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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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schüttelt abschätzig den Kopf.
    Brennan starrt mich weiter an, als wollte er mein Gewissen durchleuchten.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagt Dobson, der eher zum Plaudern aufgelegt scheint. »Was haben Sie denn nicht getan?«
    Er lacht.
    Brennan fischt ein feuchtes Tuch aus einem kleinen Reisenecessaire in seiner Jackentasche und beginnt, sich sorgfältig die Finger abzuwischen, beinahe als wollte er sich die Nägel polieren.
    »Sie müssen es ziemlich leid sein, in diesem Gerichtssaal rumzuhängen«, sage ich.
    Mit erhobenem Zeigefinger bedeutet er mir zu schweigen. »Wissen Sie, was man an einem Ort wie diesem als Erstes lernt?«, fragt er.
    »Nein.«
    »Man lernt, den Mund zu halten für den Fall, dass sie einem einen Informanten in die Zelle stecken, der später behaupten kann, man hätte etwas gesagt, was man nie gesagt hat.«

    Er hat einen leichten irischen Akzent. Nordirisch. Belfast vielleicht.
    »Ich bin kein Informant.«
    »Ah, dann haben Sie Referenzen dabei?«
    »Nein, ich meine …«
    »Am besten sagen Sie gar nichts.«
    Ich nicke, und er widmet sich wieder seinen Händen.
    Julianne hat gesagt, dass er nicht aussieht wie ein Monster. Ich wollte ihr sagen, dass böse Menschen das nur sehr selten tun. Sie haben kein Schurken-Gen und keine Tätowierung auf der Stirn, und man kann es auch nicht »in ihren Augen sehen«, wie manche Leute behaupten.
    Ein paar Minuten später werden Brennan, Scott und Dobson nach oben geführt. Ihr Prozess wird fortgesetzt. Julianne wird dort sein. Heute macht ihr Zeuge seine Aussage. Der einzige Überlebende.

32
    Zwei Stunden später trete ich mit Ruiz, der die Kaution gestellt hat, aus einem Seiteneingang des Gerichtsgebäudes.
    »Woher hast du die zwanzig Riesen?«
    »Ist doch egal.«
    »Hast du dein Haus verpfändet?«
    »Schön blöd von denen – für so eine Bruchbude.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Sieh einfach zu, dass du zu der Anhörung erscheinst, sonst spüre ich dich persönlich auf und bringe dich um.«
    Wir haben eine Stunde gewartet, bis der Papierkram erledigt war. In der Zeit habe ich ihm berichtet, was gestern passiert ist – erst mit Sienna, dann mit Gordon Ellis. Als ich dazu kam, wie Ellis behauptet hat, mit Charlie geschlafen zu haben, konnte ich spüren, wie Ruiz’ Temperatur stieg.
    »Das stimmt nicht«, erklärte er mir. »Dafür ist Charlie zu intelligent.«
    »Ich weiß. Ich wünschte, ich hätte in dem Moment klarer denken können. Stattdessen wollte ich ihn umbringen.«
    »Ja, schon gut, ich würde das nicht an die große Glocke hängen. «
    Wir stehen auf der Treppe vor dem Gericht. Die Straße ist bis auf eine Handvoll Demonstranten und einige zur Sicherheit zurückgebliebene Polizisten leer. Ruiz schraubt den Deckel seiner Bonbondose auf und schiebt sich ein Drops in den Mund.
    »Hast du deine Medikamente genommen?«
    »Mir geht es gut.«
    »Du solltest ein bisschen schlafen.«

    »Ich muss mit Julianne reden. Sie arbeitet heute. Sie dolmetscht. «
    Ich blicke zum Gericht und versuche die Erinnerung daran zu verdrängen, wie sie mich in der Anklagebank beobachtet hat. An den Blick, den sie mir zugeworfen hat. Leer und ausdruckslos.
    »Für welches Gericht arbeitet sie?«
    »Zurzeit beim Prozess gegen Novak Brennan.«
    Ruiz sieht aus, als hätte er etwas Saures und Unangenehmes geschmeckt. Er spuckt sein Bonbon in den Rinnstein.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Du kennst Brennan?«
    »Ja, ich kenne ihn. Ist lange her.«
    »Ich habe gerade eine Stunde in der Arrestzelle mit ihm verbracht. «
    »Dann möchtest du vielleicht duschen.«
    Ruiz schiebt seine Hände in die Manteltaschen und starrt träge in den perlgrauen Himmel, aber sein Blick ist nach innen gerichtet und lässt lange Vergangenes an sich vorbeiziehen. Er räuspert sich und fängt an, von seinen Jahren in Nordirland zu erzählen, wo er zur Arbeit bei der Royal Ulster Constabulary abkommandiert war, um die Überwachung von IRA-Terrorzellen zu koordinieren, die auf der Insel operierten, jedoch von Belfast aus gesteuert wurden.
    » 1972 starb eine Prostituierte namens Mae Grace Brennan in einem möblierten Zimmer in der Antrim Road an einer Überdosis. Es war direkt nach dem Blutigen Freitag. Sie war schon zwei Tage tot, als Nachbarn ihre Tür aufbrachen. Sie fanden Novak und seine Schwester Rita in unbeschreiblichem Dreck lebend vor. Novak war drei Jahre alt, Rita erst neun Monate. Das Baby war derart unterernährt, dass es blutende Wunden an Po und Rücken

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