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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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in die Mandarine. Die Schale löst sich leicht, und der Raum wird von Zitrusaromen erfüllt.
    »Ich möchte darüber reden, was neulich abends passiert ist.«
    Beinahe unmittelbar spüre ich, wie sie sich innerlich zurückzieht. Sie sieht mich nicht mehr an und zerdrückt die Schale in ihrer Faust.
    »Ich weiß, dass du Angst hast.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Ich weiß, aber zuerst musst du ein paar Fragen beantworten. Das Gericht möchte, dass ich ein psychiatrisches Gutachten erstelle.«
    »Was heißt das?«

    »Sie wollen wissen, ob es wahrscheinlich ist, dass du dir oder einem anderen Menschen etwas antust.«
    »Das würde ich nicht machen.«
    Sie wendet sich wieder dem Fenster zu, als hätte sie Angst, die Ankunft von irgendwem zu verpassen.
    »Ich kann dich nicht zwingen, mit mir zu reden, Sienna. Das heißt, es liegt ganz allein an dir, ob wir diese Unterhaltung führen oder nicht. Ich werde nicht ärgerlich werden, wenn du gar nichts sagst. Ich werde nicht wütend oder sauer sein. Im schlimmsten Fall gehe ich hier raus und halte fest, du konntest nicht mit mir sprechen.«
    Sie entspannt sich sichtlich, steckt ein Stück Mandarine in den Mund und zermahlt es zwischen den Zähnen.
    »Also, erzähl mir, wie du dich fühlst.«
    »Einsam. Ich hab Heimweh.«
    »Du bist des schwersten aller Verbrechen angeklagt worden. «
    »Ich war es nicht.«
    »Du hast der Polizei erzählt, dass du dir gewünscht hast, er wäre tot. «
    »Das ist nicht das Gleiche. Das sind bloß Worte.« Ihre kordelartigen Locken schwingen gegen ihre Wangen. »Robin sagt, ich soll schlechte Erinnerungen in farbige und weiße trennen – wie die Wäsche — und sie durch die Maschine laufen lassen. Sie wegwaschen. Vorwäsche, Hauptwäsche, Schleudergang. Ich habe gelacht, als er mir das erklärt hat, aber Robin meint es wirklich so. «
    »Wer ist Robin?«
    »Mein Therapeut.«
    Robin Blaxland. Annie Robinson hatte für Sienna einen Termin bei ihm gemacht.
    »Hast du mit Robin über deinen Vater gesprochen?«
    »Manchmal.«
    »Und wirst du auch mit mir reden?«

    Sie zuckt wieder die Achseln.
    Ich fordere sie auf, sich auf das Sofa zu setzen, sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen.
    »Spürst du, wie deine Nasenlöcher sich beim Einatmen ein wenig öffnen? Die Luft fühlt sich kühler an, wenn du einatmest, und wärmer, wenn du ausatmest. Ich will, dass du den Temperaturunterschied spürst und fühlst, wie die Luft deine Lungen füllt.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde nur reden. Wenn ich dich etwas frage, das dich aufregt oder dir Angst macht, möchte ich, dass du die rechte Hand hebst. Du musst nur die Finger ein wenig anheben, dann weiß ich, dass ich aufhören soll. Das ist unser besonderes Zeichen. «
    Sienna nickt.
    »Lass uns ganz am Anfang beginnen. Wo bist du geboren?«
    »In Bristol.«
    »Du bist die Jüngste.«
    »Ja.«
    »Wie alt ist Zoe?«
    »Neunzehn.«
    »Und Lance?«
    »Zweiundzwanzig. «
    Ich bleibe bei eng umgrenzten Fragen und entlocke ihr behutsam ihre Geschichte, was dauert, weil ihre Antworten meist einsilbig ausfallen. Sienna spricht über die Schule – ihr Lieblingsfach ist Englisch, ihre Lieblingslehrerin Mrs. Adelaide. Ich frage sie nach anderen Fächern und anderen Lehrern.
    Dann fällt mir ein sonderbares Detail auf. Sie erwähnt Gordon Ellis nicht, ihren Theaterlehrer, obwohl Charlie und sie seit Monaten von nichts anderem reden als dem Musical. Sie haben in ihre Haarbürsten gesungen und vor dem Spiegel getanzt.
    Ich lenke das Gespräch zurück auf den letzten Dienstag und die Probe am Nachmittag.

    »Erinnerst du dich daran, Ärger mit Mr. Ellis gehabt zu haben ?«
    »Ja.«
    »Mr. Ellis war ziemlich streng mit dir.«
    »Daran bin ich gewöhnt.«
    »Magst du ihn?«
    »Er ist okay.«
    »Du passt auf seinen kleinen Sohn auf.«
    »Manchmal.«
    »Hat dein Vater je mit Mr. Ellis gestritten?«
    Sienna hebt die Hand. Sie will nicht darüber sprechen.
    »Möchtest du nicht über deinen Vater oder nicht über Mr. Ellis reden?«
    Sienna hebt wieder die Hand. Wie versprochen wechsele ich das Thema und frage sie stattdessen nach Danny Gardiner.
    »Wie hast du ihn kennengelernt?«
    »Das ist schon Urzeiten her. Er ist mit Lance zur Schule gegangen. «
    »Aber jetzt bist du mit ihm zusammen?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit Anfang letzten Jahres.«
    »Holt er dich manchmal von der Schule ab?«
    Sie nickt.
    »Und wohin fahrt ihr dann?«
    »Ins Kino oder ins Einkaufszentrum oder einfach nur

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