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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Wasser. Eines Morgens kam ich nach Hause und fand sie schlafend im Schuppen. Ray dachte, sie wäre weggelaufen.«
    »Wann war das?«
    »Sie war elf.« Helen blinzelt und sieht an mir vorbei die Straße hinunter. »Manche Kinder wollen schnell erwachsen werden, wissen Sie. Sienna konnte es gar nicht erwarten, von hier wegzukommen.«
    »Von Ray?«
    »Von zu Hause.« Sie sieht mich elend an. »Ich habe versucht, eine gute Mutter zu sein, aber Sienna kann wirklich ein Biest sein – Schule schwänzen, lange ausbleiben, trinken … Ich glaube, das liegt an ihrem Freund. Seit er aufgetaucht ist, hört sie gar nicht mehr zu, wissen Sie. Jetzt hat sich einer ihrer Lehrer beschwert, sie hätte ihn mit Telefonanrufen belästigt.«
    »Welcher Lehrer?«
    »Mr. Ellis, ihr Theaterlehrer. Ich habe Sienna gesagt, sie soll den Mann in Ruhe lassen.«
    »Was wollte sie von Gordon Ellis?«
    »Mr. und Mrs. Ellis haben einen kleinen Jungen. Früher hat Sienna öfter bei ihnen gebabysittet, aber damit war vor ein paar Wochen Schluss.«
    »Warum?«
    »Ray hat gesehen, wie Mr. Ellis Sienna geküsst hat, als er sie nach dem Babysitten nach Hause gebracht hat.«
    »Was hat Sienna gesagt?«
    »Sie hat gesagt, es wäre gar nichts passiert. Ray hätte sich geirrt. Ray hat ihr verboten, weiter zu babysitten. Es gab einen Riesenstreit.«

    Ein weiterer Polizeiwagen hält in der Straße. Ronnie Cray steigt aus und geht eilig auf uns zu. Sie macht mir ein Zeichen, dass sie mich sprechen will.
    Ich entschuldige mich bei Helen und folge DCI Cray durch das Haus in einen Schuppen im Garten hinter dem Haus. Ein altes, halb zerlegtes Motorrad nimmt den meisten Raum ein. An einer Wand über einer Werkbank hängt so ziemlich jedes denkbare Werkzeug, darunter stapeln sich durchsichtige Plastikschubladen mit Nägeln, Winkeln, Schrauben und Muttern sowie ein Schweißgerät und Lötkolben. An der Wand gegenüber hängen Regale mit Schmierpressen und Dosen mit Motoröl. Es ist eine amtliche Werkstatt, in Ordnung gehalten von einem Mann, der vielleicht einmal davon geträumt hat, Handwerker zu werden, dann jedoch bei etwas anderem gelandet ist.
    Cray sitzt auf einem hohen, wackeligen Bürodrehstuhl, die Füße auf einen Milchkasten gestützt.
    »Ich habe eine hypothetische Frage für Sie…« Sie faltet die Hände vor der Brust. »Psychologen finden doch gern Entschuldigungen für Leute.«
    »Wir erklären menschliches Verhalten.«
    » Okay, klären Sie mich auf. Ich kann verstehen, warum ein Mädchen im Teenageralter sich gegen einen Angreifer wehren würde. Vielleicht greift sie zur Waffe, sticht zu und rennt weg. Panisch. Traumatisiert. So weit richtig?«
    »Es ist plausibel.«
    »Aber würde sich dieses Mädchen im Bad die Hände waschen und das Handtuch ordentlich falten? Würde sie dann die Waffe mitnehmen und versuchen, sie zu entsorgen, indem sie sie von einer Brücke in den Fluss wirft?«
    Ich antworte nicht, und Cray wartet auch nicht darauf.
    »Mir kommt es vor, als müsste ein Mädchen, das so handelt, bei ziemlich klarem Verstand sein. Ich würde es sogar umsichtig nennen. Vielleicht sogar berechnend.«
    »Sie haben das Messer gefunden.«

    »So ist es.«
    »Sie haben doch schon vorher unter der Brücke gesucht.«
    »Wir haben es beim ersten Mal übersehen. Sienna Hegarty ist dringend verdächtig, ihren Vater ermordet zu haben.«
    Sie klingt kein bisschen triumphierend. Stattdessen spüre ich eine unterschwellige Trauer darüber, dass ihr Instinkt recht behalten hat.
    »Aus welchem möglichen Motiv?«, höre ich mich fragen.
    »Sie wollte, dass er tot ist.«
    »So einfach ist das.«
    »Ich unterscheide nicht zwischen einfach und schwierig, Professor. Sie versuchen, menschliches Verhalten zu verstehen und zu erklären. Ich nicht. Ich weiß nur, wir sind kleiner als Gorillas und größer als Schimpansen, schlimmer als beide, und trotz all unserer Vernunft, unserer Regeln und Gesetze, unsere niederen Instinkte stammen noch direkt aus dem Dschungel.«

13
    Der Bristol Youth Court, das zuständige Jugendgericht, ist in dem zweistöckigen Anbau eines schmutzigen Betonkastens untergebracht, den es sich mit der Bewährungshilfe und dem Familiengericht teilt. Durch die senkrechten Jalousien sehe ich einen Doppeldeckerbus vorbeifahren, dessen oberes Deck fünf Meter über dem Boden zu schweben scheint.
    Sienna sitzt neben einer Jugendsozialarbeiterin namens Felicity, die aussieht wie eine jener patenten, perfekt organisierten jungen Frauen, die alles mit einem

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