Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
hatte das Gefühl, dass er zu hart … zu streng zu ihr war. Er machte ihr Angst. Sienna hatte einen wiederkehrenden Traum, in dem ein dunkelhaariger Mann in ihr Zimmer kam. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, und manchmal hatte er nicht einmal eine physische Gestalt, aber sie wusste, dass er etwas Böses verkörperte, das über ihr schwebte.«
»Und sie hat das Wort ›böse‹ verwendet?«
»Ja. Warum?«
»Es kommt mir nur ungewöhnlich vor.«
War das Robin Blaxlands Terminologie oder Siennas?
»Was können Sie mir noch über diesen Traum sagen?«, frage ich.
»Das Element, das mit größter Regelmäßigkeit wiederkehrte, war Siennas Überzeugung, wach und bei Bewusstsein zu sein, ohne sich rühren, das Licht anmachen oder um Hilfe rufen zu können. Sie sprach davon, in ihrem Traum ›gefangen‹ zu sein, und von ›einem Rauschen‹ in den Ohren.«
»Falsches Erwachen?«
»Ganz genau.«
Das »Rauschen« hat Sienna auch erwähnt, als ich mit ihr im Oakham House gesprochen habe.
»Konnte sie diesen Mann erkennen?«
»Nein, aber es war eine manipulative Figur.«
»Könnte der dunkelhaarige Mann ihr Vater sein?«
»Ich weiß nicht, ob diese Traumgestalt sich auf eine reale
Person oder vielleicht sogar eine Kompilation verschiedener Personen bezog. Möglicherweise war sie auch nur die Reflexion einer dunkleren Seite, also eines Aspekts von Siennas eigener Persönlichkeit.«
»Wie oft hatte sie diese Träume?«
»Jede Nacht, sagte sie. Manchmal wachte sie auf und stellte fest, dass ihr Zimmer durchsucht worden war. Kleidung und andere Dinge waren auf dem Boden verstreut.«
»Hat sie Ihnen erzählt, dass sie sexuell missbraucht wurde?«
Er zögert. »Nein, aber ich habe es vermutet.«
»Sie haben Ihre Befürchtungen nicht gemeldet?«
»Ich hatte keinen Beweis«, verteidigt er sich.
Von meinem Platz aus kann ich den Flur hinunter bis zu einer offenen Tür sehen — ein Kinderzimmer mit einer Alphabettafel an der Wand und Spielsachen, die aus einer Truhe quellen.
»Hat sie je über die Schule gesprochen?«
»Natürlich.«
»Auch über ihre Lehrer?«
Mr. Blaxland trommelt mit den Fingern auf sein Knie. »Über niemanden speziell.«
»Was ist mit Gordon Ellis, ihrem Theaterlehrer?«
»Er war offensichtlich sehr besorgt um sie.«
»Hat sie davon gesprochen, dass sie einen Freund hat?«
»Ja. Ich hatte den Eindruck, dass er möglicherweise ein wenig älter war. «
»Warum?«
»Sie hat erzählt, dass sie mit ihm übers Wochenende wegfahren wollte. Das kam mir seltsam vor, weil sie noch so jung ist.«
»Hat sie gesagt, wohin?«
Er zuckt die Achseln. »Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt gefahren ist. Sienna war die Sorte Mädchen, die oft etwas einfach nur gesagt hat, um mich zu schockieren.«
»Wussten Sie, dass sie schwanger war?«
In seinen Augen flackert ehrliche Überraschung auf. Er blinzelt. In diesem Moment sehe ich für einen kurzen Moment etwas. Beunruhigung. Verlegenheit. Er hat ein wirklich wichtiges Detail nicht mitbekommen.
»Haben Sie Ihre Sitzungen aufgezeichnet, Mr. Blaxland?«
»Nein.«
»Haben Sie sich Notizen gemacht?«
»Ich fand es immer hilfreicher, sich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was der Patient sagt. Manchmal schreibe ich mir hinterher etwas auf.«
»Aber nicht immer?«
Ich spüre ein leichtes Zurückweichen, doch sein Blick bleibt fest. »Nein.«
Ich mustere sein Gesicht auf einen Hinweis, dass er etwas zurückhält.
»Vielleicht könnten Sie mir Ihre Notizen zur Verfügung stellen …«
»Ich habe Ihnen persönlich zur Verfügung gestanden. Das sollte reichen.«
Von der Treppe kommen Schritte. Mrs. Blaxland späht durch das Geländer. »Dein Essen wird kalt, Robin.«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sage ich und stehe langsam auf. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Ich nehme meinen Mantel von der Garderobe und bleibe an der Haustür noch einmal stehen.
»Wie viel?«, frage ich.
»Pardon?«
»Wie viel haben Sie Sienna für ihre Sitzungen berechnet?«
»Mein übliches Honorar – fünfundvierzig Pfund für fünfzig Minuten.«
»Woher hatte sie das Geld?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Es ist schon nach acht, und der Tag geht zu Ende, aber ich habe das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Es ist noch kälter geworden, auf den geparkten Autos haben sich Tautropfen gebildet. Auf allen bis auf einen dunklen Land Rover, der ein Stück die Straße hinunter parkt.
Er hat getönte Scheiben, sodass ich keine Insassen
Weitere Kostenlose Bücher