Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Mann.«
»Machen Sie Pause?«
»Ich hab schon den ganzen Morgen geputzt.«
Ruiz setzt sich zu ihm auf die Treppe. »Ich bin Vincent, das ist Joe.«
Der alte Mann nickt. »Man nennt mich Clive.«
»Wie Clive Lloyd.«
»Na ja, der ist aus Guyana und ich aus Jamaika, aber das ist ja die gleiche Ecke.« Sein glucksendes Lachen klingt wie ein Fagott.
Er faltet beiläufig die Zeitung, beißt noch mal in sein Butterbrot und fragt sich, wieso zwei Weiße einem Hotel-Putzmann eine Unterhaltung aufdrängen wollen, während die Menschen ihn sonst meist behandeln, als wäre er unsichtbar.
Ruiz wendet das Gesicht in die Sonne und schließt die Augen. »Ich bin ein ehemaliger Polizist, Clive, und wir suchen einen Mann mit dunklen Haaren und einer Tätowierung, als würde er schwarze Tränen weinen.«
Der alte Putzmann reagiert, als hätte er sich verbrüht. Er steht auf und schüttelt so heftig den Kopf, dass seine dürre Gestalt bebt.
»Damit will ich nix zu tun haben.«
»Warum nicht?«
»Eher ruft der Herrgott seine Kinder heim, als dass dieser Mann in der Welt etwas Gutes tut. «
»Wohnt er hier?«
»Er hat ein Zimmer gemietet. Weiß nicht, ob er dort schläft.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich seh ihn nicht oft. Ich kümmer mich um meinen Kram.«
»Aber Sie machen doch sein Zimmer sauber?«
Clive schüttelt den Kopf. »Er will nicht, dass ich sauber mache. Er hängt ein Schild an die Tür, nicht stören . Passt mir gut. Ich werd pro Stunde und nicht pro Zimmer bezahlt.«
Der Putzmann schlägt mit der Zeitung auf seinen Schenkel. »Na, ich mach mich besser wieder an die Arbeit.«
»Der Mann mit der Tätowierung – wissen Sie, wie er heißt?«
»Nein, Chef.«
»Haben Sie je mit ihm gesprochen?«
Clive schüttelt den Kopf und legt die Stirn in Falten. »So einer will nicht mit jemandem wie mir reden. Er mag meine Hautfarbe nicht.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ein paar schwarze Kids haben seinen Wagen aufgebrochen. Sie sind abgehauen, aber er hat sie erwischt. Hat einen der Jungs gezwungen, Hundescheiße zu essen. Er musste sich auf die Knie hocken und den Dreck runterwürgen. Und der andere Junge wird fürs Erste keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen. Seine Mama muss ihn wohl mit zerdrückten Bananen füttern.«
Er schluckt trocken und wickelt sein Butterbrot wieder ein. Offenbar ist ihm der Hunger vergangen.
»Sie haben uns sehr geholfen«, sagt Ruiz und drückt die Hand des Putzmannes. Clive betrachtet einen Zehn-Pfund-Schein in seiner Hand, ballt die Faust und öffnet sie wieder, um sich zu vergewissern.
»Vielleicht könnten Sie noch eine Sache für uns tun«, sagt Ruiz. »Der Typ muss doch irgendwas unterschrieben haben. Sie könnten uns das Anmelderegister zeigen.«
Clive vergräbt das Geld tief in seiner Jeanstasche und blickt
nach links und rechts, bevor er uns in eine heruntergekommene Rezeption mit verblassten Tapeten und einem abgetretenen Teppich führt. Das Register ist ein langes rechteckiges Buch mit Tintenflecken auf dem Einband. Er schlägt es auf und fährt mit einem knochigen Finger an den Zimmernummern entlang.
Zimmer 6. Für einen Monat im Voraus in bar bezahlt. Eher eine Unterschrift als ein Name, aber die Zulassungsnummer des Audis ist angegeben.
Das hilft uns nicht weiter.
Clive klappt das Buch zu und schiebt es in eine Schublade. »Also, ich muss jetzt wieder an die Arbeit.«
»Sie sollten Zimmer sechs sauber machen«, sagt Ruiz.
Der alte Putzmann wirkt entsetzt. »Denken Sie so was nicht.«
»Was?«
»Denken Sie nicht, ich würd Ihnen das Zimmer von dem Mann aufschließen.«
Ruiz reckt das Kinn zur Decke und schnuppert. »Riechen Sie das?«
Clive reckt ebenfalls das Kinn. »Ich riech nix.«
»Rauch«, sagt Ruiz.
»Da ist kein Rauch.«
Ruiz stürmt das verworrene Labyrinth von Treppen hinauf. Auf dem ersten Treppenabsatz bleibt er stehen. »Auf jeden Fall Rauch. Es kommt aus einem der Zimmer. Womöglich brennt es.«
Der Putzmann schleppt sich auf die erste Etage. Ruiz steht vor Zimmer Nr. 6.
»Ich denke, wir sollten die Feuerwehr alarmieren und das Haus evakuieren.«
Clive schüttelt den Kopf. »Nein, nein, nein, machen Sie das nicht, Mann.«
Ruiz berührt die Tür. »Fühlt sich warm an. Vielleicht sollten Sie aufmachen – nur um sicherzugehen.«
»Gehen Sie weg.«
»Haben Sie schon mal was von hinreichendem Verdacht gehört, Clive? Das bedeutet, Sie haben das Recht, einen Raum zu betreten, wenn Sie glauben, einen guten Grund dafür zu haben.«
»Aber
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