tom verstand ihren Einwand nicht. »Außerdem erscheint Sönke Matthiesen äußerst verdächtig, oder?«
    Marlene wiegte ihren Kopf leicht hin und her. »Wenn du einen konkreten Verdacht hast, musst du mit Thamsen darüber sprechen, statt auf eigene Faust zu ermitteln.«
    Er habe aber keinen konkreten Beweis. Nur so ein Bauchgefühl, da könne was im Argen liegen. Marlene musste zugeben, der Spediteur hatte ein plausibles Motiv, doch diese Lösung erschien ihr zu banal. Zumal jeder den Täter unter den Kunden des Bankers vermutete. Das musste dem Mörder von vornherein bewusst gewesen sein. War er trotzdem das Risiko eingegangen, relativ schnell ins Visier der Polizei zu geraten? Sie hielt das für äußerst unwahrscheinlich.
    »Wir müssen auch noch andere Möglichkeiten in Betracht

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