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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gewesen wäre? Was würden wir tun?
    Julianne wirkt nachdenklich. »Ich bin heute am Haus der Hegartys vorbeigekommen und hab gesehen, dass alle Vorhänge zugezogen waren. Und dann hab ich angefangen, über Sienna nachzudenken. Sie war immer hier, Joe, sie ist zum Abendessen geblieben oder hat, mit Charlie auf dem Sofa zusammengerollt,
hier übernachtet.« Sie atmet tief ein. »Dann habe ich darüber nachgedacht, wie wütend ich auf dich war, und über manche Sachen, die ich gesagt habe.«
    Sie sieht mir in die Augen und gibt mir das Gefühl, dass all ihre erinnerte Wut, Trauer und Ungeduld fort sind.
    »Wir haben niemanden verloren, Joe. Wir haben zwei wunderbare Töchter. Wir hatten großes Glück.«
    »Ich weiß.«
    Ihre meergrauen Augen schimmern. »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte.«
    »Was?«
    »An manchen Abenden vermisse ich dich so sehr, dass ich mich in den Schlaf weine, und an anderen Abenden wird mir klar, dass es mich meine ganze Kraft und mehr gekostet hat, dich zu lieben. Ich hatte nicht genug … ich werde nie genug haben.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich?«
    »Lass mich zurückkommen.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht stark genug, um mit dir zu leben. Ich bin kaum stark genug, ohne dich zu leben.«
    »Warum?«
    »Weil du nicht immer hier sein wirst.«
    Eine Strähne ihres Haars löst sich, und sie streicht es zurück hinter ihr Ohr. Einen Moment glaube ich, dass sie vielleicht anfängt zu weinen. So nahe den Tränen habe ich sie zuletzt vor zwei Jahren gesehen, in ihrem Krankenhauszimmer, wo der Regen Schlieren an die Fenster malte und es sich anfühlte, als würden die Wolken für mich weinen.
    »Ich liebe dich nicht mehr«, erklärte Julianne mir ausdruckslos und kalt. »Nicht richtig – nicht so wie früher.«
    »Es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt nur Liebe«, antwortete ich.
    Was weiß ich denn?

    Jetzt lächelt sie mich traurig an. »Du bist so gut darin, andere Menschen zu analysieren, Joe, nur bei dir selber nicht.«
    »Und bei dir.«
    »Ich hasse es, wenn du mich analysierst.«
    »Ich versuche, es nicht zu tun. Als großartiges Rätsel bist du mir lieber. «
    Diesmal lacht Julianne aufrichtig.
    »Das ist mein Ernst«, sage ich. »Ich will dich nicht verstehen. Ich will nicht wissen, was du als Nächstes machst. Ich will den Rest meines Lebens mit dem Versuch verbringen, dieses Rätsel zu lösen.«
    Sie schüttelt seufzend den Kopf. »Du bist ein anständiger Mann, Joe, aber…«
    Ich unterbreche sie. Kein Satz, der so anfängt, ist je eine frohe Botschaft. Was, wenn sie klar Schiff macht, bevor sie mir erklärt, dass sie Harry Veitch heiraten wird?
    »Sag mir etwas Ehrliches«, fordere ich sie auf.
    Julianne presst die Lippen zu zwei unnachgiebigen Linien zusammen. »Willst du damit sagen, dass ich normalerweise lüge?«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte bloß über etwas Wichtiges reden. «
    »Dies ist kein Pflichtgespräch, Joe.«
    »Ich mag es, wenn wir über die Mädchen reden. Dann habe ich das Gefühl, dass wir noch immer eine Familie sind.«
    »Wir können unser Leben nicht noch einmal von vorn leben«, flüstert sie traurig.
    »Ich weiß.«
    »Wirklich? Manchmal bin ich mir da nicht so sicher.«

18
    Am Dienstagnachmittag parke ich den Volvo vor einem Haus aus verwittertem Stein mit Schieferdach. Durch den kleinen quadratischen Vorgarten führt ein Rasenstreifen, rechts und links davon drängen Gerbera aus dem Lehmboden ans Sonnenlicht.
    Ich nehme meinen Mantel vom Beifahrersitz, gehe den Pfad zur Haustür hinauf, klingele kurz und setze meine freundlichste professionelle Miene auf. Niemand öffnet. Ich drücke erneut auf die Klingel und halte mein Ohr an die Tür. Von drinnen dringt Fernsehgelächter.
    Ich gehe zum vorderen Fenster und versuche, durch die Gardinen in das trübe Zwielicht eines Wohnzimmers zu spähen. Ich kann die verschwommenen Umrisse einer Gestalt auf dem Sofa ausmachen. Vielleicht hat sie die Klingel nicht gehört.
    Dieses Mal klopfe ich laut und lausche dann auf Schritte, gedämpfte Stimmen oder ein Atmen auf der anderen Seite der Tür.
    Nichts.
    Ich will gerade wieder gehen, als ich aus dem Garten hinter dem Haus eine Stimme höre. Gordon Ellis kommt ums Haus. Er trägt eine Trainingshose und ein Rugby-Shirt der Harlequins. Sein kastanienbraunes Haar fällt ihm in die Augen, und er wischt es sich aus der Stirn.
    »Hallo. Warten Sie schon lange? Ich war im Garten.«
    »Nein, noch nicht lange.«
    Er mustert mich

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