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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Automobilclub anrufen.« Er spricht mit einem vornehmen, gebildeten Privatschulakzent.
    »Ich bin kein Mitglied«, erwidert Ruiz. »Ich hab es immer für Geldverschwendung gehalten. Ist es nicht so?«
    »In der Tat«, sagt der Mann und dreht sich wieder um. Unsere Blicke treffen sich, aber ich sehe in seinen Augen kein Wiedererkennen aufblitzen.
    »Einen schönen Abend noch«, sagt Ruiz.
    Mit schwingendem und klackerndem Regenschirm entfernt sich der Mann.
    Ruiz schließt die Motorhaube und setzt sich wieder ans Steuer.
    »Das nenn ich eine Überraschung.« Er blickt in den Rückspiegel.
    »Du hast ihn erkannt.«
    »Du nicht?«
    Das ist die Sache mit Ruiz. Er vergisst nichts. Er hat ein unglaubliches Gedächtnis für Namen, Daten, Orte und Gesichter – für Opfer wie Täter. Es reicht Jahrzehnte zurück.
    »Ich weiß, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen habe«, sage ich.
    »Ja, und zwar am letzten Donnerstag.«
    Dann fällt es mir wieder ein … Bristol Crown Court … er saß in der ersten Reihe der Geschworenenbank. Der Obmann.
    Ruiz hat das Geburtstagsgeschenk für meinen Vater entdeckt – die Flasche Scotch, die zu verpacken und zu verschicken ich vergessen habe. Er bricht das Siegel auf und gießt sich einen großzügigen Schluck auf seine Eiswürfel, bevor er die Flasche auf den Wohnzimmertisch stellt, wo sie ihm Gesellschaft leisten kann.

    Wir sitzen uns gegenüber und hören zu, wie die Eiswürfel knacken. Ruiz hat mir einmal erzählt, dass er nicht mehr über Politik redet, keine Zeitungen liest und keine Nachrichten im Fernsehen guckt. Eine seiner Exfrauen hat ihm deswegen vorgeworfen, sich aus der öffentlichen Debatte auszuklinken. Ruiz erklärte ihr, dass er seine Pflichten abgedient hätte. Er hatte Barrieren gegen empörte Pazifisten, Globalisierungsgegner und Kopfsteuer-Boykotteure verteidigt und Saboteure gejagt. Er hatte den Kampf der Guten gegen die Brutalen, Korrupten, Verräterischen, Verlogenen, Feigen, Verhaltensauffälligen und Verrückten gekämpft. Jetzt sollten andere ihn weiterführen. Er hatte es aufgegeben, die Welt irgendwie retten zu müssen. Er wollte nur noch mit heiler Haut davonkommen.
    »Was haben wir gerade beobachtet?«, frage ich.
    »Wir haben ganz offensichtlich den Versuch beobachtet, einen Geschworenen zu beeinflussen.«
    »Vielleicht war es eine Zufallsbegegnung?«
    »Es ist verboten, einen Geschworenen anzusprechen.«
    »Er ist einer von zwölfen.«
    »Er ist der Obmann .«
    »Ja, aber er ist nicht Henry Fonda in Die zwölf Geschworenen , und wir sind hier nicht im Kino. Man braucht zehn Geschworene für einen Mehrheitsspruch.«
    »Und was ist, wenn die Jury sich nicht einig wird? Dafür braucht man drei.«
    »Vielleicht haben sie drei.«
    »Dann gibt es einen neuen Prozess, und sie fangen mit neuen Geschworenen von vorne an. Das hilft Novak auch nicht weiter. «
    »Und was schlägst du vor?«, frage ich.
    »Wir müssen es jemandem sagen.«
    »Dem Richter?«
    Ruiz verschluckt sich beinahe. »Soll das ein Scherz sein. Er wird den Prozess abbrechen. Der arme Junge, der ausgesagt
hat, muss die ganze Tortur noch einmal über sich ergehen lassen. «
    »Vielleicht entlässt er auch nur den Obmann. Die übrigen Geschworenen können weiter verhandeln. Elf reichen auch.«
    Ruiz starrt auf den Kamin. »Vielleicht sollten wir mit einem Juristen reden.«
    Er ruft Eddie Barrett an und stellt das Telefon laut. Es ist der Montag des Bankfeiertags-Wochenendes, und irgendjemand muss für Eddies Viertelstunde bezahlen – wahrscheinlich ich. Seine Stimme klingt wie durch ein Nebelhorn.
    »Ihr zwei Süßen arbeitet hart an eurem Ruf. Ihr seid wie Elton und David, nur ohne die Hochzeit. Ich dachte, Sie wären im Ruhestand, Ruiz. «
    »Ich mache Urlaub.«
    »Dann probieren Sie das nächste Mal Benidorm oder Jamaika. Gönnen Sie sich einen schwarzen Knackarsch. Was wollen Sie?«
    »Ich habe eine hypothetische Frage«, sagt Ruiz.
    »Ich hasse hypothetische Fragen. Habt ihr Schwuchteln es nie mit der Wirklichkeit zu tun?«
    »Wir waren eben nicht bei den Pfadfindern wie Sie, Eddie.«
    »Allzeit bereit, ja, ja. Wie lautet Ihre hypothetische Frage?«
    Ruiz schildert die Situation: »Es geht um einen Prozess. Sie finden heraus, dass der Obmann der Jury sich mit einem Bekannten des Angeklagten trifft. Dieser Bekannte ist berüchtigt für seine Gewalttätigkeit. Und der Angeklagte ist berüchtigt dafür, mit Mord davonzukommen. Was tun Sie?«
    »Bin ich Vertreter der Anklage oder der

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