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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gegenseitig mit dysfunktionalen Verwandten zu übertreffen. Wenn ich so mit Ruiz rede, fühle ich mich nicht mehr so mies wegen meiner eigenen Eltern. Seine Mutter leidet an Demenz und lebt in einem Pflegeheim. Das Einzige, woran sie sich klar erinnern kann, ist der Krieg und alle peinlichen Details aus Ruiz’ Kindheit, die sie bei jedem seiner Besuche mit Megaphon-Lautstärke zum Besten gibt.
    »Reden unsere Kinder auch so über uns?«, fragt er.
    » Wahrscheinlich.«
    Mein Handy vibriert. Ich ziehe es aus der Tasche und starre auf die Nummer auf dem Display, ohne sie zu erkennen.
    »Professor O’Loughlin?«
    »Ja.«
    »Vielleicht erinnern Sie sich an mich – Dr. Martinez. Ich habe Sienna Hegarty behandelt, nachdem Sie sie ins Krankenhaus gebracht haben.«
    In der nachfolgenden Pause höre ich im Hintergrund eine Lautsprecherdurchsage des Krankenhauses.
    »Sie haben mich gefragt, ob ich sie nicht auf Spuren einer Vergewaltigung untersuchen wollte, und ich habe gesagt, dass ich das ohne Erlaubnis der Eltern nicht darf.«
    »Ja.«
    »Es gab Spuren eines harten Geschlechtsverkehrs, der auch eine Vergewaltigung hätte sein können. Und da war noch etwas. Sie hatte eine Fehlgeburt.«
    Der Satz fällt zischend in mein Bewusstsein, wie eine Aspirintablette, die sich in einem Glas Wasser auflöst. »Sie muss
den Fötus an dem Abend verloren haben, als sie eingeliefert wurde.«
    »In der wievielten Woche war sie?« Ich erkenne meine eigene Stimme nicht wieder.
    »Ich habe einen Blutschwangerschaftstest durchführen lassen, bei dem der hCG-Wert gemessen wird. Der Hormonlevel verdoppelt sich von der Empfängnis an vier Wochen lang jeden zweiten Tag. Bei ihrem Level würde ich sagen, sie war im ersten Trimester — mindestens vierte Woche, nicht mehr als zehn.«
    Er hört auf zu reden. Das Schweigen dehnt sich.
    »Sind Sie noch da?«, fragt er.
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das Richtige getan habe, aber da Sie gefragt hatten…«
    »Vielen Dank, wirklich sehr aufmerksam.«
    Er will schon auflegen, als mir noch etwas einfällt. »Hat sie es gewusst?«, frage ich.
    »Ihre Regel war zu spät. Die meisten Frauen kennen ihren Zyklus.«
    Unter dem im Haus gesicherten Beweismaterial waren keine Abfälle eines Schwangerschaftstests, aber Sienna hätte sie vermutlich auch beseitigt.
    Ich beende das Gespräch und betrachte die verblassenden Lichter auf dem Display. Ruiz beobachtet mich von der anderen Seite des Tisches.
    »Sie war schwanger«, flüstere ich. »Sie hatte am Abend des Mordes eine Fehlgeburt.«
    »Kann man einen Vaterschaftstest machen?«
    »Nicht ohne den Fötus.«

17
    Unmittelbar südlich von Reading fahre ich auf einen Autobahnrastplatz, parke zwischen Sattelschleppern und Touristenbussen, gehe über den Parkplatz und betrete eine hell erleuchtete Lobby mit Fast-Food-Restaurants und Läden.
    Die Männertoilette ist ein höhlenartiges Labyrinth, trotzdem muss ich mich für ein Urinal anstellen. Die Männer um mich herum sind Lkw-Fahrer in karierten Hemden oder Fußballtrikots über Bierbäuchen. Einer von ihnen zieht seine Jeans hoch und schlendert davon wie ein Mann, der sein Revier markiert hat.
    Meine linke Hand zittert. Meine Blase macht nicht, was sie soll. Ich stehe da und starre an die Wand. Irgendjemand hat über dem Urinal mit Textmarker an die Wand geschrieben: Express-Spur: fünf Bier oder mehr .
    Nichts passiert. Die Schlange wird länger.
    »Piss oder verpiss dich«, sagt ein Lkw-Fahrer, der seine Brieftasche mit einer Kette an seinem Gürtel befestigt hat.
    »Tut mir leid. Bin sofort fertig.«
    Er grunzt und sagt etwas zu dem Mann neben ihm. Sie lachen. Jetzt passiert bestimmt nichts mehr. Das ist eine der Nebenwirkungen meiner Medikamente. Früher konnte ich pinkeln wie ein Rennpferd, jetzt spritze und tröpfele ich.
    Vor der Toilette rufe ich die Trinity Road Police Station an. Ronnie Cray ist in einer Besprechung. Monk nimmt ab. Es gibt Menschen, deren Stimme nicht zu ihnen passt, aber Monks Organ tönt tief aus seiner Brust und scheint durch die Leitung zu poltern wie durch einen langen Tunnel.

    »Danny Gardiner?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Haben Sie ihn befragt?«
    »Ja.«
    »Sienna war schwanger.«
    Ich höre, wie Monk langsam ausatmet.
    »Die Chefin ist nicht da.«
    »Können Sie mich mitnehmen?«
    Monk zögert kurz. Wir verabreden uns vor Danny Gardiners Haus.
    Der Rest der Fahrt bleibt mir, um über die Implikationen von Siennas Schwangerschaft nachzudenken. Ich erinnere mich an den

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