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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Cola-Geschmack und hat ein cooles Auto.«
    »Hühnchen mit Cola-Geschmack?«
    »Es schmeckt besser, als es sich anhört.« Sie zögert und beißt sich auf die Unterlippe. »Er ist kein Loser, Dad.«
    In diesem Moment spüre ich, wie sich etwas in mir spannt und reißt. Nichts Lebenswichtiges oder Grundlegendes, sondern
ein einzelnes Fädchen, das zerfranst im Nachhall von Charlies Worten flattert.
    Emma kommt aus ihrem Zimmer und verlangt eine Gutenachtgeschichte. Das heißt, ich werde ihr zwei Geschichten vorlesen und mir eine dritte ausdenken, in der Plüschtiere und die »Kitzelspinne« vorkommen, die in meiner Tasche wohnt.
    Als sie endlich schläft, gucken Charlie und ich einen Film, der nicht für Jugendliche unter 16 Jahren freigegeben ist, aber ein paar Flüche und eine obligatorische Schlägerei erschrecken sie nicht. Wir vermeiden das Thema Sienna. Charlie hat sie mit keinem Wort erwähnt, aber ich weiß, dass sie mich fragen will.
    Der Abspann flimmert über den Bildschirm. Charlie starrt auf ihre Füße.
    »Gestern haben die anderen geredet.«
    »In der Schule?«
    »Ja.«
    »Was haben sie gesagt?«
    »Dass man Sienna wegen Mordes angeklagt hat.«
    »Das stimmt.«
    Charlie schüttelt heftig den Kopf. »Sie war es nicht.«
    »Das weißt du nicht.«
    »Doch. Sie hatte Angst vor ihrem Vater. Sie mochte ihn nicht. Aber sie hätte ihn nie umgebracht.«
    »Die Menschen tun nicht immer das, was wir erwarten.«
    Ich denke an Julianne, nicht an Sienna.
    Charlie zieht ihre Schlafanzughose hoch. »Wirst du ihr helfen ?«
    »Ich kann nichts machen.«
    »Doch, das kannst du.«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Du kennst doch Leute.« Sie wischt sich mit dem Ärmel ihrer Schlafanzugjacke die Augen, aber sie schimmern immer noch. »Du kannst den wahren Täter finden.«

    »Ich bin kein Detektiv.«
    Ich weiß, was sie vorschlägt, aber sie verlangt zu viel.
    »Du bist müde. Geh ins Bett. Du musst schlafen.«
    Ich höre die Stufen knarren, als sie die Treppe hinaufsteigt. Auf dem oberen Absatz bleibt sie stehen und flüstert laut:
    »Gute Nacht, Dad.«

15
    Oakland House liegt am Rand des Bristol Channel, inmitten von knapp acht Hektar Land und eingefriedet von Bäumen und einem Zaun mit Eisendornen, und nennt sich Klinik für forensische Psychiatrie. Früher wäre es eine Irrenanstalt oder ein Sonderkrankenhaus gewesen, aber egal wie man es heute bezeichnet, das Stigma bleibt.
    Walton, das nächste Dorf, liegt knapp einen Kilometer entfernt, Bristol weitere fünfzehn. Das ist eine Konstante bei der Errichtung und Verwaltung jeder psychiatrischen Einrichtung – aus dem Auge, aus dem Sinn. So geht es seit mehr als zweihundert Jahren.
    Sienna sitzt auf der Fensterbank. Das eine Bein hat sie angewinkelt und umschlingt es mit beiden Armen, während sie das andere baumeln lässt, sodass ihre Fußspitze den Boden streift. Sie trägt ein Kleid, das zu groß für sie ist, und eine formlose Strickjacke. Ein Faden der dunklen Wolle hat sich aus dem Ärmel gelöst, und sie zupft daran und rollt ihn auf ihrer Handfläche hin und her.
    Das Fenster ist beschlagen. Sie malt mit dem Finger auf die Scheibe. Auf dem Bristol Channel sieht man Schaumkronen auf dem Wasser, die mein Vater »weiße Pferde« nennt, obwohl ich nie verstanden habe, warum.
    Ich stehe in der Tür des Zimmers und beobachte Sienna. Ihre Bewegungen sind fast übertrieben langsam, und ihre ganze Körpersprache wirkt passiv und resigniert.
    Ich sage Hallo, und sie belohnt mich mit einem breiten Lächeln.

    »Ich dachte mir, dass Sie kommen.«
    »Wieso?«
    »Ich wusste es einfach. Ich hab hier gesessen und gedacht, wie nett es wäre, wenn ich jemanden zum Reden hätte, und da sind Sie.«
    Sie stellt das so nüchtern fest, dass ich beinahe glaube, sie hätte mich durch schiere Willenskraft an diesem Ort materialisiert. Sie greift in die Tasche ihrer Strickjacke und zieht drei Früchte mit orangefarbener Schale heraus.
    »Wissen Sie, was der Unterschied zwischen Mandarinen und Klementinen ist?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Mandarinen sind nicht so süß.« Sie gibt mir eine. »Frisches Obst ist gesund. Es hilft Ihnen bestimmt auch damit.«
    Sie zeigt auf meine linke Hand, wo Daumen und Zeigefinger Pillen drehen. Ich kämpfe gegen den Impuls an, die Hand in die Tasche zu stecken.
    »Und warum zittern Sie?«
    »Es ist nichts.«
    Sienna wirkt enttäuscht. »Das ist Ihre erste Lüge.«
    »Woher weißt du, dass ich lüge?«
    »Ich weiß es einfach.«
    Ich drücke meinen Daumen

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