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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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rum.«
    »Wohin bist du gegangen, als Danny dich am letzten Dienstag abgesetzt hat?«
    »Nirgendwohin.«
    »Du hast eben deinen Therapeuten Robin erwähnt. Bist du am Dienstag zu ihm gegangen?«
    »Nein.«
    »Wohin dann?«
    Sie hebt die Finger.

    »Wen willst du schützen, Sienna?«
    »Niemanden.«
    Wieder trete ich den Rückzug an und frage sie stattdessen nach dem späteren Abend.
    »Wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Ungefähr um halb elf.«
    »Hat dich jemand gefahren?«
    »Bis Hinton Charterhouse habe ich den Bus genommen, den Rest des Weges bin ich gelaufen.«
    Zwei Autofahrer haben ausgesagt, dass sie ein blondes Mädchen in einem kurzen Rock gesehen haben, das am Abend des Mordes den Hinton Hill hinuntergegangen ist.
    »Das sind gut dreieinhalb Kilometer.«
    Sie antwortet nicht.
    »Hat das Licht im Haus gebrannt?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Denk nach. Stell dir vor, du stehst wieder vor dem Haus. Es ist spät. Du bist nach Hause gelaufen. Du kommst durchs Tor. Was siehst du?«
    »Ein Licht im Flur.«
    »Ist das ungewöhnlich.«
    »Mum lässt es meistens an.«
    »Wo ist dein Schlüssel?«
    »In meiner Schultasche.«
    »Kannst du sehen, wie du den Schlüssel herausholst und die Tür aufschließt?«
    Sie nickt.
    »Du öffnest die Tür.«
    Sie nickt.
    »Was siehst du?«
    »Ich blicke auf das Telefontischchen, um zu sehen, ob neue Nachrichten auf dem Anrufbeantworter angezeigt werden oder Post für mich angekommen ist. Manchmal legt Mum mir auch einen Zettel hin.«

    »Und diesmal?«
    »Nein.«
    »Was siehst du?«
    »Die Tür unter der Treppe steht offen. Dahinter steht Daddys Reisetasche. Sie ist offen. Ich sehe sein Rasierzeug und seine schmutzigen Klamotten.«
    »Was für ein Gefühl löst das in dir aus?«
    »Er soll erst am Freitag nach Hause kommen.«
    »Stört dich das?«
    »Ich bin nicht gern mit ihm allein.«
    »Was siehst du noch?«
    »Ein Licht aus dem ersten Stock.«
    »Und unten?«
    »Ich höre, dass der Fernseher läuft.«
    »Was denkst du?«
    »Wenn ich es bis in mein Zimmer schaffe, ist alles okay. Es wird keine Szene geben. Ich werde einfach die Tür abschließen und mich schlafen legen, und er wird mich in Ruhe lassen.«
    »Inwiefern in Ruhe lassen?«
    Sie hebt ihre Finger. Sie will nicht darüber sprechen.
    »Was passiert dann?«, frage ich.
    »Ich versuche, leise die Treppe hochzuschleichen. Die vierte Stufe knarrt, deshalb steige ich darüber hinweg.«
    Ihr Atem geht schneller.
    »Was ist?«
    »Ich höre etwas.«
    »Was hörst du?«
    »Die Toilettenspülung und dann einen laufenden Wasserhahn … im Bad. «
    »Bist du sicher?«
    »Er ist oben. Ich muss mich beeilen.«
    »Wo bist du?«
    »Auf der obersten Stufe. Mein Zimmer liegt direkt vor mir. Ich muss nur schnell hineinschlüpfen.«

    Sie schlägt die Hände vor den Mund.
    »Was?«
    »Ich falle!«
    »Die Treppe hinunter?«
    Eine lange Pause. »Er liegt auf dem Boden… Daddy. Er bewegt sich nicht. Ich bin auf ihm.«
    Sie zittert am ganzen Körper.
    »Was siehst du?«
    »Blut. Überall. Der Boden ist feucht. Ich sitze darin. Ich versuche zu schreien, aber ich bringe keinen Mucks heraus. Ich wische mir immer wieder die Hände ab, aber es geht nicht ab.«
    »Hörst du irgendwas?«
    »Ein Rauschen in meinem Kopf – wie Wind, nur lauter, und es füllt jede Ritze und übertönt jedes andere Geräusch. Ich kann nichts tun, dass es aufhört.«
    Sienna hält sich die Ohren zu.
    »Ist noch jemand im Haus, Sienna?«
    Sie hört mir nicht zu. Ich halte ihr Gesicht zwischen meinen Händen und zwinge sie, sich auf mich zu konzentrieren. »Ist noch jemand im Haus?«
    »Ja«, flüstert sie.
    »Kannst du sehen, wer es ist?«
    »Nein.«
    Angst trübt ihren Blick. Plötzlich ist sie auf den Beinen und versucht wegzulaufen. Ich halte sie auf, bevor sie mehr als zwei Schritte machen kann, schlinge meine Arme um sie und hebe sie mühelos hoch. Sie wehrt sich in meinen Armen, strampelt mit den Beinen. Rotz und Spucke strömen aus ihrem Mund und ihrer Nase.
    »Psst, alles ist gut. Du bist in Sicherheit. Du bist bei mir.«
    Langsam verfliegt ihre Furcht. Es ist, als würde man zusehen, wie ein aufblasbares Strandspielzeug ein Loch bekommt und langsam zu einem verkrumpelten Haufen Plastik schrumpft.
Ich setze sie wieder auf das Sofa, sie zieht die Knie an die Brust und schließt die Augen, erschöpft und innerlich aufgerissen.
    Drei Stunden dauert die Sitzung, aber Sienna kann mir nichts Neues mehr erzählen. Ihre Gefühle lassen sich nicht von ihren

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