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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Probleme?«
    »Muss ich es Ihnen vorbuchstabieren, Mr. O’Loughlin? Ich habe Sienna ermutigt, mit der Beratungslehrerin zu sprechen. Und als sie sich weigerte, zu einem Therapeuten zu gehen, habe ich ihr gesagt, dass das ein Fehler ist.«
    »Sie hat Ihnen vertraut.«
    »Ich glaube schon.«
    »Wieso?«
    Er blinzelt, unvermittelt wütend. »Vielleicht weil ich bereit war, ihr zuzuhören. «

    »Hat sie Ihnen erzählt, dass sie missbraucht wurde?«
    »Nein, ich wusste es einfach. Wenn man lange genug unterrichtet, lernt man die Zeichen zu erkennen.«
    Er lehnt die Hacke an den Zaun, nimmt eine Harke und fängt an, die Erde zu glätten und Abflussrinnen zu ziehen. Auf der anderen Seite des Zaunes hängt eine Nachbarin ihre Wäsche auf, Weißwäsche, Bettzeug und Handtücher.
    Gordon erwidert ihr Winken.
    »Sienna brauchte meine Hilfe. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.« Er klingt, als hätte er einen Kloß im Hals.
    »Wussten Sie, dass Sienna schwanger war?«
    Ellis stutzt kurz, die Harke halb angehoben. Anspannung fließt durch seine Schultermuskeln. Dann atmet er aus und schüttelt den Kopf.
    »Ich weiß, dass sie einen Freund hatte.«
    Die Nachbarin hat die Wäsche fertig aufgehängt und ruft ihren Hund. »Hierher, Jake, komm, mein Junge. Komm, Jake.«
    Ellis starrt mich jetzt direkt an, den Griff der Harke über die Schulter gelegt.
    »War Sienna in Sie verliebt?«
    »Ja.«
    »Das geben Sie zu.«
    »Es kommt vor.«
    »Das macht Ihnen keine Sorgen?«
    »Im Gegenteil – ich fasse es als Kompliment auf. Es ist ein Zeichen dafür, dass ich meinen Job verdammt gut mache.«
    »Dass Sie Ihren Job gut machen?«
    »Sie müssen verstehen, worauf es beim Unterrichten ankommt. Wenn ich meinen Job anständig mache, kann ich die Art, wie ein Schüler oder eine Schülerin über sich denkt, verändern. Es ist ein Prozess der Verführung, aber nicht im sexuellen Sinn. Es geht vielmehr darum, Interesse und Leidenschaft zu wecken, die vorher nicht da waren. Die Schüler wollen etwas, von dem sie davor nicht wussten, dass sie es wollten.«

    »Sie machen sie verliebt in das Thema?«
    »Durch mich fühlen sie sich erregt, beflügelt, provoziert und herausgefordert.«
    »Das heißt, Sie ermutigen Ihre Schüler, sich zu verlieben?«
    »Ja, aber nicht, um mein Ego zu befriedigen. Stattdessen lenke ich den Fokus auf den Schüler oder die Schülerin zurück. Ich ermutige sie, ihre neu entdeckte Neugier und Leidenschaft zu nutzen, sich auf sie einzulassen und davon an neue Orte führen zu lassen.«
    »Und was geschieht, wenn eine Schülerin diese Verliebtheit sexualisiert?«
    »Dann trete ich einen Schritt zurück und weise sie sanft ab. Sienna hat sich nicht in mich verknallt, weil sie mit mir zusammen sein wollte, sondern weil sie so sein wollte wie ich . Ich habe das Beste in ihr zum Leben erweckt. Ich habe ihr das Gefühl gegeben, besonders zu sein. Das hat nichts mit körperlicher Anziehung zu tun. Es ist eine Begegnung der Köpfe.«
    Bei ihm klingt es so plausibel, dass niemand seine Logik anzweifeln könnte. Er ist ein leidenschaftlicher, brillanter Lehrer, aber welches pubertierende Mädchen kennt den Unterschied zwischen Verführung und Überredung, zwischen Liebe und Verliebtheit?
    »Kannten Sie Ray Hegarty?«
    »Wir sind uns ein oder zwei Mal begegnet.«
    Ellis blickt mit sorgenvollem Lächeln auf seinen Garten. »Wenn ich nicht bald pflanze, haben wir diesen Sommer überhaupt kein Gemüse.«
    Eine Windböe verweht seine Worte.
    »Wie geht es Sienna?«
    »Sie ist traumatisiert.«
    »Ist das Baby…«
    »Sie hatte eine Fehlgeburt.«
    Er nickt traurig und wendet den Blick zum perlgrauen Himmel. »Vielleicht war es das Beste so.«

    Irgendetwas steigt brennend in meiner Speiseröhre auf. Ich schlucke es herunter, höre mich auf Wiedersehen sagen und gehe über den Rasen zurück zu dem Pfad neben dem Haus.
    Dabei fällt mir wieder die Garage mit dem Sportwagen auf.
    Ich drehe mich noch einmal zu Ellis um. »Was für einen Wagen fährt Ihre Frau?«, frage ich.
    Er lächelt. »Natasha interessiert sich nicht besonders für Autos. Sie müssen sie bloß von A nach B bringen.«
    »Und was für ein Auto fährt sie?«
    »Einen Ford Focus.«

19
    Manchmal wissen wir Dinge, auch wenn wir nicht wissen , dass wir sie wissen. Vielleicht spüren wir nur ein Flattern im Bauch, einen nagenden Zweifel oder eine unerklärliche Gewissheit, dass etwas geschehen ist.
    Man kann es Intuition oder Scharfblick nennen. Einen sechsten Sinn gibt es

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