Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
mich gestern angerufen. Das psychologische Gutachten können Sie vergessen. Man hat jemand anderen damit beauftragt. Wenn Sie Sienna wirklich helfen wollen, sagen Sie ihr, sie soll sich einen guten Anwalt nehmen und den besten Deal aushandeln, den sie kriegen kann.«
»Sie braucht Schutz.«
»Ich werde eine Wache vor ihrem Zimmer stationieren.«
»Sie ist selbstmordgefährdet.«
»Wir bemühen uns, Todesfälle im Polizeigewahrsam zu vermeiden. «
Alles, was Cray gesagt hat, klingt vollkommen logisch, und trotzdem will ich dagegen anwettern. Ich bin unbedingt dafür, aus einer miesen Situation das Beste zu machen, aber das hier schmeckt nicht nach Kompromiss, sondern nach Kapitulation. Anwälte können sehr pragmatisch sein, genau wie Polizisten, aber die Opfer müssen mit dem Ausgang leben.
Auf dem Weg zum Wagen versuche ich, das Gespräch buchstäblich abzuschütteln. Meine größte Sorge ist, dass es mir nicht gelingt.
39
Der Sonntagmorgen des Bankfeiertags-Wochenendes. Ruiz schläft noch im Kinderzimmer. Seine Füße ragen unter einer Night Garden -Bettdecke und einer in der Nacht zusammengebrochenen Pyramide von Stofftieren hervor. Ich kann mir vorstellen, wie er im Schlaf mit Teddybären gerungen und sie mit seinem Atem bezwungen hat.
Ich koche Kaffee und mache Frühstück. Der Geruch weckt ihn, und er taucht nur in Unterhemd und Slip bekleidet im Erdgeschoss auf.
»Ich dachte, du wärst eher der Boxershorts-Typ«, erkläre ich ihm.
»Was ist verkehrt mit meiner Unterhose?«
»Es ist ein Herrenslip.«
»Es ist eine Unterhose.«
»Wenn du das sagst«
Er blickt an seinem Bauch entlang an sich herunter. »Solche trage ich schon immer.«
»Schön für dich.«
»Sie sind bequem.«
»Bestimmt. Viele Gewichtheber und Cowboys tragen sie.«
Ruiz sieht mich mitleidig an. »Du bist echt ein Spinner.«
»Wohin gehst du? Das Frühstück ist fertig.«
»Ich ziehe mir etwas an.«
Während des Frühstücks berichtet er mir, was er getan hat, nachdem wir Ronnie Crays Bauernhof verlassen haben. Zunächst beobachtete er die Minicab-Zentrale, um den Weinenden Mann abzupassen.
»Er ist nicht gekommen, aber während ich den Laden beobachtet habe, ist mir etwas anderes aufgefallen. Viele der Fahrer haben aufgedonnerte junge Frauen abgeholt — Minirock, hohe Absätze, jede Menge Gesichtsbemalung. Sie bringen die Mädchen zu einer Adresse und warten dort auf sie.«
»Wie lange?«
»Eine Stunde – manchmal länger.«
»Und du hast eine Theorie?«
»Riecht nach Sex.«
»Ein Escort-Service.«
Ich erinnere mich an das Mädchen, das in der Minicab-Zentrale gewartet hat, als ich Siennas Foto herumgezeigt habe. Mitte zwanzig in einem Outfit zum Männermorden, aber abweisend und kalt. Ich kenne diesen Blick aus meiner Praxis und der Zeit, in der ich vor Prostituierten-Gruppen Vorträge gehalten habe, wie man sich sicher auf der Straße bewegt.
Ruiz nimmt den letzten Streifen Schinkenspeck aus der Pfanne. »Sienna wurde an derselben Ecke abgesetzt. Vielleicht war es eine kommerzielle Transaktion – jemand hat ein junges Mädchen bestellt, und der Escort-Service hat geliefert – mit freundlicher Unterstützung von Gordon Ellis.«
»Aber was hat Ellis davon?«
»Geld. Gefälligkeiten.«
»Er interessiert sich für Schülerinnen, nicht für Prostituierte. «
»Was dann?«
Ich denke an Sienna – die gestohlenen Tabletten, den Selbstmordversuch. Nach dem, was passiert ist, würde kein einziges Gericht im Land sie auf Kaution freilassen. Gordon Ellis ist einmal zu ihr vorgedrungen und könnte es ein zweites Mal riskieren, weil Sienna so verletzlich und leicht manipulierbar ist. Außerdem ist sie sein schwächstes Glied.
Ruiz leckt sich die Finger ab. »Ich kapiere immer noch nicht, wie er es gemacht hat. «
»Was?«
»Wie hat Ellis Sienna erreicht? Sie war in sicherer Verwahrung. «
»Vielleicht hat er sie angerufen.«
»Alle Telefonanrufe werden registriert und können zurückverfolgt werden. Besucher müssen sich ebenfalls anmelden.«
»Aber wenn er sie nicht angerufen und nicht besucht hat … ?«
Ich gehe die Ereignisse im Kopf noch einmal durch. Als Ray Hegarty tot in Siennas Zimmer gefunden wurde, fehlte als Einziges ihr Laptop.
»Was ist mit ihrem E-Mail-Konto.«
»Die Polizei hat beim Provider nachgefragt.«
»Dann hat er eben einen fremden Computer benutzt …«
Noch bevor ich den Satz zu Ende gebracht habe, weiß ich plötzlich, was ich übersehen habe.
»Nimm deinen Mantel«, sage ich zu
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