Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
genauer. »Kennen wir uns?«
»Ich bin Charlie O’Loughlins Vater.«
»Natürlich.« Er streckt mir seine Hand hin: ein Mörderhändedruck. »Nennen Sie mich einfach Gordon.«
»Joe.«
Er trägt eine Hacke über der Schulter.
»Charlie ist ein großartiges Mädchen.«
»Danke.« Ich blicke zur Haustür. »Ich will Sie nicht stören … falls Sie Besuch haben.«
»Nein. Ich bin allein. Natasha ist einkaufen gegangen. Ich hab ein paar Arbeiten erledigt. Ich bin fast fertig. Haben Sie was dagegen, wenn wir uns im Garten unterhalten?«
Ich folge ihm über den Pfad neben dem Haus. Neben Recycling-Tonnen lehnt ein rostiges Fahrrad an einem Zaun. In dem langen schmalen Garten gibt es einen Sandkasten mit Spielzeug, ein Gemüsebeet und ein kleines Gewächshaus. Am anderen Ende sind ehemalige Stallungen, die zu einer Garage mit Zufahrt auf einen Feldweg umgebaut sind.
Durch eine offene Seitentür sehe ich ein silberfarbenes BMW Cabriolet. Ellis folgt meinem Blick.
»Sie fragen sich, wie sich ein Lehrer so ein Auto leisten kann ?«
»Der Gedanke kam mir.«
»Natashas Familie ist steinreich. Man könnte sagen, ich habe eine gute Partie gemacht.« Er wirkt ein bisschen verlegen. »Wir haben uns in der Schule kennengelernt. Ich wusste nicht, dass sie reich war. Ehrlich.«
Er lacht und fängt an, die Erde des Gemüsebeets umzugraben. Er holt aus und treibt die Hacke in den festen Boden.
»Ich bin spät dran. Ich hätte eigentlich schon vor Monaten pflanzen müssen.«
Ich blicke zum Haus, das aus dieser Perspektive irgendwie weniger einladend wirkt, mit kleinen, strengen Fenstern. Auf der Straßenseite fällt eine Tür zu. Ellis hat es auch gehört. Unsere Blicke treffen sich.
»Was kann ich für Sie tun, Joe?«
»Ich wollte Sie nach Sienna Hegarty fragen.«
Wieder holt er mit der Hacke aus. »Schreckliche Geschichte!«
»Sie stehen sich nahe?«
»Sie ist eine Schülerin von mir. Sie spielt in dem Musical mit.«
»Ich habe die Probe am letzten Dienstag gesehen. Sie waren sehr streng mit ihr.«
»Sienna war abgelenkt. Sie hat ihren Text vergessen. Ihr Timing war daneben. Ich weiß, was sie kann.« Er hält inne und wischt sich mit dem Unterarm die Stirn ab. »Aber Sie sind bestimmt nicht gekommen, um über das Musical zu sprechen.«
»Nein.«
»Warum sind Sie dann hier?«
»Ich versuche, Sienna zu helfen. Ich bin Psychologe. Ich bin gebeten worden, für das Gericht ein psychiatrisches Gutachten zu erstellen.«
»Und wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich habe vor ein paar Tagen mit Sienna gesprochen. Ich habe sie nach der Schule gefragt – allgemeine Fragen über ihre Lieblingsfächer und -lehrer. Als sie ihre Lehrer aufgezählt hat, hat sie Sie ausgelassen.«
»So wie Sie das sagen, klingt das, als hätte sie eine Prüfung nicht bestanden.«
»Als Ihr Name fiel, wurde sie sehr aufgeregt. Sie wollte nicht über Sie sprechen. Können Sie sich einen Grund dafür vorstellen ?«
»Nein.«
»Ihnen fällt gar nichts ein?«
Er hält die Hacke mit beiden Fäusten gepackt über seinem Kopf. »Warum sind Sie wirklich hier, Mr. O’Loughlin?«
Die Vornamen sind wieder vergessen.
»Miss Robinson, die Beratungslehrerin, hat gesagt, dass Sie Sienna ermutigt hätten, mit ihr zu sprechen. Hat Sienna Ihnen erzählt, was sie bekümmert?«
Ellis entspannt sich ein wenig. Er zückt ein Papiertaschentuch, wischt sich die Mundwinkel ab und blickt an mir vorbei in die Baumwipfel.
»Manchmal merkt man einfach, wenn einem Kind etwas auf der Seele liegt. Sienna war still. Ängstlich.«
»Wann ist Ihnen das aufgefallen?«
»Es war irgendwann im letzten Sommer. Die Schule hatte nach den Ferien gerade wieder begonnen. Es war heiß, und niemand außer Sienna trug einen Pullover, was mir seltsam vorkam. Dann fiel mir Blut auf ihrer Hand auf, das von ihrem Unterarm heruntergelaufen war. Sie hielt die Arme so verschränkt, dass niemand es sehen konnte. Sie hatte sich selbst geritzt und blutete noch.«
»Hat sie Ihnen gesagt, warum.«
»Nein. Und sie wollte auch nicht ins Sanitätszimmer gehen. Also hab ich ein paar Verbände geholt und sie ihr in die Schultasche gesteckt. Sie hat nichts gesagt, aber ich glaube, sie wusste, dass ich es war. «
»Haben Sie den Zwischenfall gemeldet?«
»Nein, aber danach habe ich sie im Auge behalten. Sie ist in die Theater-AG eingetreten. Im Laufe der Zeit hat sie angefangen, mir zu vertrauen. Wir haben geredet.«
»Worüber?«
»Sie hatte zu Hause Probleme mit ihrem Vater.«
»Was für
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